Einzelhandel Finanzinvestor Vedder greift nach Kaufhof

Der Finanzinvestor Clemens Vedder will beim Umbau des Metro-Konzerns mitmischen und bringt sich für den Kauf des Warenhausablegers Kaufhof in Stellung.

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Finanzinvestor Clemens Vedder Quelle: REUTERS

„Wann immer Clemens Vedder in seinem Land-Rover durch Sylt gondelt, wummern die Rolling Stones im Autoradio. Die Rockerriege ist die Lieblingsband des Finanziers, der vor acht Jahren mit seinem Investorenverbund Cobra die Commerzbank attackierte. Nun will er für Rock ’n’ Roll im Handel sorgen.“ So begann ein Artikel der WirtschaftsWoche über den Finanzinvestor Clemens Vedder im September 2008.  Vedder, so berichtete die WirtschaftsWoche damals, hätte insbesondere die Metro-Warenhaustochter Kaufhof im Visier.

Heute, eineinhalb Jahre später, lässt Vedder Taten folgen: Über sein Beteiligungsunternehmen Goldsmith hat er offiziell Interesse an der Metro-Tochter angemeldet. Beträge bis zu drei Milliarden Euro könne er stemmen, heißt es in der Branche. Ein Metro-Sprecher wollte Vedders Kaufambitionen nicht kommentieren.

Cobra übernehmen Sie

Vedders Aufstieg zu einem der prominentesten deutschen Finanzinvestoren ist legendär: Der heute 63-Jährige begann einst als Lehrling bei Hertie, wurde mit 19 zum jüngsten Einkäufer im ganzen Warenhauskonzern befördert. Später wechselte er ins Immobilienfach und verkaufte Eigentumswohnungen im großen Stil. Als ihm auch das nicht mehr ausreichte, verlegte er sich kurzerhand auf den Handel mit Unternehmensteilen.   

Gemeinsam mit seinem langjährigen Geschäftspartner Klaus-Peter Schneidewind hat der Finanzier in der Vergangenheit etwa Unternehmen wie Asko, AVA oder Spar aufgemischt. Auch an Anlage-Ideen jenseits des Einzelhandels mangelte es nicht.

Über ihre Beteiligungsgesellschaft Cobra hatten Vedder und Schneidewind ab 1999 über die Börse fast 20 Prozent der Aktien an der Commerzbank zusammengekauft. Anschließend setzten sie die Commerzbank unter Druck, mit einem anderen Kreditinstitut zu fusionieren - um so den Aktienkurs weiter in die Höhe zu treiben. Zwar scheiterte der Deal letztlich. Dass Vedder dabei Geld verloren hat, bezweifeln Insider jedoch.

In den vergangenen Jahren hat sich der Investor am Bonner Immobilienkonzern IVG beteiligt. Zudem baute er profane Häuser zu feudalen Villen um, um sie anschließend mit Aufschlag weiterzuverkaufen.

Die Preise werden steigen

Wie Vedder sein Geld mehrt, zeigt aber wohl am Besten sein Investment bei einem kleinen Berliner Unternehmen: Vedder gehört zu den Großaktionären der börsennotierten Camera Work AG.  Die Gesellschaft besitzt eine der weltweit größten Photo- und Photobuchsammlungen, etwa von Künstlern wie Man Ray, Richard Avedon, Irving Penn, Helmut Newton und Peter Lindbergh. Vedders Grundidee: Da sich die Fotografie als Kunstform etabliert hat, werden die großen Museen auf der ganzen Welt mittelfristig gezwungen sein, Sammlungen aufzubauen und Fotografien anzukaufen. Kurz: Die Preise werden steigen. 

Nebenher treibt Vedder derzeit die Krise bei der Finanzierung von Frachtschiffen um, heißt es in der Branche. Und nun auch noch Kaufhof.

Ob Vedder zum Zug kommt, ist allerdings offen. Auch die Beteiligungsgesellschaften Blackstone und Apollo würden bereits eine Kaufhof-Übernahme sondieren, heißt es. Zudem wird der US-Investment-Bank Goldman Sachs potentielles Interesse nachgesagt. Einem Immobilienfonds der Bank gehören zahlreiche Standorte des Warenhausrivalen Karstadt. Sollte sich kein Käufer für Karstadt finden, könnte Goldman einspringen und anschließend oder parallel eine Fusion mit Kaufhof forcieren, lauten die Spekulationen.

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