
Nicht einmal zwei Jahre ist es her, da beerdigte die Media-Saturn-Gruppe ihren Ausflug ins Online-Geschäft. Ein eigens gegründeter Internet-Shop für Unterhaltungs- und Computerelektronik wurde kurzerhand geschlossen. Schließlich, so hieß es damals, wolle man sich lieber auf das dezentrale Geschäftsmodell – sprich das Filialgeschäft – konzentrieren.
Seit heute ist wieder alles anders: Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz kündigte Metro-Chef Eckhard Cordes einen Strategieschwenk gen Internet an. „In Zukunft“, so Cordes, „gibt es die gesamte Produktpalette von Media Markt und Saturn zusätzlich zum stationären Markt auch im Internet zu kaufen.“ In der Vergangenheit „waren wir diesbezüglich zu zögerlich“, sagte Cordes.
Das soll sich nun ändern: Ende 2009 beginnen Media Markt und Saturn in den Niederlanden und in Österreich mit ersten Onlineangeboten. Trägt das Konzept, könnte ein deutscher Ableger 2010 folgen. Der genaue Zeitpunkt steht aber noch nicht fest.
Media Markt (Werbeslogan: „Ich bin doch nicht blöd“) soll künftig also den großen Online-Elektronikhändlern Amazon und Ebay Paroli bieten. Wie das Geschäft im Detail funktionieren sollen, ist derzeit noch unklar. Denn alle bisherigen Web-Shop-Versuche scheiterten am Widerstand der Basis.
Kein Wunder: In den Märkten gelten teilweise unterschiedliche Preise für die gleichen Produkte. Zudem sind die lokalen Geschäftsführer an ihren Märkten beteiligt. Das Beteiligungs- und Preismodell ist einerseits eine der Ursachen für den Erfolg der Gruppe, da die Geschäftsführer regionale Preisspielräume ausnutzen können, damit höhere Margen erzielen und zugleich zu höherer Leistung motiviert werden.
"Entschädigung" ist offen
Andererseits wehren sich die Geschäftsführer vehement gegen Vorgaben der Zentrale, die ihre Läden Umsatz kosten oder die Preise vergleichbar machen. Genau das wären jedoch die Konsequenzen eines funktionierenden Online-Shops. Wie die Geschäftsführer „entschädigt“ werden, wenn ihre Kunden ins Internet abwandern, ist offenbar noch offen. Womöglich bieten sich regionale Beteiligungsmodelle an, bei denen die Filialen anteilig an Umsätzen profitieren, die in ihrem Postleitzahlengebiet anfallen. Möglich sind aber auch Gutscheinlösungen. Kunden, die bei Media-Markt-Online etwas bestellen, könnten dann mit der Lieferung einen Warengutschein für die nächstgelegene Filiale erhalten.
Wachstumspläne hegt der Konzern unterdessen nicht nur im Internet sondern auch im stationären Geschäft. Gemeinsam mit der chinesischen Firma Foxconn Technology Group wolle man in China starten, hieß es bei der Vorstellung der Bilanz. Der erste Media Markt soll 2010 in Shanghai eröffnen. Beide Partner würden insgesamt ein Potenzial von hunderten Elektronikmärkte in China sehen.
Die internationale Expansion spielt auch für den gesamten Metro-Konzern eine entscheidende Rolle. Die Düsseldorfer, zu denen auch die Kaufhausgruppe Kaufhof, die Metro-Abholgroßmärkte und die SB-Warenhauskette Real gehören, sind mit 2195 Märkten in 32 Ländern vertreten. Das viertgrößte Handelsunternehmen der Welt hat 2008 erstmals über 60 Prozent seines Umsatzes außerhalb des Heimatmarktes erwirtschaftet.
Der Konzernumsatz stieg um 5,8 Prozent auf 68 Milliarden Euro. Der Gewinn (Ebit) vor Sonderfaktoren wuchs nach Unternehmensangaben um 7,1 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Der Nettogewinn sank jedoch aufgrund zahlreicher Sondereffekte deutlich.
Für Verunsicherung an der Börse sorgte zudem, dass der Konzern keinen Ausblick für 2009 wagte. Metro-Chef Cordes sprach zwar von einem guten Geschäftsverlauf im Januar. Die große Unsicherheit in Bezug auf die weltwirtschaftliche Entwicklung erlaube aber noch keine belastbare Prognose für 2009.