Ende nach der Amtszeit Wirtschaftsweiser Wiegard hört auf

Der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wolfgang Wiegard, will voraussichtlich auf eine zweite Amtszeit bei den „Fünf Weisen“ verzichten.

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„Ich werde schon im Februar nicht mehr für den Vorsitz kandidieren und 2006 dann wahrscheinlich aus dem Sachverständigenrat ausscheiden“, sagte Wiegard dem „Rheinischen Merkur“. Im Februar 2005 müsste der 58-jährige Volkswirtschaftsprofessor der Universität Regensburg sich nach drei Jahren turnusmäßig zur Wiederwahl für den Vorsitz des Rates stellen. Als Begründung für den Verzicht führte der oberste Wirtschaftsberater der Bundesregierung die enorme zeitliche Belastung durch die Arbeit im Sachverständigenrat an. Auch ein nach seiner Ansicht verschlechtertes Diskussionsklima im Rat durch das neue Mitglied Peter Bofinger habe seinen Entschluss beeinflusst. Die fünf Sachverständigen werden vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung für fünf Jahre ernannt. Sie legen jedes Jahr Mitte November ein Jahresgutachten sowie Sondergutachten in besonderen Problemlagen vor. Wiegard gehört dem Gremium seit März 2001 an. Häufig werden die Amtszeiten um fünf Jahre verlängert. Den Vorsitz führte Wiegard seit April 2002. Der von ihm kritisierte Würzburger Wirtschaftsprofessor Bofinger gehört dem Rat erst seit diesem Jahr an. „Die Zusammenarbeit im Rat ist schwieriger geworden“, sagte Wiegard. „Da stoßen neuerdings Denkmodelle aufeinander, die in fast allen Bereichen völlig unvereinbar sind.“ Auch früher sei hartnäckig diskutiert worden und Minderheitsvoten beim jährlichen Bericht der Wirtschaftsweisen habe es regelmäßig gegeben. „Aber es wurde nie mit der Schrotflinte auf alle Bereiche geschossen, in denen man kein Experte ist.“ Das sei bei der Erstellung des 840 Seiten umfassenden Gutachtens im November zuletzt anders gewesen. „Herr Bofinger ist ein ausgewiesener Experte im Bereich der Währungspolitik, aber dazu finden Sie im Gutachten kein einziges Wort“, sagte Wiegard der Zeitung. „Dafür hat er sich zur Steuerpolitik geäußert, wovon er erwiesenermaßen überhaupt nichts versteht.“ Die Bundesregierung lehnte eine Stellungnahme ab. Ob Wiegard den Wunsch habe, über 2006 hinaus zu verlängern, habe man nicht zu kommentieren, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. DPA/WIW

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