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Energie Der Gasmarkt kommt wieder in Bewegung

Im Krisenjahr 2009 sanken die Gaspreise, weil der Industrieverbrauch schrumpfte. Das nehmen weit weniger Versorger zum Anlass, die Tarife zu senken. Die meisten erhöhen sie und verdienen an der Kälte kräftig.

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ARCHIV - Ein Gaszaehler am 9. Quelle: AP

Der Energie-Infodienst Verivox listet im Internet die Gaspreise in Deutschland auf und dieser Vergleich ergibt, dass 51 Anbieter zum Januar ihre Preise angehoben haben, durchschnittlich um 5,2 Prozent. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet dies 60 Euro mehr im Jahr. Soweit ist der Energieverbraucher mit schlechten Nachrichten zur Winterzeit mal wieder eingedeckt. Doch etwas lässt diesmal staunen: 48 Gasversorger gehen genau den umgekehrten Weg, sie senken die Tarife, zum Teil bis zu sechs Prozent.

Die Gaspreise werden am freien Markt wieder niedriger. Gas kann wegen des hohen Angebots auch günstiger eingekauft werden, die kundenorientierten Anbieter geben diesen Vorteil an den Verbraucher weiter. Die anderen eben nicht. Wer aber die Internet-Preisvergleichsportale durchsieht, sollte nicht nicht kurzfristig den Anbieter wechseln. Denn Verbraucherschützer erwarten, dass die Gaspreise in den nächsten sechs Monaten auf breiter Front steigen, bis zu 15 Prozent sogar! Grund dafür ist, dass der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt ist - und die extreme Kältewelle, die zur Zeit in ganz Europa in die Eiszeit zurückversetzt, sorgt dafür, dass der Ölpreis in die Höhe getrieben wird. Die Konditionen für Gas-Lieferverträge ahmen die Preissprünge mit einer Zeitverzögerung von einem halben Jahr nach. Außerdem sind viele Gasversorger mit langfristigen Lieferverträgen an Preise gebunden, die vor langer Zeit abgeschlossen wurden. Preisöffnungsklauseln in diesen Lieferverträgen können durch langwierige Verhandlungen zwischen den Handelspartnern erreicht werden. Sie kommen meist für den Endverbraucher zu spät - oder überhaupt nicht an.

Auf jeden Fall zeigt Verivox, dass wieder Bewegung im Markt ist. Das war vor einiger Zeit beileibe nicht so. Vor einem Jahr noch lagen die Gasanbieter mit ihren Tarife fast gleichauf. Sie verlangten in 2008 für Gas soviel wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. 4,32 Cent pro Kilowattstunden berechneten sie dem Kunden, zuzüglich Steuern und Abgaben - neun Prozent mehr als im Vorjahr. Industriellen Großabnehmern kam der Gaspreis sogar noch teurer, 21 Prozent mussten sie mehr als 2007 zahlen. Im wirtschaftlichen Katastrophenjahr dagegen fuhren die Unternehmen ihre Produktion zurück, nahmen generell weniger Energie ab, was die Gaspreise nach unten drückte. Wessen Gasanbieter sich auf Lieferverträge beruft, die vor dieser Krise abgeschlossen wurden, der zahlt - bei Abnahmemengen, die steil nach oben gehen, weil die Kälte alle Öfen befeuert - und auch die Preisphantasien. Grundsätzlich ist das kein Sündenfall. Denn auch Eis- und Getränkeverkäufer profitieren kräftig, wenn der Sommer heiß und die Kehlen trocken sind.

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