Allianz steigt aus Kohle-Geschäft aus Wie Anleger die Märkte grüner machen

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London: Der Ölbaron

Die Botschaft ist angekommen, zumindest in der Rhetorik der Konzernoberen. BP-Chef Bob Dudley sagt: „Wir sind uns bewusst, dass wir ein Geschäftsmodell brauchen, dass auch in einer Welt mit niedrigerem Kohlendioxid-Ausstoß bestehen kann.“ BP sei bereit, seinen Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.

Dudley verlangt von der Politik allerdings klare Vorgaben und forderte kürzlich gemeinsam mit fünf anderen großen Öl- und Gaskonzernen mit Blick auf die Verhandlungen über einen neuen Weltklimavertrag ein globales Preissystem für CO2-Emissionen. In dem auch von Total, Shell, Statoil, BG Group und Eni unterzeichneten Brief hieß es, wenn der Ausstoß von CO2 Geld koste, sei dies ein Anreiz für die Nutzung von Erdgas statt Kohle, mehr Energieeffizienz und Investitionen zur Vermeidung des Klimawandels.

Die wichtigsten Fakten aus dem Wasserbericht
Die Nachfrage nach Energie und nach Wasser wird in den kommenden Jahrzehnten steigen. Dieser Anstieg führt zu erheblichen Herausforderungen und Belastungen in fast allen Regionen, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Bis 2050 wird der globale Wasserbedarf voraussichtlich um rund 55 Prozent steigen. Bedingt wird dies vor allem durch die steigende Nachfrage in der industriellen Fertigung (plus 400 Prozent). Der spezifische Bedarf der Haushalte wird dagegen "nur" um 130 Prozent zunehmen. Mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung werden 2050 voraussichtlich in Gebieten mit starkem Wasserstress leben.Quelle: Weltwasserbericht 2014 Quelle: REUTERS
Die Versorgung mit Wasser und die Versorgung mit Energie sind wechselseitig abhängig. Entscheidungen in einem Sektor haben positive und negative Auswirkungen auf den jeweils anderen Sektor. Krisen wie Armut, Gesundheit und Hunger sind eng verbunden mit Wasser und Energie. Weltweit haben nach verschiedenen Schätzungen rund 768 Millionen bis 3,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer guten Wasserversorgung. 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu ausreichender sanitärer Versorgung. In den meisten Fällen sind die Menschen, die unter Wassermangel leiden, auch von fehlender Energieversorgung betroffen: Mehr als 1,3 Milliarden Menschen haben keinen Strom und rund 2,6 Milliarden Menschen nutzen zum Kochen vor allem Holz. Quelle: dpa
Politik und Verwaltung, Planer und Praktiker können die Barrieren zwischen ihren jeweiligen Sektoren schrittweise überwinden. Der Staat kann durch innovative und pragmatische Ansätze die Versorgung mit Wasser und Energie effizienter machen und Kosten sparen. Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts für die Regierungen lautet, die vielfältigen Aspekte von Wasser und seiner Nutzung zu berücksichtigen. Quelle: dpa
Der Preis für Energie- und Wasserdienstleistungen sollte die Kosten für Bereitstellung und sozio-ökologische Folgen berücksichtigen. Die Grundbedürfnisse der Armen und Benachteiligten dürfen nicht beeinträchtigt werden. Der Zugang zu sauberem Wasser ist als Menschenrecht anerkannt - auf die Energieversorgung wird dies noch nicht angewandt. Quelle: obs
Der private Sektor kann eine größere Rolle bei Investitionen, Wartung und Betrieb von Wasser- und Energieinfrastruktur spielen. Energie ist ein gutes Geschäft, der Energiesektor kann daher viele Hebel in Bewegung setzen. Quelle: dpa
Auch die staatliche Unterstützung für Forschung und Entwicklung sind entscheidend für den Ausbau alternativer, erneuerbarer und weniger wasserintensiver Energieformen. Energie und Wasser können gemeinsam und synergetisch produziert werden. Es bietet sich etwa eine Kombination von Kraftwerken und Entsalzungsanlagen, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die Nutzung alternativer Wasserquellen für thermische Kraftwerkskühlung oder etwa Energierückgewinnung aus Abwasser an. Für die Suche nach neuen technischen Lösungswegen braucht es entsprechende politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, damit die Sektoren besser zusammenarbeiten. Quelle: dpa
Wasser und Energie stehen im Zentrum nachhaltiger Entwicklung und müssen solchermaßen anerkannt werden. Es muss ein Wandel hin zu einer nachhaltigen und wechselseitig kompatiblen Entwicklung von Wasser und Energie gefunden werden. So sehen die Experten etwa beim Fracking, das große Mengen an Wasser erfordert, Risiken für Wasserqualität und die menschliche Gesundheit. Quelle: REUTERS

Im Juni sprach Dudley bei der Vorstellung des neuen BP-Weltenergieberichtes von „tektonischen Verschiebungen“ und einem überraschend stark gebremsten Nachfrageanstieg nach fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas. Er betrug 2014 nur noch 0,9 Prozent und hatte sich damit weltweit gegenüber dem langjährigen Mittel mehr als halbiert. Auch die Bedeutung von Öl als globaler Energieträger schrumpft nun schon bereits im 15. Jahr in Folge. Allerdings ist Öl mit einem Marktanteil von 32,6 Prozent immer noch der wichtigste Energielieferant.

Die erneuerbaren Energien weisen zwar das größte Wachstum auf, aber noch ist ihr globaler Marktanteil mit sechs Prozent sehr gering. In den nächsten 20 Jahren wird – so erwartet es BP – die Energienachfrage getrieben von der wirtschaftlichen Expansion in China und Indien, um 37 Prozent oder durchschnittlich 1,4 Prozent im Jahr wachsen. Zwei Drittel davon, so BP, dürften auf fossile Brennstoffe entfallen, allerdings werde Gas am stärksten (+1,9 Prozent), Öl und Kohle sich mit einem durchschnittlichen Wachstum von rund 0,8 Prozent am schwächsten entwickeln.

Dennoch aber stößt die Einsicht an Grenzen. So bald werde der Niedergang der Ölförderer nicht kommen, da ist sich Dudley sicher. „Es wird ein langer Prozess“, sagt er und weist auf den großen Energiebedarf hin, der sich allein aus dem Wachstum der Bevölkerung in China und Indien ergebe.

Den Politikern müsse man bewusst machen, dass manche Entschlüsse unbeabsichtigte Folgen haben, die nicht zu einer Verminderung, sondern sogar in einer Erhöhung des Ausstoßes an Kohlendioxid resultierten. „In Deutschland hat man sich den Zielen des Klimagipfels in Kyoto verpflichtet. Doch der Rückzug aus der Atomenergie bewirkte, dass viel Kohle aus den USA importiert wurde und die Gaskraftwerke stillliegen. Deutschland ist ein interessantes Modell, wie man nicht verfahren sollte“, sagt Dudley.

Man kann das als Uneinsichtigkeit auslegen. Oder als Bestätigung einer Regel, die schon bei vielen wirtschaftlichen Umbrüchen galt: Wirklichen Wandel wird nicht die Politik herbei organisieren. Wirklichen Wandel fordert der Markt ein. Im Energiesektor ist er auf bestem Wege.

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