Alternative Energien Tankstelle produziert Sprit für Brennstoffzellen-Autos

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Metallhydridspeicher für Handy und Laptop

Allerdings machen die Metalle den Speicher ähnlich schwer wie eine Batterie – jedoch bei größerer Reichweite. Zum Vergleich: Der Fahrer eines Tesla kommt mit vollgeladener, rund 500 Kilogramm schwerer Batterie bis zu 400 Kilometer weit; der Wasserstoffspeicher müsste bei gleichem Gewicht erst nach etwa 500 Kilometer aufgefüllt werden.

Degen hält aber vor allem die Industrie selbst für einen wichtigen Erprobungsort. Sie verbraucht jährlich weltweit mehr als 30 Millionen Tonnen Wasserstoff: etwa für Sprudelwasser, die Herstellung von Margarine und Düngemittel oder die Verhüttung von Erzen. Die Produzenten könnten per Elektrolyse Wasserstoff selbst herstellen anstatt ihn heran zu karren. Was sie nicht brauchen, sammeln sie in dem Speicher und gewinnen daraus mittels Brennstoffzelle bei Bedarf Strom und Wärme für ihre Prozesse. Sie würden auf den Speicher vor allem zu Zeiten zurückgreifen, zu denen die Elektrizitätsnetze überlastet und Strom daher besonders teuer ist.

Die größten Hersteller von Elektroautos in Deutschland

Die GKN-Pioniere möchten möglichst bald mit ersten Demonstrationsprojekt Erfahrungen sammeln und die Wirtschaftlichkeit der neuen Speichertechnik nachweisen. Der Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, Garrelt Duin, sagte dafür bei der Vorführung in Bonn seine Unterstützung zu. Trotz großer internationaler Konkurrenz wolle er NRW zum Wasserstoffstandort Nummer eins ausbauen, kündigte Duin an.

Das ehrgeizige Ziel zu erreichen, könnte sich lohnen. Die GKN-Visionäre sehen jedenfalls vielfältige Märkte für ihren metallischen Wasserstoffspeicher. So wollen sie ihn nach und nach so schrumpfen, dass er sogar in Mobiltelefone und tragbare Computer passt und die Geräte über den Umweg einer ebenfalls integrierten Mini-Brennstoffzelle tagelang mit Strom versorgt. Über eine Kartusche ließe sich der Speicher immer wieder aufladen.

Leicht werden es Metallhydridspeicher nach Einschätzung von Ludwig Jörissen, Experte am Ulmer Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung (ZSW) nicht haben, sich am Markt zu etablieren. Vor allem wegen ihres recht hohen Gewichts. Entscheidend seien am Ende die Speicherkosten für Anschaffung und Betrieb. In dieser Frage hält sich GKN bedeckt.

Prinzipiell ist das Potenzial für klimaneutralen Wasserstoff groß. Wie groß haben Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich ausgerechnet. Werden die Kapazitäten wie geplant ausgebaut, produzieren Windräder und Solarzellen, so ihr Szenario, 2050 übers Jahr gesehen gut 50 Prozent mehr Strom als benötigt wird. Die zeitweiligen Überschüsse reichen aus, um drei Viertel aller Autos in Deutschland mit Wasserstoff anzutreiben. Vorausgesetzt, sie haben bis dahin eine Brennstoffzelle statt eines Benziners oder Diesels unter der Motorhaube – und einen passenden Speicher im Chassis.

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