




Der Energieversorger EnBW aus Karlsruhe will die insolvente Windenergie-Firma Prokon übernehmen. Das Insolvenzverfahren um das Windkraftunternehmen Prokon steht kurz vor dem Abschluss.
Zwei Insolvenzpläne liegen vor: In der ersten Variante könnte Prokon in eine Genossenschaft umgewandelt werden, wenn sich ein Teil der Genussrechtinhaber bereit erklärt, einen Teil ihrer Forderungen in Mitgliedschaftsrechte umzuwandeln, und so zu Teilhabern am Unternehmen würden.
Das zweite Angebot legt nun der Energieversorger EnBW vor: Die Karlsruher bieten für das Windgeschäft – und nur für diesen Teil von Prokon – einen dreistelligen Millioneneurobetrag in bar.
Deutsche Energieversorger im Vergleich
Umsatz im Jahr 2013: 36,8 Milliarden Euro
Kraftwerkskapazität im Jahr 2013: 18.518 Megawatt
Stromabsatz im Jahr 2013: 704 Terawattstunden
Anteil Erneuerbaren Energien: 11 Prozent
Quelle: Statista, Unternehmen
Umsatz im Jahr 2013: 28,1 Milliarden Euro
Kraftwerkskapazität im Jahr 2013: 28.257 Megawatt
Stromabsatz im Jahr 2013: 271 Terawattstunden
Anteil Erneuerbaren Energien: 6 Prozent
Quelle: Statista, Unternehmen
Umsatz im Jahr 2013:20,5 Milliarden Euro
Kraftwerkskapazität im Jahr 2013: 13.802 Megawatt
Stromabsatz im Jahr 2013: 128 Terawattstunden
Anteil Erneuerbaren Energien: 13 Prozent
Quelle: Statista, Unternehmen
Umsatz im Jahr 2013: 15,3 Milliarden Euro
Kraftwerkskapazität im Jahr 2013: 18.352 Megawatt
Stromabsatz im Jahr 2013: 86 Terawattstunden
Anteil Erneuerbaren Energien: 23 Prozent
Quelle: Statista, Unternehmen
„Die Stärken der beiden Unternehmen ergänzen sich perfekt“, warb EnBW-Chef Frank Mastiaux für sein Vorhaben. Die Genussrechtinhaber von Prokon würden wie auch die anderen Gläubiger „einen substanziellen Betrag in bar erhalten: zeitnah, sicher und fair.“ Auf einen großen Teil ihrer Forderungen müssten sie dann aber verzichten. Anfang Juli entscheidet die Gläubigerversammlung, welches Modell sie bevorzugen.
Beide Varianten erfordern Verzichte von Seiten der Gläubiger, wären aber besser als eine Zerschlagung des Unternehmens, sagte Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin. Prokon hatte Genussrechte im Wert von 1,4 Milliarden Euro auch an Privatanleger ausgegeben. Das Unternehmen aus Itzehoe geriet jedoch Anfang 2014 in Schieflage, als viele Anleger ihre mit Rendite-Versprechungen von mehr als sechs Prozent verkauften Papiere an Prokon zurückgeben wollten. Prokon hatte aber schon die erwarteten Gewinne teilweise an Anleger ausgeschüttet.





Klar ist: Für den Energieversorger EnBW wäre die Übernahme des Windgeschäfts von Prokon der große Einstieg ins Geschäft mit Ökostrom. Und da müssen die Karlsruher dringend nachlegen, um ihr Geschäft anzukurbeln. Der operative Gewinn beim drittgrößten deutschen Energieversorger ist im ersten Quartal weiter geschrumpft. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank um 2,3 Prozent auf 728 Millionen Euro von Januar bis März dieses Jahres.
Einen starken Gewinnrückgang musste EnBW bei den erneuerbaren Energien verbuchen. Das operative Ergebnis mit Ökostrom sank um 17 Prozent auf 35,5 Millionen Euro – vor allem wegen sinkender Strompreise bei der Wasserkraft. Zukünftig sollen aber erneuerbare Energien Umsatz und Gewinn ankurbeln.
Da ist es nur plausibel, dass der Energiekonzern aus Baden-Württemberg, der früher stark von der Atomkraft abhing, sich um das Windgeschäft von Prokon mit seinen 54 Windparks in Deutschland und Polen mit einer installierten Leistung von 537 Megawatt bemüht.
Den Prokon-Mitarbeitern verspricht EnBW-Chef Mastiaux eine Perspektive mit guten Wachstumsmöglichkeiten. Das Kerngeschäft von Prokon mit den Windparks will EnBW weiterführen. Mit EnBW könne so ein neuer, wettbewerbsfähiger Anbieter im europäischen Windpark entstehen.