
Horst Ludwig wollte zwei Dinge auf einmal: seine Rente sichern und die Energiewende vorantreiben. Stundenlang hat der 73-Jährige aus Mönchengladbach über den Broschüren und dem Anleiheprospekt des Windanlagenbauers Windreich AG gehockt, Zahl für Zahl studiert und dann „grundüberzeugt“ 100.000 Euro – den Großteil seiner Altersvorsorge – in die Anleihe des Unternehmens gesteckt.
Bei Windreich, so dachten wohl viele Anleger, passt einfach alles. Das Unternehmen ist in einem Wachstumsmarkt aktiv, die Zahlen schienen solide. Der Chef Willi Balz ist nicht nur ein charismatischer Typ, sondern bürgt auch mit einem Teil seines Vermögens für Windreich. Und dann stand mit Walter Döring, dem ehemaligen baden-württembergischen Wirtschaftsminister sowie Ex-Telekom-Vorstand Karl-Gerhard Eick auch noch jede Menge Prominenz im Dienste der Windreich. Zuletzt kam noch TV-Moderatorin Sabine Christiansen als Aufsichtsrätin hinzu. Das weckte Vertrauen.
Umso größer war der Schock bei den Windreich-Gläubigern, als vergangene Woche bekannt wurde, dass die Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Balz und andere Windreich-Manager unter anderem wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation ermittelt. Balz sagt gegenüber der WirtschaftsWoche, dass an den Vorwürfen nichts dran sei.
Welche Offshore-Windparks den Netzanschluss bekommen oder warten müssen
Der Windpark von Projektierer BARD wird als einiger der wenigen termingerecht ans Netz gehen.
Leistung: 400 Megawatt
Der verhältnismäßig kleine Windpark von Projektierer EWE/Enova soll termingerecht ans Netz angeschlossen werden können.
Leistung: 108 Megawatt
MEG 1 ist einer von drei Windreich-Projekten. Der Windpark soll termingerecht seinen Netzanschluss bekommen.
Leistung: 400 Megawatt
Der Windpark ist bereits in Bau und geht dank eines Interimsanschlusses termingerecht ans Netz.
Projektierer: Windreich
Leistung: 400 Megawatt
Ebenfalls dank Interimsanschluss geht der dritte Windreich-Park "Deutsche Bucht" termingerecht ans Netz.
Leistung: 273 Megawatt
Der Park von Projektierer BARD bekommt einen Interimsanschluss. Geht aber mit ca. 12 Monaten Verspätung ans Netz.
Leistung: 400 Megawatt
Der Windpark von Trianel befindet sich im Bau. Auf den Netzanschluss müssen die Betreiber rund 6 Monate warten.
Leistung: 400 Megawatt
Der Vattenfall-Windpark muss sechs Monate auf seinen Netzanschluss warten.
Leistung: 288 Megawatt.
Die Mühlen von Projektierer wpd gehen ebenfalls mit rund sechs Monaten Verspätung ans Netz.
Leistung: 288 Megawatt
Der Park von Projektierer Dong muss ein halbes Jahr auf den Netzanschluss warten.
Leistung: 277 Megawatt
Der Windpark befindet sich im Bau.
Verzögerung beim Netzanschluss: rund 12 Monate
Projektierer: Wind MW
Leistung: 288 Megawatt
Verzögerung beim Netzanschluss: ca. 12 Monate
Projektierer: Energiekontor
Leistung: 111 Megawatt
Der Windpark befindet sich im Bau.
Verzögerung beim Netzanschluss: mehr als 12 Monate
Projektierer: RWE
Leistung: 295 Megawatt
Der Windpark befindet sich im Bau.
Verzögerung beim Netzanschluss: mehr als 12 Monate
Projektierer: EnBW
Leistung: 288 Megawatt
Verzögerung beim Netzanschluss: mehr als 12 Monate
Projektierer: E.On
Leistung: 288 Megawatt
Nach Informationen der WirtschaftsWoche stehen im Zentrum der Ermittlungen Projekte, die Windreich an Privatgesellschaften von Gründer Balz verkauft hat. Ein Großteil des Konzernumsatzes 2011 beruht auf solchen Geschäften.
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Ob Windreich die Krise überlebt, ist unklar. Nach Informationen der WirtschaftsWoche musste sich das ohnehin schon überschuldete Unternehmen zuletzt nochmals Geld leihen, um seine laufenden Kosten zu bestreiten. Das Ermittlungsverfahren zerstört nun den letzten Rest Vertrauen der Investoren.
Dabei gibt es noch Hoffnung: Die Verhandlungen über den Verkauf eines großen Windparkprojekts in der Nordsee stehen nach Informationen der WirtschaftsWoche vor dem Abschluss. Der zu erwartende Geldsegen könnte Windreich eine Verschnaufpause verschaffen.