
Es ist das größte Braunkohle-Kraftwerk der Welt. Zum Jahresbeginn ist das Kraftwerk Neurath bei Köln noch größer geworden. Zwei neu errichtete Kraftwerkblöcke laufen seit dem im Probebetrieb. „Das war ein glücklicher Umstand“, sagte RWE-Chef Jürgen Großmann auf der Bilanzpressekonferenz am Dienstag. „Als es anfing, richtig kalt zu werden, kamen hierdurch zusätzliche 2.100 Megawatt ans Netz.“ Bis 2014 sollen noch zwei Braunkohle-Kraftwerke in Hamm und Eemshaven folgen.
Seit dem Atomausstieg 2011 ist Braunkohle im Kommen: Laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) verbrauchten die Deutschen im Jahr der Energiewende drei Prozent mehr Strom aus Braunkohle. Und das obwohl der Primärenergieverbrauch in Deutschland 2011 insgesamt gesunken ist und den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung erreichte. Die Energiegewinnung aus Braunkohle stieg sogar um fünf Prozent. Dass die Energiegewinnung aus dem Sedimentgestein stärker wuchs, als der Braunkohle-Energieverbrauch, liegt an den Stromexporten.
Der Vormarsch der braunen Energie ist fatal für die Umwelt. Laut dem Freiburger Öko-Institut stoßen Braunkohle-Kraftwerke mit durchschnittlich 1.153 Gramm pro Kilowattstunde am meisten CO2 aus Zum Vergleich: Bei Atomkraftwerken beträgt die Menge gerade mal 32 Gramm. Zur Luftverschmutzung kommt noch die fragwürdige Gewinnung oben drauf: Tagebau verschlingt immense Flächen, für die ganze Dörfer umgesiedelt werden. Derzeit werden etwa für den nordrhein-westfälischen Braunkohle-Tagebau Garzweiler mehrere Stadtteile von Erkelenz bei Düsseldorf umgesiedelt.
Die Energiewende der Bundesregierung sollte jedoch nicht Braunkohle, sondern erneuerbare Energien fördern. Das tut sie auch: Laut der AGEB stieg der gewonnene Strom aus erneuerbaren Energien um fast ein Fünftel. Doch auf die teuren, jungen Energien allein können die Stromunternehmen nicht bauen. Außer den wegbrechenden Umsätzen aus der Atomenergie, plagen die deutschen Energie- Unternehmen viele Probleme: So sind beispielsweise die Gaspreise gesunken, aber die Unternehmen sind immer noch an die hohen Preise langfristiger Verträge mit dem russischen Gaskonzern Gazprom gebunden. Wenn man, wie E.On, der 29 Prozent seines Gases aus Russland einführt, drückt das auf die Zahlen. Speziell der baden-württembergischen Konzern EnBW muss sich mit einer herabgestuften Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agentur Moody’s herumschlagen.