Conergy, SMA und Solarworld Was von der deutschen Solarindustrie übrig ist

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Solarworld: Die Glücksritter

Als einer der wenigen großen Solarkonzerne in Europa hat die Bonner Solarworld die Branchenkrise überlebt – bisher, und mit einer gehörigen Portion Glück. Vor rund anderthalb Jahren war es Solarworld-Chef Frank Asbeck auf den letzten Drücker und nach monatelangem Ringen gelungen, ein Restrukturierungskonzept durchzusetzen und das Geschäft mit Hilfe eines tiefen Kapital- und Schuldenschnitts wieder auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Nur dieser radikale Eingriff sowie der Einstieg Qatars als Großaktionär konnten die Pleite verhindern.

Fast gleichzeitig übernahm Solarworld die deutsche Zell- und Modulfertigung von Bosch Solar Energy im thüringischen Arnstadt. Ein Fast-Pleitier legt sich also ein gigantisches Werk für Solarzellen und Module mit einer Gebäudefläche von gut 100.000 Quadratmetern zu, dass Bosch für mehr als eine halbe Milliarde Euro zwischen 2009 und 2011 in Ostdeutschland hochgezogen hatte. Wie das möglich ist? Ganz einfach: Asbeck musste nichts zahlen. Ganz im Gegenteil. Bosch nahm viel Geld in die Hand, um Asbeck seine Solarfabriken anzudrehen. Die Mitgift belief sich auf 130 Millionen Euro.

Asbeck inszeniert sich als "last man standing"

Inzwischen steht Solarworld einigermaßen stabil da, der Start ins Jahr lieft gut. Das Unternehmen habe seine Absatzmenge im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 30 Prozent gesteigert, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ein Umsatzplus von mindestens 25 Prozent auf mehr als 700 Millionen Euro.

Mehr als 50 Prozent des Konzernabsatzes sollen 2015 im stark wachsenden US-Solarmarkt erreicht werden. Doch auch in Europa will der Konzern Absatz und Marktanteil steigern. Größter europäischer Absatzmarkt bleibe voraussichtlich Deutschland, hieß es. Für das geplante Absatzwachstum will der Konzern seine Produktionskapazitäten in Deutschland und den USA weiter steigern.

Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern seinen Umsatz um 26 Prozent auf 573 Millionen Euro. Unter dem Strich wies das Unternehmen einen Gewinn von 464 Millionen Euro aus. Dies war allerdings zu einem großen Teil auf Sondereffekte und Bilanzgewinne aus der Übernahme der Solaraktivitäten von Bosch zurückzuführen. Operativ will das Unternehmen erst in diesem Jahr wieder ein positives Ergebnis erreichen.

Lichtblick bei Solarworld wird gefeiert

Die Verluste von rund 190 Millionen Euro in 2013 konnten im vergangenen Jahr auf minus 43 Millionen eingedampft werden. Den operativen Verlust will das Unternehmen schon im laufenden Geschäftsjahr ins Positive drehen. Für 2015 erwartet Solarworld-Chef Asbeck ein weiteres starkes Wachstum des Konzerns mit einer Steigerung der weltweiten Absatzmenge auf mehr als ein Gigawatt.

Sogar einen Teil der Verbindlichkeiten will Solarworld früher zurückzahlen als vorgesehen. Von diesen Plänen profitieren nun die Anleiheinhaber. Ende März 2015 dürfen sie mit der Zahlung einer Sondertilgung rechnen. Kein Wunder also, dass der ungekrönte Sonnenkönig Asbeck gleich mal wieder mächtig ins Horn stößt. Er feiert sich als „last man standing“ in der europäischen Solarindustrie mit ernstzunehmenden Produktionskapazitäten. Und als Kämpfer gegen die Fernost-Übermacht: „Wir überlassen die Sonne nicht den Chinesen.“

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