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Dea wird verkauft RWE erwartet 2013 keine Zuwächse

Der Energiekonzern stellt die Exploration und Förderung von Erdöl und Erdgas ein. Das Unternehmen werde Optionen prüfen, sämtliche Anteile an der entsprechenden Tochtergesellschaft Dea zu verkaufen. Große Gewinne erhofft sich RWE 2013 nicht.

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Die Sparpläne der Versorger
Wie die Energiekonzerne sparen wollen Quelle: dpa
RWE will jetzt auch bei den Gehältern seiner leitenden und außertariflichen Angestellten sparen. Das Unternehmen strebe für 2014 eine Nullrunde bei dieser Personengruppe an, sagte eine Unternehmenssprecherin am 29. November. Betroffen seien über 6000 Mitarbeiter in Deutschland, europaweit sogar 16.000 Beschäftigte. In einem internen Schreiben kündigte der RWE-Vorstand nach Angaben der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ an, diesem Mitarbeiterkreis 2014 „keine generelle Gehaltserhöhung zu gewähren“. Hintergrund sei die schwache Ertragskraft des Konzerns, die 2014 zu einem deutlichen Ergebnisrückgang führen werde. Neben den Aktionären, die für 2013 eine halbierte Dividende hinnehmen müssen, sollten alle Beschäftigten „ihren Beitrag zur langfristigen Sicherungen der Finanzkraft leisten“. Durch die Maßnahme will der Konzern einen zweistelligen Millionenbetrag sparen. Quelle: dpa
Angesichts der düsteren Aussichten auf dem deutschen Energiemarkt sollen bis 2016 weitere 6750 Stellen wegfallen oder durch Verkauf abgegeben werde, 4750 davon in Deutschland. Terium will auch auf Management-Ebene über Gehaltskürzungen sprechen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es soweit möglich nicht geben. RWE setzte auf die konzerninterne Jobbörse, Altersteilzeit und die natürliche Fluktuation. Den bis Ende 2014 garantierten tariflichen Kündigungsschutz will Terium angesichts der Lage nicht verlängern. Von 2011 bis Ende 2013 hat RWE bereits 6200 Stellen abgebaut oder durch Verkauf abgegeben. Der neue Abbau trifft vor allem die Kraftwerkssparte mit 2300 Stellen. Im Rahmen des Effizienzprogramms „RWE 2015“ fallen 2400 Stellen weg, und durch den geplanten Verkauf der Ölfördertochter Dea weitere 1400 Stellen. Auch die Tochter für erneuerbare Energien RWE Innogy speckt ab - 250 Stellen gehen verloren. Zum Jahresende 2013 verringert sich die Zahl der Stellen von 67.400 auf knapp 61.000. Ende 2011 arbeiteten noch 72.000 Menschen für RWE. Quelle: dpa
Bei RWE greifen mittlerweile mehrere Spar- und Effizienzprogramme ineinander. Im Rahmen des Programms RWE 2015 will Terium bis Ende des kommenden Jahres 1 Milliarde Euro einsparen. Zunächst hieß es, die Zahl der Mitarbeiter solle um 8000 sinken, mittlerweile ist von über 10.000 Stellen die Rede. 3000 davon sollten durch Verkäufe von Unternehmensteilen wegfallen. Nun legte Chef Peter Terium nochmals nach (siehe vorangegangenes Bild). Quelle: dpa
Besonders betroffen ist die Kraftwerkstochter RWE Generation. Im Rahmen des Programms NEO sollen die Kosten hier jährlich um 750 Millionen Euro gesenkt werden. Die Kraftwerkstochter soll 3000 Stellen streichen. Die Sparte hat derzeit 18.000 Beschäftigte. Im Rahmen des Atomausstiegs hat RWE bereits das Kernkraftwerk Bibilis stillgelegt, Lingen, und Mülheim-Kärlich befinden sich im Rückbau. In Betrieb sind noch Emsland, Gundremmingen (75% Beteiligung) und Borssele (Niederlande, 30 % Beteiligung) Quelle: dapd
EnBWDer baden-württembergisch Energieversorger zieht aus seiner Ertragskrise weitere Konsequenzen und verkleinert den Vorstand von fünf auf vier Personen. Vorstand Dirk Mausbeck, bisher für Vertrieb und Marketing verantwortlich, wird mit Ablauf seines Vertrages am 30. September 2014 das Unternehmen verlassen. Seine Aufgaben übernimmt zum Teil Vorstandschef Frank Mastiaux (Foto). Die Sparten Handel und Verteilnetze sollen noch verteilt werden. EnBW kämpft in Folge der Energiewende mit schrumpfenden Erträgen. Mastiaux will den einst stark auf Atomkraft setzenden Konzern auf die Erzeugung von erneuerbarer Energie und auf neue Serviceangebote für die Strom- und Gaskunden trimmen. Dazu ist bereits ein umfassendes Sparprogramm aufgelegt worden... Quelle: dpa
Um den Konzern effizienter zu machen, sollen Kerngesellschaften auf die EnBW AG verschmolzen und Tochtergesellschaften verkauft werden. Das im Oktober 2010 angestoßene Effizienzprogramm "Fokus" soll bis Ende 2014 jährlich eine Entlastung von 750 Millionen Euro bringen. Bis Ende 2014 werden 1350 Stellen bei EnBW gestrichen - das soll Einsparungen von rund 200 Millionen Euro bringen. Der Umbau soll sozialverträglich organisiert werden. Freie Stellen - vor allem in der Verwaltung - werden nicht neu besetzt, Altersteilzeitangebote umgesetzt und Abfindungen gezahlt. Vor dem Sparprogramm arbeiteten 21.000 Menschen für EnBW. EnBW hat im Zuge der Energiewende das Kernkraft Neckarwestheim bereits teilweise stillgelegt, das Werk Obrigheim befindet sich im Rückbau. Am Netz sind noch Philippsburg und Fessenheim, Frankreich / Elsass (17,5% Beteiligung). Quelle: dpa

Der durch die Atomwende unter Druck geratenen Energiekonzern RWE verkauft sein Tafelsilber. Vorstandschef Peter Terium kündigte am Dienstag an, die Tochter RWE Dea zu veräußern. Branchenexperten schätzen den Wert des Hamburger Öl- und Gasförderers mit rund 1300 Mitarbeitern auf mehr als vier Milliarden Euro. Das Geld könnte der Versorger gut gebrauchen, hat RWE doch Schulden von 33 Milliarden Euro. Zudem kommt der bereits länger laufende Verkauf anderer Beteiligungen nur schleppend voran. Dank seiner günstigen, aber klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke konnte RWE zwar 2012 seinen Betriebsgewinn steigern. Spätestens nach 2013 erwartet Terium aber deutlich schrumpfende Gewinne.

RWE wolle sich aus der Erforschung und Förderung von Erdöl und Erdgas zurückziehen. Der Konzern beabsichtige daher, sämtliche Anteile von RWE Dea zu veräußern. Die Details der Transaktion seien noch offen. Der Versorger werde aber dadurch seine Investitionen deutlich entlasten. Schon Teriums Vorgänger Jürgen Großmann hatte einen Verkauf des 113 Jahre alten Unternehmens geprüft, später aber lediglich einzelne Teile, wie die Beteiligungen an Öl- und Gasfeldern, zur Disposition gestellt. Aus Konzernkreisen war aber bereits in der Vergangenheit zu hören, dass RWE Dea hohe Investitionen verschlinge, die sich erst nach längerer Zeit bezahlt machten. Dies könne sich RWE nicht mehr leisten.

RWE nach 20 Monaten Energiewende

Bei Anlegern stieß der geplante Dea-Verkauf weitgehend auf Zustimmung. RWE-Aktien kletterten im Dax um bis zu 4,8 Prozent auf 30,05 Euro, den höchsten Stand seit mehr als sieben Wochen. Die Absicht, RWE Dea komplett zu verkaufen, sei eine positive Überraschung, meint DZ-Bank-Analyst Marc Nettelbeck. Die Auswirkungen auf die RWE-Bilanz seien aber kaum abschätzbar - "wir erwarten aktuell nicht, dass RWE Dea in einem Stück verkauft werden kann".

RWE Dea hatte im vergangenen Jahr dank gestiegener Gas- und Ölpreise sein betriebliches Ergebnis um fast ein Viertel auf 685 Millionen Euro gesteigert. Dea ist in gut ein Dutzend Ländern mit Lizenzen und Büros präsent. Dazu gehören Deutschland, Großbritannien, Norwegen, Dänemark und Ägypten. Weitere Förderanlagen sind in Algerien und Libyen im Aufbau. In Deutschland betreibt RWE Dea darüber hinaus große unterirdische Erdgasspeicher.

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