
2050 werden Gas- und Kohlekraftwerke voraussichtlich rund 60 Prozent der gesicherten Leistung stellen müssen – das heißt der Leistung, die zu jeder Zeit sicher zur Deckung der Nachfrage verfügbar ist. Das ist das Ergebnis einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena). Die Strommenge, die Windkraft- und Solaranlagen liefern, wird zunehmen, doch es wird vorerst schwierig bleiben, sie ins Stromsystem zu integrieren und gleichzeitig die Versorgungssicherheit bei stark schwankender Stromproduktion - abhängig von Wind und Sonnenschein - zu gewährleisten.
Die dena fasst zusammen: "Deutschland wird auch längerfristig einen ausgewogenen Technologiemix zwischen erneuerbaren Energien und konventionellen Kraftwerken benötigen." Untersucht wurde die Entwicklung des Stromsystems bis 2050 bei einem Ausbau des Anteils der erneuerbaren Energien auf über 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs gemäß Leitszenario 2009 des Bundesumweltministeriums unter Fortführung der heutigen Rahmenbedingungen.
Hintergründe zur dena-Studie
Im Mittelpunkt der Studie stehen Konsequenzen, Grenzen und notwendige Maßnahmen einer Integration der erneuerbaren Energien in das Stromversorgungssystem.
Bei der Berechnung des Szenarios wurde angenommen, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland bis 2050 gemäß dem Leitszenario 2009 des Bundesumweltministeriums auf über 80 Prozent ausgebaut wird. Für den Strombedarf wurde ein gleichbleibendes Niveau vorausgesetzt. Dies entspricht dem bisherigen Trend. Ein niedrigerer Stromverbrauch würde den Bedarf an Kraftwerken natürlich reduzieren.
Die Studie geht von einem bisher nicht vorhandenen intakten europäischen Strommarkt mit barrierefreien Netzen aus.
Die Studie „Integration der erneuerbaren Energien in den deutsch-europäischen Strommarkt“ wurde von der dena im Auftrag der RWE AG und in Zusammenarbeit mit dem Institut für elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen erstellt.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien laut dena-Studie viele Problemen mit sich: So kann bei weiter ungesteuertem Ausbau der erneuerbaren Energien ein immer größerer Teil des erzeugten Stroms gar nicht genutzt werden. Gleichzeit decken die deutschen Anlangen nicht den Bedarf an der so genannten gesicherten Leistung. "Deutschland wird bis 2050 zum Netto-Stromimporteur, wobei dafür die grenzüberschreitenden Netze erheblich ausgebaut werden müssen", schreibt die dena.
„Der Atomausstieg und der Ausbau der erneuerbaren Energien sind erst der Anfang“, sagte Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, bei der Präsentation der Studienergebnisse in Berlin. „Energiewende heißt auch: neue effiziente fossile Kraftwerke, mehr Netze, mehr Speicher, mehr Flexibilisierung bei Erzeugung und Nachfrage – und Energiesparen wo immer wirtschaftlich möglich. Die Rahmenbedingungen dafür müssen jetzt geschaffen werden. Unsere Studie zeigt, mit welchen grundsätzlichen Herausforderungen wir es zu tun haben.“
Konventionelle Kraftwerke
Um eine sichere Versorgung zu gewährleisten, so die dena, kann die installierte Leistung der konventionellen Kraftwerke bis 2030 nur um rund 14 Prozent auf 83 Gigawatt und bis 2050 nur um 37 Prozent auf 61 Gigawatt im Vergleich zu 2010 zurückgehen. Die erneuerbaren Energien werden zwar 2050 über 80 Prozent des Stroms liefern, aber nur knapp 24 Prozent der gesicherten Leistung stellen, Speichertechnologien stellen rund 9 Prozent der gesicherten Leistung. 7 Prozent des Bedarfs an gesicherter Leistung müssten nach dem berechneten Szenario durch weitere Kraftwerke, die Modernisierung älterer Anlagen oder auf Basis von verbindlichen Verträgen aus dem Ausland bereitgestellt werden.
Bis 2050 werden neben den Atomkraftwerken auch die meisten derzeit noch aktiven Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke stillgelegt sein. Die neuen fossilen Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 49 Gigawatt müssen gemäß Modellergebnis zum größten Teil bis 2020, spätestens bis 2030 gebaut werden. Hinzu kommen 12 Gigawatt konventionell befeuerte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK). "Ob diese Kapazitäten tatsächlich gebaut werden, ist fraglich", zweifelt die dena, "weil die Kraftwerke, mit Ausnahme der KWK-Anlagen, aufgrund des Vorrangs der erneuerbaren Energien immer weniger Betriebsstunden haben und sich unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum noch wirtschaftlich rechnen."