Dividenden und Aktienrückkäufen Ölriesen belohnen ihre Aktionäre mit 30 Milliarden Euro

Nach hohen Gewinnen schütten die Konzerne eine Rekordsumme über Dividenden und Aktienrückkäufe aus. Bei den Investitionen bleiben sie dagegen zögerlich.

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Die Ölkonzerne machen so hohe Profite wie seit Jahren nicht mehr. Quelle: Reuters

Die westlichen Ölriesen beglücken ihre Aktionäre nach sprudelnden Quartalsgewinnen mit Dividenden und Aktienrückkäufen im Rekordwert von 30 Milliarden Dollar. Grund dafür sind die gestiegenen Energiepreise, die den fünf größten westlichen Öl-Multis BP, Shell, Total Energies, Chevron und Exxon im zweiten Quartal die höchsten Profite seit Jahren in die Kassen spülten.

Gleichzeitig scheuen sich die Ölriesen die Gewinne von zusammen fast 60 Milliarden Dollar in neue Öl- und Gasprojekte zu investieren. Gilt es doch die Auswirkungen von Rezession und Klimawandel auf die zukünftige Nachfrage nach fossilen Brennstoffen abzuwägen.

So hatte die Internationale Energieagentur (IEA) im vergangenen Jahr erklärt, dass Investoren keine neuen Öl-, Gas- und Kohleprojekte finanzieren sollten, wenn die Welt bis Mitte des Jahrhunderts eine emissionsfreie Wirtschaft erreichen will.

„Angesichts aller Unsicherheiten in der Welt ist jetzt nicht die Zeit, die Disziplin zu verlieren“, sagte BP-Chef Bernard Looney zu Reuters, nachdem er den höchsten Gewinn von BP seit 14 Jahren gemeldet hatte. Die Zurückhaltung bei den Ausgaben könnte die Energieversorgungskrise noch verschärfen, die die Inflation auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten getrieben hat.

Die Öl- und Gasförderung von BP, Shell, Total Energies, Chevron und Exxon erreichte in den ersten sechs Monaten 14,6 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag (boe/d), Reuters-Berechnungen zufolge etwa zehn Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie.

In früheren Boomzeiten etwa Anfang der 2000er-Jahre hatte Big Oil die sprudelnden Gewinne genutzt, um ihre Investitionen schnell und kräftig zu erhöhen. Nun bleiben sie vorsichtig und schütten Geld stattdessen an die Anteilseigner aus. Vor der Pandemie lagen die vierteljährlichen Gewinnausschüttungen an die Aktionäre zwischen 16 und 20 Milliarden Dollar – mindestens ein Drittel unter dem aktuellen Niveau.

Zwar haben einige Unternehmen zuletzt die Ausgabenpläne für das laufende Jahr leicht erhöht, doch bleiben sie dabei innerhalb der früheren Zielspannen. Der Großteil der zusätzlichen Gelder fließt in Projekte, die rasch mit der Produktion beginnen können, oder um die Starttermine für bereits laufende Projekte zu beschleunigen.

Der französische Ölkonzern Total hat seine Ausgaben für das laufende Jahr um eine Milliarde auf 16 Milliarden Dollar erhöht. Laut Vorstandschef Patrick Pouyanne sollen damit unter anderem die Felderweiterungen in Angola in Afrika beschleunigt werden.

Der britische Ölkonzern BP erhöht die Ausgaben in diesem Jahr um 500 Millionen Dollar, hauptsächlich um die kurzfristige Produktion im US-Erdgasbecken Hayensville und im Golf von Mexiko zu steigern, sagte Looney. Das Ausgabenbudget von BP für 2022 in Höhe von 14 bis 15 Milliarden Dollar bleibe jedoch unverändert. An dem Ziel, die Öl- und Gasförderung bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren, ändere das nichts.

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