Es ist ein klarer Sieg der Politik über die Energiekonzerne. Seit Monaten streiten sich die vier Atombetreiber in Deutschland, E.On, RWE, EnBW und Vattenfall, darüber, ob die wirtschaftlich stark angeschlagenen Konzerne für den Abriss der Meiler und die Endlagerung des Atommülls tatsächlich werden aufkommen können.
Groß sind die Zweifel auch darüber, ob die Rückstellungen dafür in Höhe von insgesamt knapp 39 Milliarden Euro in den Bilanzen der Unternehmen angemessen sind.
Öl ins Feuer goss der größte deutsche Energieversorger E.On Ende vergangenen Jahres mit seiner Ankündigung, seine Atomkraftwerke wie auch die Kohle- und Gaskraftwerke in eine neue selbstständige Gesellschaft mit dem Namen Uniper abzuspalten.
Eckpunkte aus E.Ons Bilanz 2015
781 Milliarden Kilowattstunden setzte E.On 2015 ab. Zum Vergleich: 2014 waren es 736 Milliarden Kilowattstunden
2015 waren es 1722 Milliarden Kilowattstunden, im Jahr zuvor 1161.
E.On machte 2015 116,2 Milliarden Euro Umsatz. (2014: 111,6)
7,6 Milliarden Euro in 2015, 8,3 Milliarden Euro in 2014.
2015 waren das -6,377 Milliarden Euro, im Jahr davor lag das Defizit bei 3,13 Milliarden Euro.
Nettoschulden zum 31.12.2014: 33,4 Milliarden Euro – ein Jahr später waren es noch 27,7 Milliarden Euro.
E.On hatte zum zum 31.12.2015 56.490 Beschäftigte. Im Vorjahr waren es noch 58.500 gewesen.
Ohne die milliardenschweren Altlasten aus der Atom-Ära und den immer unwirtschaftlicher laufenden fossilen Kraftwerken, wollte sich E.On allein auf das zukunftsträchtigere Geschäft mit erneuerbaren Energien konzentrieren. Nach fünf Jahren wäre E.On aus der Haftung für seine Atommeiler befreit gewesen. Die Verantwortung für den Abriss der Meiler hätte allein bei Uniper gelegen.
Verantwortung für Atommeiler
Die Börse feierte den radikalen Schnitt von E.On-Chef Johannes Teyssen und kritisierte RWE dafür, nicht endlich ebenfalls den strahlenden Ballast geschickt auszulagern. Teyssen verkaufte seine Strategie als notwendigen Schritt, geschuldet den Umbrüchen durch die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende und preist den Schritt bis heute als richtig und wegweisend an.
Nur Sigmar Gabriel, Bundeswirtschaftsminister und Vorsitzender der SPD, schluckte nicht, dass sich der Düsseldorfer Konzern auf diese Weise so geschickt der Giftpille Atomaltlasten entledigte, und, falls Uniper in den nächsten fünf oder zehn Jahren entweder zerschlagen ist oder Pleite geht, nicht mehr für den Abriss der AKWs aufkommen könnte. Dann hätte der Staat und damit der Steuerzahler die Abwicklung der Atomkraftwerke bezahlen müssen. Der Konzern wolle sich damit aus seiner Verantwortung für die Atommeiler schleichen, lautete der Vorwurf aus Berlin.
Der von Konzernchef Teyssen in einer gestern Abend zusammen mit dem Aufsichtsrat gefasste Beschluss, die AKWs nun doch nicht auszulagern, sondern bei E.On zu belassen und in einer eigenen operativen Einheit innerhalb des Konzerns weiter führen zu wollen, bestätigt genau diesen Vorwurf. Nun sollen plötzlich die deutschen Atomkraftwerke in eine eigene Einheit unter dem alten Namen Preussen Elektra innerhalb des E.On-Konzerns weitergeführt werden. Die Meiler, die E.On noch in Schweden betreibt, sollen nach wie vor in die geplante neue Firma Uniper ausgelagert werden.