
Der Energiekonzern E.ON hat sich im Kampf gegen die Gewinneinbrüche in der Stromerzeugung mit einem Verkauf in Italien etwas Spielraum verschafft. Der Versorger stieß sein dortiges Wasserkraftwerksgeschäft mit 527 Megawatt Leistung für rund eine Milliarde Euro an den Ökostromkonzern ERG ab. Der Preis liegt im Bereich dessen, was Insider erwartet hatten. Die Aktie gab am Freitag zeitweise trotzdem etwas nach.
Mit dem Verkauf zieht sich der vor der Aufspaltung stehende Versorger weiter aus Südeuropa zurück, wo er vor Jahren auf milliardenschwere Einkaufstour gegangen war. Da E.ON in der Stromerzeugung wegen der gefallenen Großhandelspreise kaum noch etwas verdient, setzt der Konzern auf den Vertrieb und das Geschäft mit Energiedienstleistungen.
Eckpunkte aus E.Ons Bilanz 2015
781 Milliarden Kilowattstunden setzte E.On 2015 ab. Zum Vergleich: 2014 waren es 736 Milliarden Kilowattstunden
2015 waren es 1722 Milliarden Kilowattstunden, im Jahr zuvor 1161.
E.On machte 2015 116,2 Milliarden Euro Umsatz. (2014: 111,6)
7,6 Milliarden Euro in 2015, 8,3 Milliarden Euro in 2014.
2015 waren das -6,377 Milliarden Euro, im Jahr davor lag das Defizit bei 3,13 Milliarden Euro.
Nettoschulden zum 31.12.2014: 33,4 Milliarden Euro – ein Jahr später waren es noch 27,7 Milliarden Euro.
E.On hatte zum zum 31.12.2015 56.490 Beschäftigte. Im Vorjahr waren es noch 58.500 gewesen.
Entgegen früheren Überlegungen will der Energieriese auch in Italien sein Vertriebsgeschäft mit Strom und Gas behalten. Dies sei das Ergebnis einer strategischen Überprüfung. Der Konzern versorgt in Italien rund 700.000 Kunden mit Strom und Gas. Auch das Geschäft mit dezentralen Energieanlagen solle in dem Land weiter ausgebaut werden. Die Tochter E.ON Connecting Energies hat dabei vor allem Industrie- und Gewerbekunden im Blick.
Ende des teuren Ausflugs nach Südeuropa
Aus anderen Geschäften in Südeuropa hat sich der Versorger bereits zuvor verabschiedet. So hatten die Düsseldorfer Anfang dieses Jahres ihre Kohle- und Gaskraftwerke in Italien an den tschechischen Versorger EPH abgestoßen. Das überschaubare Solargeschäft in Italien ging wenig später an den Finanzinvestor F2i. Den Rückzug aus Spanien und Portugal hatte E.ON bereits Ende 2014 besiegelt.
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E.ON war unter dem damaligen Chef Wulf Bernotat auf Einkaufstour in Südeuropa gegangen. Nachdem dieser 2007 das Bieterrennen um den spanischen Versorger Endesa verloren hatte, kaufte E.ON für rund 11,5 Milliarden Euro Versorger und Kraftwerke in Südeuropa. Wegen der Wirtschaftskrise schrumpfte aber die Stromnachfrage. E.ON musste auf die Zukäufe mehr als die Hälfte der Summe abschreiben.
Den Verkauf der 16 Wasserkraftwerke in Italien will E.ON bis Ende des Jahres abschließen. Der Käufer ERG erklärte, er erwarte von den Anlagen einen operativen Gewinn (Ebitda) von jährlich 110 Millionen Euro. Gut 100 Mitarbeiter wechseln die Seiten. E.ON kann den Kaufpreis gut gebrauchen. Den Konzern drücken Schulden von knapp 32 Milliarden Euro. In der kommenden Woche legt Vorstandschef Johannes Teyssen die Halbjahreszahlen vor.