Bei E.On fallen durch gewaltige Organisationsumbauten 10.000 Stellen weg, mit dem Abbau wurde bereits vor 24 Monaten begonnen. Alle drei Konzerne wollen in das Geschäftsfeld „Dezentrale Energien“ investieren. Die Strom-Eigenversorgung ist vor allem in der Industrie beliebt, da hierbei EEG-Umlage und Netznutzungsgebühren wegfallen. Doch planen die Koalitionspolitiker zur Zeit in Berlin das Ende der umlagefreien Welt der dezentralen Energieerzeugung. So könnte sich auch dieses bisher hoffnungsfrohe Geschäftsfeld zu einem Nirwana entpuppen. Bei EnBW wird vor allem gespart: Ein Sparprogramm soll 750 Millionen Euro bringen. Vor allem Verkäufe von Beteiligungen soll Geld in die Kasse spülen.
Besonders auf drei Feldern agieren die Energiekonzerne bisher im Dunklen:
1. Alle drei hoffen auf die Etablierung eines Kapazitätsmarktes. Das heißt: Konventionelle Kraftwerke sollen auch dann bezahlt werden, wenn sie keinen Strom erzeugen. Was sich wie paradiesische Verhältnisse anhört, ist die Bezahlung von Bereitstellung. Konventionelle Kraftwerke werden für die Netzstabilität benötigt, um große Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen. Das sei besonders im Winter eine wichtige Voraussetzung für die Versorgungssicherheit, beteuern die Energiemanager aller großen Versorger.
2. Die EEG-Förderung soll so schnell wie möglich marktgerecht werden. Dazu soll die Förderung von Windparks gedeckelt und nach Regionen unterschiedlich gewichtet werden. Doch die Politiker in Berlin lassen sich Zeit. Das Problem soll erst Ostern gelöst werden, bis dann soll die Reform des EEG bloß als „Prüfauftrag“ in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden. Viel Zündstoff liegt in dieser Vorgehensweise. „Das kommt für uns zu spät“, klagt ein Energiemanager, der schon die Insolvenz einzelner Kraftwerksgesellschaft an die Wand malt.
3. Der Netzausbau soll forciert werden, aber diejenigen Eigenstromerzeuger unter den industriellen Kunden, die auch Strom für die Versorgung von anderen Kunden abgeben und nicht nur für sich selbst nutzen, sollen künftig zur Kasse gebeten werden: Auch an den Netzentgelten, von denen sie früher befreit waren, sollen sie künftig beteiligt werden.
Das Schrumpfen geht weiter
Bleibt die Frage, welcher der Energieversorgern die besten Chancen hat, aus der Krise zu kommen?
Fest steht: "Wir werden eine deutliche Schrumpfung aller Konzerne erleben", prophezeit Uwe Leprich vom Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES) in Saarbrücken. Mit den großen Renditen aus dem Kraftwerksgeschäft ist es endgültig vorbei. Die Autoren einer Studie der Citibank rechnen vor, dass die Konzerne in den nächsten beiden Jahrzehnten rund die Hälfte ihres Marktes durch Solarenergie, Windkraft sowie Energiespeicher und Energieeffizienzmaßnahmen verlieren könnten. Strom wird in Deutschland in der Zukunft immer seltener zentral in großen Steinkohle- , Braunkohle- oder Gaskraftwerken produziert werden, sondern quer über das Land verteilt.