E.On, RWE & Co Energieriesen hinken bei der Digitalisierung hinterher

Die Digitalisierung ebnet neuen Anbietern den Weg auf den Strommarkt. Die etablierten Energiekonzerne in Deutschland hinken laut einer Studie mal wieder hinterher.

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E.On-Zentrale in Essen Quelle: dpa

Erst waren es kleine Bürgerinitiativen wie EWS Schönau aus dem Schwarzwald, die den etablierten Energieversorgern in Deutschland mit Ökostrom Konkurrenz machten. Jetzt ebnet die Digitalisierung wieder neuen Anbietern den Weg auf den Strommarkt. Start-ups wie Beegy, Caterva oder LO3-Energy bieten ihren Kunden digitale Märkte für selbst erzeugten Strom oder  verknüpfen Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach von Eigenheimen mit Batteriespeichern im Keller. Überschüssiger Strom lässt sich dann dorthin leiten, wo er gerade gebraucht wird, abgerechnet wird mit neuen Technologien wie etwa Blockchain  – ganz ohne Stadtwerk oder Energieversorger.

Den Umstieg von fossilen Energieträgern wie Kohle auf Wind- und Sonnenstrom haben die etablierten Versorger lange verschlafen. Dass einmal Solarzellen auf dem Dach und Windräder an Land und auf hoher See ihren großen Kohle- und Gaskraftwerke Konkurrenz machen könnten, war E.On, RWE & Co schlicht undenkbar. Nun hinken die etablierten Versorger offenbar beim nächsten Trend hinterher: bei der digitalen Transformation. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman, die WirtschaftsWoche Online exklusiv vorliegt.

Bei acht Energieversorgern hat Oliver Wyman untersucht, wie weit die Digitalisierung in allen Wertschöpfungsketten bei den Unternehmen schon umgesetzt ist. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die etablierten Versorger nutzen kaum das Potenzial der Digitalisierung, so Oliver Wyman. Vor allem im Vertrieb und bei der Stromerzeugung bestehe digitaler Nachholbedarf.

„Wenn diese Bereiche der Wertschöpfungskette bei den Energiekonzernen nicht richtig aufgesetzt sind, dann kann das gesamte Potenzial der Digitalisierung nur bedingt gehoben werden“, sagt Jörg Stäglich, Partner bei Oliver Wyman. Gerade bei der Stromerzeugung, die zunehmend dezentral passiert, könnten mit der digitalen Vernetzung die Anlagen viel effizienter gemangt werden. Die technische Leistung und damit der Ertrag der Anlagen könnten mit einem digitalen Management verbessert werden. Auch digitale Fernüberwachungen von Anlagen werde noch kaum genutzt.

Im Vertrieb, vor allem beim Vertrieb von Produkten an Verbraucher, nutzten die Versorger digitale Vertriebskanäle wie Kundenportale, soziale Medien oder Apps viel zu wenig.

Den Grad der Digitalisierung der deutschen Energieversorger hat die Unternehmensberatung entlang der Wertschöpfungsstufen Erzeugung, Handel, Netze und Vertrieb bewertet. Daraus leitet sie einen Digitalisierungsindex ab: Auf einer Skala von null bis 100 stehen die Energiekonzerne bei nur 31 Punkten. Wobei null nicht vorhandene oder sehr begrenzte Digitalisierung meint.

Die Unternehmensberatung bemängelt bei ihrer Untersuchung allerdings auch die Qualität der Daten. Alle Versorger hätten zum Teil nicht vollständige Daten oder sogar widersprüchliche Daten zur Verfügung gestellt. Auch das spricht nicht dafür, dass die Versorger die digitale Transformation ihres Geschäftes im Griff haben.

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