E.On, RWE und EnBw Was vom Oettinger-Vorschlag zu halten ist

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Fusion von E.On und EnBW

Wahrscheinlicher als die Fusion von E.On und RWE, wäre E.Ons Vereinigung mit EnBW. Quelle: dpa
  • Mit der Fusion mit RWE würde sich E.On ein stark regional denkendes, wenig weltläufiges Management aufhalsen.
  • In Verhandlungen mit Gazprom würde ein E.On-RWE-Konzern erst recht Objekt der Begierde sein. Gazprom verlangte bisher nach Beteiligungen an deutschen Energiekonzernen, ein künftiger E.On-RWE-Konzern wäre da noch attraktiver. Beteiligungsverkäufe ganz oder in Teilen an Gazprom wollen beide Unternehmen aber bisher verhindern.
  • Die kommunalen Aufsichtsräte würden ihre Jobs verlieren, ein Hemmschuh der Fusion
  • E.On würde sich mit den Braunkohlekraftwerken von RWE beladen, die ab 2013 die Verschmutzungszertifikate voll bezahlen müssen und die Bilanz verschlechtern.
  • Das Bundeskartellamt in Bonn würde sich sperren, wenn nicht ein ausländischer Partner rasch dazukäme.

Wahrscheinlichkeit: Eine Fusion wäre möglich, jedoch nur im Verbund mit einem dritten Großpartner, der aus dem Ausland stammen müsste. RWE-Chef Jürgen Großmann könnte die Fusion einfädeln. Die Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Wenning (E.On) und Manfred Schneider (RWE) könnten sich vom Naturell und von der Herkunft her schnell einig werden, da beide Chefs von Bayer waren.

Die zweite Fusionsphantasie

Eine andere Fusionsphantasie wäre das Zusammengehen von E.On und EnBW, auf die bisher noch niemand gekommen ist, die aber wahrscheinlicher wäre als die von E.On und RWE:

Pluspunkte der Idee E.On-EnBW

  • Die grün-rote Landesregierung in Stuttgart steht unter dem Druck das „Problem EnBW“ zu lösen. Das Konzern, der zu 46 Prozent dem Land gehört und zu 46 den schwäbischen Kommunen, schaffte bisher die grüne, atomfreie Wende nicht, auch nicht den Einstieg in das Erdgasgeschäft. Das könnte mit E.On leichter funktionieren. E.On und EnBW könnten über Nacht zum weltgrößten Anbieter von Windkraftstrom werden, Wasser auf die Mühlen von Grünrot in Stuttgart, die beim Bahnprojekt Stuttgart 21 gerade eine herbe Niederlage einstecken mussten
  • Mit der Fusion von E.On und EnBW würden sich die schwäbischen Kommunen und das Land aus EnBW zurückziehen. Die Entscheidungsezentrale der baden-württembergischen Energiepolitik läge weitab von den Stuttgarter Politikern, die sich bei allen Erfolgen in ihrer eigenen Fusionsidee sonnen könnten, bei Pannen aber mit dem Finger auf das ferne Düsseldorf zeigen können.
  • E.On würde wieder in Besitz von Wasserkraftwerken kommen, die es aus Gründen einer scharfen Auflage aus Brüssel an die österreichische Verbund verkaufen musste.
  • Bei EnBW läuft der Vertrag von EnBW-Chef Hans-Peter Villis aus. Es gäbe also keine Machtkämpfe. Villis ist ehemaliger E.On-Manager. Er könnte kampflos an Teyssen übergeben.

Minuspunkte der Idee

  • E.On würde sich das zum Teil sehr regionale Geschäft in Baden-Württemberg aufbürden, dessen Integration den Gesamtkonzern auf Jahre hinaus lähmen würde.
  • Die aus Synergiegründen unausweichliche Schließung des badischen EnBW-Standortes Karlsruhe würde zu erheblichen Protesten und Negativschlagzeilen in der baden-württembergischen Regionalpresse führen.
  • Die innovativste deutsche Strommarke Yello würde dem E.On-Nachzügler E wie einfach geopfert.
  • Das Amphibienschutz-Programm von EnBW „Frosch & Co“, das die Fauna in schwäbischen Gewässern schützen soll, würde von E.On wahrscheinlich aus Kostengründen ausgetrocknet werden. Teyssen fährt einen strikten Sparkurs und hängt mit dem Herzen eher an der Hildesheimer Börde als an schwäbischen Biotopen.
  • Das Bundeskartellamt in Bonn würde sich bei einer derartigen Angebots-Zusammenballung auf nationaler Ebene im süddeutschen Raum sperren, wenn nicht ein ausländischer Partner als Dritter im Bunde dazukäme

Wahrscheinlichkeit: E.On und EnBW könnte eher kommen als E.On und RWE. Es gibt handfeste Gründe, dass die EnBW-Eigentümer daraus politische Vorteile ziehen könnten. Für das Land und die schwäbischen Kommunen fast ein goldener Exit aus dem Problem EnbW, das aus alleiniger Kraft die Energiewende nur sehr schwer schaffen kann. Oettingers Botschaft: Es bleibt spannend in der Energiewirtschaft.

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