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E.On und das Gas-Geschäft Eigentümer wollen modernes Gaskraftwerk stilllegen

Die Energiewende setzt konventionelle Kohle- und Gas-Kraftwerke unter Druck. So stark, dass jetzt die Anlage in Irsching offenbar vor dem Aus steht – eines der modernsten Kraftwerke Europas.

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Die Blöcke 4 und 5 des Kraftwerks Irsching sind erst 2010 und 2011 in Betrieb gegangen Quelle: dpa

Die Blöcke 4 und 5 des Gaskraftwerks Irsching gehören zu den modernsten Anlagen in Europa. Doch die Energiewende setzt Gas- und Kohlekraftwerke immer stärker unter Druck. So stark, dass sich laut einem Medienbericht für die Eigentümer selbst der Betrieb in Irsching nicht mehr lohnt. Nach Informationen der ARD wollen der Energieversorger E.On, die Frankfurter Mainova, N-Ergie aus Nürnberg und die Darmstädter HSE noch im März einen Antrag stellen, das Kraftwerk stillzulegen.

E.On wollte den Bericht nicht bestätigen, erklärte aber in einer Stellungnahme: "Die wirtschaftliche Perspektive des Gaskraftwerks Irsching ist äußerst kritisch." Die Kosten könnten wegen der energiepolitisch veränderten Rahmenbedingungen kaum noch erwirtschaftet werden. "Da sich die Marktbedingungen in den letzten Jahren weiter zugespitzt haben, ist der Weiterbetrieb nach dem Auslaufen der bisherigen vertraglichen Regelung gefährdet."

Die künftige E.On-Struktur

Bereits 2013 stand die wenige Jahre alte Anlage auf der Kippe. Die Netzagentur setzte sich seinerzeit aber für den Weiterbetrieb ein, um die Stromversorgung in der Region zu sichern. Der Netzbetreiber Tennet erhielt die Betriebshoheit über die beiden Blöcke 4 und 5 mit einer Gesamtleistung von rund 1400 Megawatt. Im Gegenzug bekommen die Eigentümer je Block pro Jahr insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag. Block 4 gehört E.On alleine, an Block 5 sind zur Hälfte auch Mainova, N-Ergie und HSE beteiligt.

Netzagentur muss über Stilllegung entscheiden

Die mit Tennet geschlossene Vereinbarung läuft im März 2016 aus. Eine Stilllegung der Anlage muss zwölf Monate zuvor bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Die Behörde entscheidet, welche Anlagen für eine sichere Stromversorgung am Netz bleiben müssen. Die Energiekonzerne habe bereits etliche Kraftwerke zur Stilllegung angemeldet.

Der Preisverfall beim Strom macht E.On stark zu schaffen. Nach einem Nettoverlust von 835 Millionen Euro nach neun Monaten hieß es, das Management gehe für das Gesamtjahr von einem "erheblichen Konzernfehlbetrag" aus. Wie das "Handelsblatt" berichtete, sollen sich die Verluste unterm Strich auf drei Milliarden Euro summieren. Der Konzern wollte den Bericht nicht kommentieren und verweist auf die Vorlage der Bilanz am 11. März.

von Reinhold Böhmer, Mario Brück, Dieter Dürand, Max Haerder, Thomas Glöckner, Mark Fehr, Rebecca Eisert

Da sich der Schuldenberg des Energiekonzerns auf inzwischen 31 Milliarden Euro erhöht hat, ist E.On auf der Suche nach Erlösquellen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat das Unternehmen die Investmentbanker der Bank of America damit beauftragt, bei einem möglichen Verkaufsprozess des Gasfördergeschäfts in der Nordsee beratend tätig zu werden. Der Verkauf könnte den mit den Vorgängen vertrauten Kreisen zufolge, auf die Bloomberg sich beruft, bis zu zwei Milliarden Euro einbringen.

Im Zuge des angekündigten radikalen Strategiewechsels Ende November war auch bekannt geworden, dass E.On das Fördergeschäft in der Nordsee auf den Prüfstand stellen will. Da der Konzern in der Gasförderung in Russland ein größeres Potenzial sieht, soll diese im Gegensatz zu der Nordsee-Förderung auf jeden Fall in der neuen Gesellschaft, welche die Kohle-, Gas- und Atomgeschäfte bündeln soll, verbleiben.

Konkurrent RWE hatte Anfang der Woche den lange geplanten Verkauf seiner Öl- und Gasfördertochter Dea an ein Konsortium des russischen Oligarchen Michail Fridman abgeschlossen. Die britische Regierung hat dagegen wegen der politischen Spannungen mit Russland Bedenken vorgebracht.

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