
Erst will der Wirtschaftsminister bei dem CO2-Ausstoß der Kraftwerke stärker sparen, jetzt stellt sich womöglich ein Investor quer: Die Kohlekraftwerke werden für die deutschen Energieriesen E.On und RWE zunehmend zu einem Problem. Bis 2020 will Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel gegen den Widerstand der Stromkonzerne zusätzlich 22 Millionen Tonnen CO2 beu Kraftwerken einsparen. Bis Sommer 2015 soll das Gesetz stehen. Dem Entwurf zufolge dürfen die Unternehmen flexibel entscheiden, wie sie von 2016 bis 2020 jährlich 4,4 Millionen Tonnen CO2 einsparen.
Während sich der Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gegen die von Berlin geplante Deckelung der Kraftwerksemissionen noch wehrt, sind die Energiekonzerne an einer anderen Stelle machtlos: Einem Medienbericht zufolge überdenkt der norwegische Staatsfonds seine Investments bei Firmen aus der Öl-, Gas- und Kohlebranche. Aus ethischen Gründen, wie es in der Online-Ausgabe des „Manager Magazin“ heißt.
Neuausrichtung - So steht es um die Energiekonzerne
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: 2,0 %
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: 15,0%
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: 4000
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: *
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 135
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
(Stand: Juni 2014)
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: 1,7 %
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: 4,5%
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: 1300
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: **
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 90
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: 2,3 %
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: 10,0%
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: 205
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: ***
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 50
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: k.A.
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: k.A.
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: k.A.
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: *
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 300
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
An beiden deutschen Unternehmen hält der Staatsfonds jeweils knapp über zwei Prozent, was die Norweger bei RWE zum zweitgrößten Investor (Wert des Aktienpakets: 340 Millionen Euro) und bei E.On zum drittgrößten Investor (592 Millionen Euro) macht. Ein Ausstieg wäre für beide Unternehmen schmerzhaft. Deutlich stärker als die kurzfristige Delle des Aktienkurses dürfte die Chefetagen in Essen und Düsseldorf allerdings die Signalwirkung schmerzen, die von dem möglichen Ausstieg des Staatsfonds ausgehen würde. Für zahlreiche kleinere Fonds und Anleger sind die Norweger ein Vorbild – dem sie auch bei E.On und RWE folgen könnten.
Vollständiger Ausstieg ist unwahrscheinlich
Im Falle von E.On kommt dazu, dass die norwegische Regierung noch vor dem Staatsfonds auf Rang zwei der Investoren liegt. Sollte Oslo wirklich konsequent umdenken, müsste nicht nur der Staatsfonds, sondern auch die Regierung ihren 818-Millionen-Euro-Anteil verkaufen.
Zudem gefällt zahlreichen Analysten die zunehmende staatliche Regulation des Energiesektors – wie von Wirtschaftsminister Gabriel – nicht. Bei einer immer schärfer werdenden Beschneidung von CO2-Emissionen rechnet sich das klimaschädliche Geschäftsmodell von Gas- und Kohlekraftwerken ab einem gewissen Punkt nicht mehr. Die meisten Investoren wollen diesen Punkt auf keinen Fall verpassen.
Ein vollständiger Rückzug der Norweger ist laut Experten allerdings unwahrscheinlich. Würde der Staatsfonds sein gesamtes Energieinvestment von rund 35 Milliarden Euro komplett abziehen, würde eine Schockwelle durch die internationale Energiebranche jagen. Daran hat Norwegen aber kein Interesse, da der Staatskonzern Statoil selbst prächtig an den Öl- und Gasvorkommen vor der eigenen Küste verdient.
Würde der Staatsfonds die Öl- und Gasgeschäfte ausklammern und sich auf die für Norwegen unwichtige Kohle beschränken, hätte von den deutschen Energieversorgern nur noch RWE ein Problem: Bei den Essenern macht Kohlestrom etwa 62 Prozent der erzeugten Energie aus. Bei E.On ist es nur rund ein Viertel. Noch ist aber vollkommen offen, ob die beauftragten Gutachter dem Staatsfonds einen Ausstieg empfehlen oder nicht.





Derweil zieht E.On-Chef Johannes Teyssen einen Schlussstrich unter den Expansionskurs seines Vorgängers Wulf Bernotat. Der Energiekonzern steht einem Pressebericht zufolge kurz vor einer Einigung über den Verkauf seines spanischen Geschäfts. Favorisierter Käufer sei die australische Macquarie Bank, schreibt die „Rheinische Post“ unter Berufung auf Branchenkreise. Der E.On-Aufsichtsrat stehe auf Abruf bereit, um in den nächsten Tagen das Geschäft zu genehmigen. E.On Spanien wird dem Vernehmen nach mit gut zwei Milliarden Euro bewertet und beschäftigt 1200 Mitarbeiter. Macquarie hatte vor zwei Jahren bereits das Ferngasnetz von E.On übernommen.
2007 hatte der Energiekonzern nach einer Bieterschlacht mit dem italienischen Enel-Konzern Teile des spanischen Energieversorgers Endesa sowie Kraftwerke in Frankreich und Italien für insgesamt 11,5 Milliarden Euro übernommen. Die Italien-Tochter steht ebenfalls zum Verkauf – doch hier kommt E.On offenbar nicht wie geplant voran. Zuletzt war die Rede von sieben ernsthaften Interessenten – darunter der französische Atomkonzern EDF und der italienische Versorger Enel. Auch das Italien-Geschäft soll mit rund zwei Milliarden Euro bewertet sein. Eine E.On-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren.