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Einsparungen RWE zieht die Bremse

Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE baut noch mehr Stellen ab. Ländergesellschaften werden zusammengelegt.

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RWE-Chef Peter Terium - beim Energieversorger wird nicht nur gestrichen, sondern auch zusammengelegt. Quelle: dapd

RWE-Chef Peter Terium nimmt bei RWE das Tempo heraus: Es werden Jobs gestrichen, mehr als ursprünglich geplant. Statt 8000 Arbeitsplätze werden es nun 2400 zusätzliche Jobs, die abgebaut werden. Akquisitionen? Erst einmal nicht im großen Stil, so die Botschaft des Vorstands. Gleichzeitig wird bei RWE nicht nur gestrichen, sondern auch zusammengelegt. So plant Terium die Gründung einer länderübergreifenden Kraftwerksgesellschaft, die in Form einer europäischen Aktiengesellschaft (SE) Anfang 2013 mit Sitz in Deutschland ihre Arbeit aufnehmen soll. In welcher Stadt RWE diese Ländergesellschaft gründen will, ist dabei noch offen. Wahrscheinlich aber wird es Essen sein.

Dass der RWE-Vorstand sich nicht durchringen konnte, den genauen Ort zu benennen, in der die Gesellschaft gegründet wird, zeigt die Unsicherheit, in der das Versorgungsunternehmen zur Zeit schwimmt. Wie sich der Abbau der 10.400 Arbeitsplätze in ein paar Jahren auf die Gesamtbelegschaft auswirken will, darüber wollten die RWE-Manager in ihrem Halbjahresbericht auch nichts sagen.

Die Sparpläne der Versorger
Wie die Energiekonzerne sparen wollen Quelle: dpa
RWE will jetzt auch bei den Gehältern seiner leitenden und außertariflichen Angestellten sparen. Das Unternehmen strebe für 2014 eine Nullrunde bei dieser Personengruppe an, sagte eine Unternehmenssprecherin am 29. November. Betroffen seien über 6000 Mitarbeiter in Deutschland, europaweit sogar 16.000 Beschäftigte. In einem internen Schreiben kündigte der RWE-Vorstand nach Angaben der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ an, diesem Mitarbeiterkreis 2014 „keine generelle Gehaltserhöhung zu gewähren“. Hintergrund sei die schwache Ertragskraft des Konzerns, die 2014 zu einem deutlichen Ergebnisrückgang führen werde. Neben den Aktionären, die für 2013 eine halbierte Dividende hinnehmen müssen, sollten alle Beschäftigten „ihren Beitrag zur langfristigen Sicherungen der Finanzkraft leisten“. Durch die Maßnahme will der Konzern einen zweistelligen Millionenbetrag sparen. Quelle: dpa
Angesichts der düsteren Aussichten auf dem deutschen Energiemarkt sollen bis 2016 weitere 6750 Stellen wegfallen oder durch Verkauf abgegeben werde, 4750 davon in Deutschland. Terium will auch auf Management-Ebene über Gehaltskürzungen sprechen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es soweit möglich nicht geben. RWE setzte auf die konzerninterne Jobbörse, Altersteilzeit und die natürliche Fluktuation. Den bis Ende 2014 garantierten tariflichen Kündigungsschutz will Terium angesichts der Lage nicht verlängern. Von 2011 bis Ende 2013 hat RWE bereits 6200 Stellen abgebaut oder durch Verkauf abgegeben. Der neue Abbau trifft vor allem die Kraftwerkssparte mit 2300 Stellen. Im Rahmen des Effizienzprogramms „RWE 2015“ fallen 2400 Stellen weg, und durch den geplanten Verkauf der Ölfördertochter Dea weitere 1400 Stellen. Auch die Tochter für erneuerbare Energien RWE Innogy speckt ab - 250 Stellen gehen verloren. Zum Jahresende 2013 verringert sich die Zahl der Stellen von 67.400 auf knapp 61.000. Ende 2011 arbeiteten noch 72.000 Menschen für RWE. Quelle: dpa
Bei RWE greifen mittlerweile mehrere Spar- und Effizienzprogramme ineinander. Im Rahmen des Programms RWE 2015 will Terium bis Ende des kommenden Jahres 1 Milliarde Euro einsparen. Zunächst hieß es, die Zahl der Mitarbeiter solle um 8000 sinken, mittlerweile ist von über 10.000 Stellen die Rede. 3000 davon sollten durch Verkäufe von Unternehmensteilen wegfallen. Nun legte Chef Peter Terium nochmals nach (siehe vorangegangenes Bild). Quelle: dpa
Besonders betroffen ist die Kraftwerkstochter RWE Generation. Im Rahmen des Programms NEO sollen die Kosten hier jährlich um 750 Millionen Euro gesenkt werden. Die Kraftwerkstochter soll 3000 Stellen streichen. Die Sparte hat derzeit 18.000 Beschäftigte. Im Rahmen des Atomausstiegs hat RWE bereits das Kernkraftwerk Bibilis stillgelegt, Lingen, und Mülheim-Kärlich befinden sich im Rückbau. In Betrieb sind noch Emsland, Gundremmingen (75% Beteiligung) und Borssele (Niederlande, 30 % Beteiligung) Quelle: dapd
EnBWDer baden-württembergisch Energieversorger zieht aus seiner Ertragskrise weitere Konsequenzen und verkleinert den Vorstand von fünf auf vier Personen. Vorstand Dirk Mausbeck, bisher für Vertrieb und Marketing verantwortlich, wird mit Ablauf seines Vertrages am 30. September 2014 das Unternehmen verlassen. Seine Aufgaben übernimmt zum Teil Vorstandschef Frank Mastiaux (Foto). Die Sparten Handel und Verteilnetze sollen noch verteilt werden. EnBW kämpft in Folge der Energiewende mit schrumpfenden Erträgen. Mastiaux will den einst stark auf Atomkraft setzenden Konzern auf die Erzeugung von erneuerbarer Energie und auf neue Serviceangebote für die Strom- und Gaskunden trimmen. Dazu ist bereits ein umfassendes Sparprogramm aufgelegt worden... Quelle: dpa
Um den Konzern effizienter zu machen, sollen Kerngesellschaften auf die EnBW AG verschmolzen und Tochtergesellschaften verkauft werden. Das im Oktober 2010 angestoßene Effizienzprogramm "Fokus" soll bis Ende 2014 jährlich eine Entlastung von 750 Millionen Euro bringen. Bis Ende 2014 werden 1350 Stellen bei EnBW gestrichen - das soll Einsparungen von rund 200 Millionen Euro bringen. Der Umbau soll sozialverträglich organisiert werden. Freie Stellen - vor allem in der Verwaltung - werden nicht neu besetzt, Altersteilzeitangebote umgesetzt und Abfindungen gezahlt. Vor dem Sparprogramm arbeiteten 21.000 Menschen für EnBW. EnBW hat im Zuge der Energiewende das Kernkraft Neckarwestheim bereits teilweise stillgelegt, das Werk Obrigheim befindet sich im Rückbau. Am Netz sind noch Philippsburg und Fessenheim, Frankreich / Elsass (17,5% Beteiligung). Quelle: dpa

Immerhin hat RWE mit dem norwegischen Erdgaslieferanten Statoil eine Einigung erzielt, die bei Gaslieferverträgen nun eine Preissenkung bewirkt. Terium: „Mit Statoil hat ein weiterer Lieferant eingewilligt, dass sich die Entgelte nunmehr an den aktuellen Marktbedingungen ausrichten.“ Im Klartext: Statoil akzeptiert, dass sich mit dem Flüssiggas LNG, das aus allen Kontinenten in Tankern nach Europa kommt, ein neuer Markt eröffnet, der preiswerteres Erdgas aufbietet als die in Langfristverträgen festgezurrten Preisklauseln des Pipelinegases.

Nach dem ersten Erfolg mit Statoil steht nun der schwerste Brocken noch aus: Gazprom. Der russische Gaslieferant hat kürzlich mit E.On einen Verhandlungserfolg hingelegt. RWE konnte so einen Erfolg heute nicht vermelden. Es hakt in den Verhandlungen, und die RWE-Vorstände machen keine Hoffnung, dass sie sich noch in diesem Jahr mit den Russen einigen können. Begründung aus den RWE-Chefetagen: „Wir wollen kein Verhandlungsergebnis, das in den kommenden Jahren Nachverhandlungen nötig macht.“ Vorsicht heißt also auch hier die Mutter der Porzellankiste.

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