EnBW Dubioser Lobbyist bedrängt EnBW

Der russische Geschäftsmann und Zampano Andrej Bykow attackiert den Energiekonzern mit einem skurrilen Brief und zeigt, wie lästig er noch werden kann.

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Andrej Bykow Quelle: PR

Andrej Bykow wird in der deutsch-russischen Energieszene als fantasievoller Mann beschrieben, dessen Temperament untypisch für die knochentrockene Branche der Energiewirtschaft ist. Er hat als Lobbyist dem baden-württembergischen Versorger EnBW schon so manchen hochrangigen Kontakt in Russland verschafft – und gehörigen Ärger dazu.

Nun sorgte er mit einem skurrilen Brief für Amüsement. Das führt in der Spitze der EnBW-Zentrale in Karlsruhe nicht nur zu befreiendem Lachen. Beim scheidenden Konzernchef Hans-Peter Villis keimt vor allem die stille Hoffnung, dass sich der Energielobbyist mit seinen blumigen Zeilen ins Abseits manövriert.

Die EnBW-Geschäftsfelder

Bykow hat in jüngster Vergangenheit EnBW mit Behauptungen traktiert, die zur weiteren Verunsicherung des viertgrößten deutschen Energieversorgers beitrugen. Die Staatsanwaltschaft in Mannheim geht einem Korruptionsverdacht bei EnBW in Höhe von 200 Millionen Euro nach. Zusammen mit den Strafverfolgern in Stuttgart ermittelt sie gegen frühere EnBW-Manager, die mit EnBW Schindluder getrieben haben sollen. Eine spektakuläre Razzia bei dem früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) und seinem Freund Dirk Notheis, dem Deutschland-Chef der US-Investmentbank Morgan Stanley, flimmerte vorige Woche über die Fernseher.

Korruption bei EnBW

Bykows Brief passt zu seinem Ruf des großen Zampanos, der für seine Undurchsichtigkeiten und schillernden Auftritte berühmt und berüchtigt ist. Weit holt er aus in seiner zwölfseitigen Epistel, um tief in der Welt der Geschichte anzukommen: Da „die kommunistische Revolution in Russland im Oktober 1917 von der Regierung des Deutschen Reiches vorbereitet und finanziert“ worden sei, gebe es „eine Mitschuld der Deutschen an der kommunistischen Diktatur“. Mit solchen Worten wandte sich Bykow am 30. Juni an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), dessen Finanzminister Nils Schmid (SPD) und an neun staunende Landräte der schwäbischen Kommunen, die 46 Prozent an EnBW halten.

Damit zielte der Russe auf die angebliche Lobbying-Idee des früheren EnBW-Vorstands, 200 Millionen Euro aus den Kassen der EnBW über die Bykow-Einrichtung „St. Nikolaus-Stiftung“ an russische Kultureinrichtungen und Kindergärten auszuzahlen. In der Angelegenheit tobt gerade ein Streit, ob dies EnBW möglicherweise als Korruption auszulegen sei, um in Russland ins Gasgeschäft einzusteigen. In seinem Brief interpretiert er das jedoch völlig anders, nämlich quasi als „Wiedergutmachung seitens der Württemberger für die deutsche Finanzierung der Bolschewiki“. Denn wenn Bykow eines weiß, dann, dass Deutschlands letzter Kaiser Wilhelm II. 1917 den russischen Exil-Kommunisten Lenin in einem plombierten Zug aus der Schweiz durch das Reich gen St.Petersburg fahren ließ, um den Zar zu stürzen – was bekanntlich auch passierte.

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