EnBW Energieversorger macht Milliardenverlust und streicht Dividende

Kosten für Atomfonds belasten EnBW. Der Energieversorger macht hohe Verluste. 2017 soll endlich die Trendwende gelingen.

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Der Energiekonzern EnBW macht hohe Verluste. Quelle: dpa

Die Kosten für den staatlichen Fonds zur Atommülllagerung haben beim südwestdeutschen Energiekonzern EnBW ein tiefes Loch die Bilanz gerissen. 2016 stand ein Verlust von 1,8 Milliarden Euro zu Buche nach einem Nettogewinn von 158 Millionen Euro im Jahr davor, wie das Unternehmen mitteilte. Grund war vor allem der Beitrag der Energie Baden-Württemberg von insgesamt 4,7 Milliarden Euro zum Atommüllfonds. Doch auch niedrige Großhandelspreise für Strom belasteten das Ergebnis. Der Umsatz schrumpfte um knapp neun Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Vor Zinsen, Steuern und Sonderfaktoren verdienten die Badener mit 1,94 Milliarden Euro rund acht Prozent weniger als vor Jahresfrist.

Die Energieversorger müssen in diesem Jahr die milliardenschweren Kosten für den Atomfonds stemmen, mit dem die Lagerung des Nuklearabfalls finanziert werden soll. Für die vier Konzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW zusammen sind das knapp 23,6 Milliarden Euro. Diese müssen bis Juli gezahlt werden, wurden aber schon 2016 größtenteils in der Bilanz verbucht. Diese Belastungen schränkten den finanziellen Spielraum deutlich ein, erklärte Finanzvorstand Thomas Kusterer. "Sie treffen uns in einer Phase, in der wir in erheblichem Umfang in unseren Umbau und damit in unsere Zukunft investieren." So baut die EnBW zum Beispiel Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee aus.

Keine Dividende

Die staatlichen Eigner, vor allem das Land Baden-Württemberg, sollen für das vergangene Jahr keine Dividende erhalten. Künftig strebe das Unternehmen aber wieder eine angemessene Ausschüttung an, erklärte der Finanzchef. Manager und Mitarbeiter des Konzerns mit gut 20.000 Beschäftigten verzichten zudem auf gut sechs Prozent ihres Einkommens. "Damit leisten alle im Unternehmen einen solidarischen Beitrag für die langfristige Zukunftssicherung der EnBW", sagte Kusterer. Die insgesamt 40 Millionen Euro Gehaltsverzicht sei Teil der Einsparungen, mit denen der Versorger gegen den sinkenden Gewinn ankämpft. Seit 2012 wurden Kostensenkungen von 1,4 Milliarden Euro, vor allem auch durch Personalabbau, beschlossen.

Nach jahrelangem Gewinnrückgang will EnBW-Chef Frank Mastiaux 2017 jedoch die Früchte des Umbaus ernten, zu dem der staatlich kontrollierte Versorger durch die Energiewende gezwungen war. So erzielte die EnBW 2016 nur noch 17 Prozent ihres Umsatzes mit der konventionellen Energieerzeugung im Vergleich zu fast der Hälfte noch 2012. "Wir konzentrieren jetzt alle Kraft darauf, unsere Ergebnisentwicklung ab 2017 ins Positive zu wenden", erklärte er. In diesem Jahr soll das bereinigte operative Ergebnis zumindest stabil bleiben, womöglich auch um bis zu fünf Prozent zulegen. Das Ziel, 2020 einen operativen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro auszuweisen, sei zu erreichen, betonte Mastiaux. Damit hätte die EnBW wieder das Ergebnisniveau von 2012 zu Beginn der Energiewende.

Für die Zeit nach 2020 habe sich die EnBW deutliches Wachstum vorgenommen, ergänzte Mastiaux. Ein Schwerpunkt dabei werde der Ausbau von Infrastruktur sein. Der Markt dafür werde von derzeit 100 Milliarden Euro bis 2025 auf 150 Milliarden Euro wachsen. Als Beispiel nannte Mastiaux den Aufbau eines Ladestellennetzes für Elektroautos, die bis Mitte des nächsten Jahrzehnts zu einem Massenprodukt werden sollen. Hier engagiert sich die EnBW mit Tank und Rast. "Das ist für uns ein ganz wichtiges Zukunftsgeschäft", sagte Mastiaux.

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