EnBW Frank Mastiaux - Ein Mann für alle Fallen

Frank Mastiaux hat einen der härtesten Jobs in der deutschen Industrie. Er muss den baden-württembergischen Stromversorger vor dem Untergang retten.

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Die Sparpläne der Versorger
Wie die Energiekonzerne sparen wollen Quelle: dpa
RWE will jetzt auch bei den Gehältern seiner leitenden und außertariflichen Angestellten sparen. Das Unternehmen strebe für 2014 eine Nullrunde bei dieser Personengruppe an, sagte eine Unternehmenssprecherin am 29. November. Betroffen seien über 6000 Mitarbeiter in Deutschland, europaweit sogar 16.000 Beschäftigte. In einem internen Schreiben kündigte der RWE-Vorstand nach Angaben der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ an, diesem Mitarbeiterkreis 2014 „keine generelle Gehaltserhöhung zu gewähren“. Hintergrund sei die schwache Ertragskraft des Konzerns, die 2014 zu einem deutlichen Ergebnisrückgang führen werde. Neben den Aktionären, die für 2013 eine halbierte Dividende hinnehmen müssen, sollten alle Beschäftigten „ihren Beitrag zur langfristigen Sicherungen der Finanzkraft leisten“. Durch die Maßnahme will der Konzern einen zweistelligen Millionenbetrag sparen. Quelle: dpa
Angesichts der düsteren Aussichten auf dem deutschen Energiemarkt sollen bis 2016 weitere 6750 Stellen wegfallen oder durch Verkauf abgegeben werde, 4750 davon in Deutschland. Terium will auch auf Management-Ebene über Gehaltskürzungen sprechen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es soweit möglich nicht geben. RWE setzte auf die konzerninterne Jobbörse, Altersteilzeit und die natürliche Fluktuation. Den bis Ende 2014 garantierten tariflichen Kündigungsschutz will Terium angesichts der Lage nicht verlängern. Von 2011 bis Ende 2013 hat RWE bereits 6200 Stellen abgebaut oder durch Verkauf abgegeben. Der neue Abbau trifft vor allem die Kraftwerkssparte mit 2300 Stellen. Im Rahmen des Effizienzprogramms „RWE 2015“ fallen 2400 Stellen weg, und durch den geplanten Verkauf der Ölfördertochter Dea weitere 1400 Stellen. Auch die Tochter für erneuerbare Energien RWE Innogy speckt ab - 250 Stellen gehen verloren. Zum Jahresende 2013 verringert sich die Zahl der Stellen von 67.400 auf knapp 61.000. Ende 2011 arbeiteten noch 72.000 Menschen für RWE. Quelle: dpa
Bei RWE greifen mittlerweile mehrere Spar- und Effizienzprogramme ineinander. Im Rahmen des Programms RWE 2015 will Terium bis Ende des kommenden Jahres 1 Milliarde Euro einsparen. Zunächst hieß es, die Zahl der Mitarbeiter solle um 8000 sinken, mittlerweile ist von über 10.000 Stellen die Rede. 3000 davon sollten durch Verkäufe von Unternehmensteilen wegfallen. Nun legte Chef Peter Terium nochmals nach (siehe vorangegangenes Bild). Quelle: dpa
Besonders betroffen ist die Kraftwerkstochter RWE Generation. Im Rahmen des Programms NEO sollen die Kosten hier jährlich um 750 Millionen Euro gesenkt werden. Die Kraftwerkstochter soll 3000 Stellen streichen. Die Sparte hat derzeit 18.000 Beschäftigte. Im Rahmen des Atomausstiegs hat RWE bereits das Kernkraftwerk Bibilis stillgelegt, Lingen, und Mülheim-Kärlich befinden sich im Rückbau. In Betrieb sind noch Emsland, Gundremmingen (75% Beteiligung) und Borssele (Niederlande, 30 % Beteiligung) Quelle: dapd
EnBWDer baden-württembergisch Energieversorger zieht aus seiner Ertragskrise weitere Konsequenzen und verkleinert den Vorstand von fünf auf vier Personen. Vorstand Dirk Mausbeck, bisher für Vertrieb und Marketing verantwortlich, wird mit Ablauf seines Vertrages am 30. September 2014 das Unternehmen verlassen. Seine Aufgaben übernimmt zum Teil Vorstandschef Frank Mastiaux (Foto). Die Sparten Handel und Verteilnetze sollen noch verteilt werden. EnBW kämpft in Folge der Energiewende mit schrumpfenden Erträgen. Mastiaux will den einst stark auf Atomkraft setzenden Konzern auf die Erzeugung von erneuerbarer Energie und auf neue Serviceangebote für die Strom- und Gaskunden trimmen. Dazu ist bereits ein umfassendes Sparprogramm aufgelegt worden... Quelle: dpa
Um den Konzern effizienter zu machen, sollen Kerngesellschaften auf die EnBW AG verschmolzen und Tochtergesellschaften verkauft werden. Das im Oktober 2010 angestoßene Effizienzprogramm "Fokus" soll bis Ende 2014 jährlich eine Entlastung von 750 Millionen Euro bringen. Bis Ende 2014 werden 1350 Stellen bei EnBW gestrichen - das soll Einsparungen von rund 200 Millionen Euro bringen. Der Umbau soll sozialverträglich organisiert werden. Freie Stellen - vor allem in der Verwaltung - werden nicht neu besetzt, Altersteilzeitangebote umgesetzt und Abfindungen gezahlt. Vor dem Sparprogramm arbeiteten 21.000 Menschen für EnBW. EnBW hat im Zuge der Energiewende das Kernkraft Neckarwestheim bereits teilweise stillgelegt, das Werk Obrigheim befindet sich im Rückbau. Am Netz sind noch Philippsburg und Fessenheim, Frankreich / Elsass (17,5% Beteiligung). Quelle: dpa

Frank Mastiaux kommt ohne Anzugjacke und Krawatte in die Berliner EnBW-Residenz direkt am Schiffbauerdamm. Ein kurzer Rundumblick durch die gewaltige Fensterfront auf den Bahnhof Friedrichstraße und das Theater des Berliner Ensembles, dann setzt er sich mit einem hörbaren Schnaufer, greift sich eine Plastikflasche Evian-Wasser und nimmt einen kräftigen Schluck.

Der Chef des baden-württembergischen Stromversorgers wirkt gehetzt. Die Maschine von Stuttgart war verspätet. Und er muss gleich zu einem Empfang des Bundespräsidenten. Mastiaux streckt die Beine aus und blickt auf ein Papier, das ihm seine Helfer vorbereitet haben. „Wir müssen Neues wagen“, liest er laut vor, fegt das Blatt weg und wechselt das Thema. „Wie finden Sie mein Büro? Ist es nicht etwas zu groß?“

So ist er, der Vorstandsvorsitzende des drittgrößten deutschen Energiekonzerns: selbstironisch, sprunghaft-schnell, eigentlich untypisch für einen Konzernlenker.

Seine Vita könnte der 49-Jährige rasch herunterrattern: Abitur in Gladbeck, Chemiestudium im benachbarten Bochum, Promotion über „Quantitative Schwingungsspektroskopie von Mineralölprodukten“, 1993 Einstieg beim Tankstellenkonzern Aral in Bochum, danach acht Jahre beim Mineralölmulti BP in London, 2007 Chef der erneuerbaren Energien beim Düsseldorfer Energiekonzern E.On, 2010 zuständig für dessen Geschäft in Schwellenländern, seit Oktober 2012 Chef von EnBW mit Doppelsitz in Karlsruhe und Stuttgart.

In einem ganz engen Zeitkorsett muss Mastiaux nun alles auf einmal hinbekommen, was er bisher etappenweise bewältigte, und das an der Spitze eines Konzerns mit 20 Milliarden Euro Jahresumsatz und 19 000 Beschäftigten.

Der Endvierziger hat einen der härtesten Jobs, den Deutschlands Industrie zurzeit zu vergeben hat. Denn er sitzt gleich in mehreren Fallen. Kein Energiekonzern war so abhängig vom Atom wie EnBW, aber die Gewinne aus den vier Atomkraftwerksblöcken, vor der Energiewende gut eine Milliarde Euro, fallen bis 2022 vollständig weg. Auf die EnBW-Kohlekraftwerke zu hoffen bringt nichts, ihr einstiger Gewinn von 500 Millionen Euro verwandelte sich in Verluste, weil massenhaft hoch subventionierter Ökostrom Vorrang genießt. Bliebe nur, die Lücken durch Windstrom zu füllen. Doch die Einnahmen sind vergleichsweise gering, und Bürger mosern gegen Masten.

Natürlich ist Mastiaux kein Anfänger. Er hat bei E.On und vorher bei BP gelernt, wie das internationale Energiegeschäft funktioniert und wie groß die Abhängigkeit von der Politik, endlosen Genehmigungen, Umweltauflagen und der Bevölkerung ist. Bei EnBW bekommt er das zwar auch zu spüren, doch vielfach potenziert und auf die kommenden sieben Jahre verdichtet.

Keine Frage, Mastiaux hat einen der politischsten Jobs der deutschen Wirtschaft. Er braucht den neuen Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD), um den Umstieg auf grünen Strom und gleichzeitig die Nutzung der EnBW-Gaskraftwerke hinzubekommen. Zu Hause in Baden-Württemberg ist er mit dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann konfrontiert, der den Konzern als Großaktionär (Landesanteil: 46 Prozent) kontrolliert. Kretschmann drängt darauf, dass sich EnBW zum Ökounternehmen mausert und in seiner Legislaturperiode 1000 Windräder in Baden-Württemberg errichtet. Bis jetzt betreibt EnBW gerade mal 17.

Schließlich muss Mastiaux die erzkonservativen oberschwäbischen Kommunen zufriedenstellen, die ebenso 46 Prozent der Aktien halten und anders als Kretschmann eher gegen Windräder zwischen Schwarzwald und Neckartal sind. Mastiaux muss es ihnen allen recht machen, dabei sympathisch wirken und nicht anecken wie sein Vorvorgänger Utz Claassen.

Misere ohne Ende

Wo die Energiewende besser funktioniert
Im internationalen Vergleich gibt es kaum ein zweites Land, das sich derart ambitionierte Ziele zur Umstellung seines Energiesystems gesteckt hat wie Deutschland. Daher existiert auch kein Gesamtkonzept, das als Blaupause für die deutsche Energiewende dienen könnte. Dennoch kann Deutschland von anderen Ländern lernen. Eine Studie von McKinsey im Auftrag von Siemens stellt Beispiele aus verschiedenen Ländern vor und zeigt, was davon in welchem Umfang auch in Deutschland erfolgreich umgesetzt werden könnte. Die Fallbeispiele beziehen sich auf die wesentlichen Elemente der deutschen Energiewende entlang der Energiewertschöpfungskette: Stromerzeugung, Verteilung oder Balancierung von Angebot und Nachfrage sowie Steigerung der Energieeffizienz. Quelle: dpa
Dänemark, Niederlande, Brasilien - Versteigerung von WindparksDer Ausbau von Solar und Windkraft wird die Regierung bis 2020 rund 30 Milliarden Euro kosten. Eine Möglichkeit, den Kostenanstieg zu drosseln, wäre eine Anpassung der Förderung, zum Beispiel durch Auktionierung von Windparkprojekten – wie in Brasilien, Dänemark oder den Niederlanden praktiziert. So kann erreicht werden, dass Windparks an windreichen Standorten mit einer geringeren Vergütung auskommen. Würden in Deutschland die infrage kommenden Windparkprojekte in Zukunft versteigert, könnten allein im Jahr 2020 rund 0,7 Milliarden Euro an Förderkosten eingespart werden. Quelle: dpa
China – bessere Nutzung von AbwärmeAbwärme lässt sich bei Temperaturen ab circa 300 Grad Celsius zur Stromerzeugung nutzen. In Deutschland gibt es unter anderem in der Zement- und Glasindustrie weitere Potenziale, die andere Länder beziehungsweise Pilotanlagen in Deutschland bereits nutzen: So wurden in China in den  vergangenen zehn Jahren knapp 30 Zementwerke mit entsprechenden Anlagen ausgestattet oder werden aktuell umgerüstet. Durch Nachrüsten der in Deutschland infrage kommenden Werke könnten hier im Jahr 2020 etwa 2 TWh Strom erzeugt und so eine Megatonne CO2 eingespart werden. Die Investitionen würden sich bereits nach rund drei Jahren amortisieren, so die Autoren der Studie. Quelle: REUTERS
Shanghai – bessere TransformatorenJetzt wird es technisch, aber im Grunde simpel. Transformatoren sind  für die Stromversorgung unverzichtbar, da elektrische Energie nur mittels Hochspannungsleitungen über weite Entfernungen wirtschaftlich sinnvoll transportiert werden kann; der Betrieb von Elektrogeräten ist aber nur mit Nieder- und Kleinspannung praktikabel und sicher. Transformatoren haben einen magnetischen Kern, meist Eisen, man kann aber auch so genannte amorphe Metalle verwenden. Sie haben bessere magnetische Eigenschaften und senken Übertragungsverluste im Netz.  In Shanghai konnten die Leerlaufverluste der ausgetauschten Transformatoren um 80 % reduziert werden konnten. Allein die Ausstattung der in Deutschland bis 2020 neu zu installierenden Transformatoren mit amorphen Kernen könnte die Übertragungsverluste im Stromnetz im Jahr 2020 um 0,2 TWh reduzieren. Dies entspricht der Stromproduktion von circa 65.000 Aufdach-Solaranlagen. Durch die Einsparungen  würden sich die erforderlichen Investitionen nach circa elf Jahren amortisieren. Quelle: dpa
Schweden – mehr WärmepumpenEine Wärmepumpe entzieht zum Beispiel dem Boden oder der Luft unter Aufwendung mechanischer oder elektrischer Energie thermische Energie und stellt diese zur Raumheizung zur Verfügung. Momentan sind in Schweden bei 9,5 Mio. Einwohnern 1 Mio. Wärmepumpen installiert, gegenüber circa  0,5 Mio. Wärmepumpen in Deutschland bei rund 81 Millionen Einwohnern. Der Ausbau zusätzlicher 0,7 Millionen Wärmepumpen in Deutschland bis 2020 würde zu einer Senkung des Primärenergiebedarfs um 18 PJ und zu einer Senkung der CO2-Emissionen um 0,6 Mt für das Jahr 2020 führen.Foto: "Tourismusverband Westschweden Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
USA – Stromnachfrage besser steuernDie Stromerzeugung aus Wind und Sonne schwankt wetterabhängig sehr stark. Das belastet das Netz. Die Schwankungen lassen sich durch eine flexiblere Stromnachfrage ausgleichen. Im Nordosten der USA hat man dazu einen Markt für temporäre Nachfragereduzierung geschaffen. Zu Spitzenzeiten reduzieren Stromkunden ihren Verbrauch freiwillig und erhalten hierfür eine Vergütung. Bei diesem Fallbeispiel wurde die Spitzenlast in einem Markt, der größer als der deutsche ist, um circa 8 % reduziert. Würde Deutschland in ähnlicher Weise allein seine industrielle Nachfrage flexibilisieren, könnten 2020 etwa 0,5 Milliarden Euro eingespart werden. Das entspricht den jährlichen Betriebskosten von zwei großen Kohlekraftwerken. Quelle: AP
Los Angeles – LED-StraßenbeleuchtungInternational hat eine Reihe von Städten den Austausch der klassisch verwendeten Natrium-Hochdrucklampen durch LED s vorangetrieben. In den USA installierte zum Beispiel Los Angeles von 2009 bis 2013 in 146.000 Ampeln und Straßenleuchten mit LED. Mit Investitionen von rund 45 Millionen Euro konnte eine Reduzierung des Stromverbrauchs von rund 60 % erreicht werden. Quelle: Presse

In seinem Job sei das Problem Politik doppelt schwierig, sinniert Mastiaux und wagt einen vorsichtigen Fingerzeig an die christdemokratisch und grün angehauchte Fraktion in seinem Aufsichtsrat. „Die Anteilseigner der Landesregierung im Aufsichtsrat trennen zwischen der Verantwortung für das Land und den parteipolitischen Farben.“ Er fordert das auch ein.

Ohne sich durchzulavieren, wird Mastiaux als EnBW-Chef kaum überleben. Dass er bisher kaum Windräder gebaut hat, relativiert er und meint: „Nicht alle baden-württembergischen Windräder müssen von EnBW errichtet werden.“ Mastiaux weiß zu gut, wie schnell er es sich mit einflussreichen Politikern verscherzen kann, wenn er mit Windrotoren die Augenweiden in Tourismusregionen stören würde.

Mastiaux hat es nicht leicht in Deutsch-Südwest. Er ist weder Württemberger noch Badener, er stammt aus dem Ruhrpott. Darum versucht er sich gar nicht erst auf Schwäbisch, noch viel weniger auf Berater-Denglisch. Stattdessen ist er bemüht, den kumpelhaften Typ zu geben, ansonsten aber Klartext zu reden.

Viel anderes bleibt Mastiaux auch nicht. Denn sein Handlungsspielraum ist ziemlich eng. 2011 verbuchte EnBW wegen der Abschaltung zweier Blöcke der Atommeiler in Neckarwestheim und Philippsburg schlagartig einen Verlust in Höhe von 900 Millionen Euro. Es folgte ein Jahr mit 2,3 Milliarden Euro Überschuss vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern. Vor der Energiewende waren die Gewinne dreimal so hoch.

Und die Misere nimmt kein Ende. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2013 brach der ohnehin schmale Gewinn um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein, weil EnBW nicht ausreichend Strom absetzen konnte. Besserung ist kaum in Sicht. Neben seinen beiden Atommeilern, die zum Auslaufen verdammt sind, verfügt Mastiaux noch über 43 Kohlekraftwerksblöcke, die allesamt unwirtschaftlich sind.

Das ist prekär, denn EnBW versorgt nicht das dünn besiedelte flache Land, sondern eines der industriellen Zentren Deutschlands mit mittelständischen Weltmarktführern und Großunternehmen wie Audi, Bosch oder Porsche. Gelingt der Ausstieg aus der Atomkraft nicht, ohne gleichzeitig für eine grüne und sichere Alternative zu sorgen, gefährdet Mastiaux die Jobs, die dem Ländle eine Spitzenposition in Deutschland beschert haben.

„Wir müssen rasch neue Erlösquellen erschließen“, doziert Mastiaux. Um das Vabanquespiel zu illustrieren, nimmt Mastiaux einen Kugelschreiber und skizziert mit schnellen Strichen die Gewinnentwicklung von EnBW bis 2020. Der Überschuss der konventionellen Kraftwerke vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,2 Milliarden Euro 2012 wird bis 2020 auf läppische 300 Millionen Euro zurückgehen. Die riesige Lücke von 900 Millionen sollen die erneuerbaren Energien schließen, die fast dreimal so viel Einnahmen bringen sollen, sowie Anlagen zur dezentralen Energieversorgung. So will es der grüne Kretschmann. Mastiaux wird kämpfen müssen, um das zu erreichen.

Als Nächstes heißt es aber, alles zu unternehmen, um wenigstens einem Teil seiner Kohle- und Gaskraftwerke eine Geschäftsgrundlage zu verschaffen: indem er die Bundesregierung überredet, den Meilern Einnahmen zu verschaffen, auch wenn sie nur als Reserve bereitstehen.

Wie, das hat Mastiaux vor der Wahl schon Kanzlerin Angela Merkel vorgetragen: Wer unsteten Ökostrom produziert, soll Zertifikate erwerben, um damit die fehlende Versorgungssicherheit bei Betreibern fossiler Kraftwerke auszugleichen. Ob die Regierungschefin und ihr neuer Wirtschafts- und Energieminister die Idee gut finden, wird die Neujustierung der Energiewende zeigen.

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