Der Prüfbericht, der im März 2004 dem gesamten EnBW-Vorstand einschließlich des damaligen Konzernchefs Utz Claassen zugangen war, untersuchte die Beziehungen des EnBW-Managements zum russischen Lobbyisten und förderte Erschreckendes über die Beraterverträge mit dem Tausendsassa aus Moskau zutage. „Über keinen dieser Verträge existiert ein expliziter Gremienbeschluss oder eine dokumentierte Gremieninformation“, schreiben die internen Prüfer auf Seite 10 ihres Berichts.
Neuer Partner Novatek
Die heillose Unordnung im Konzern könnte die ehemaligen Spitzenmanager vor einer Anklage retten: Zwar wurden „Vorstandsvorlagen über die Abmachungen mit Bykow an die Holding gesendet“, stellt der Revisionsbericht fest.
Aber: „Wer Adressat dieser Vorstandsvorlagen war und inwieweit dieser Sachverhalt innerhalb des EnBW-Vorstands angesprochen wurde, konnten wir nicht nachvollziehen.“ Im Klartext: Die Verantwortung der Gremien war innerhalb des Konzerns offenbar über Jahre hinweg verwischt. Ein früherer Konzerninsider orakelt: „Es waren damals eben schlechte Geschäfte.“
Eines jedoch wiegt heute noch schwer, obwohl der Rapport der EnBW-Revision mittlerweile acht Jahre alt ist. Er bestätigt, dass Bykow nicht allein mit der Uranbeschaffung aus Russland beauftragt war, was legal gewesen wäre. Er war auch mit der Eruierung von Gasvorkommen beschäftigt.
In dem Revisionsbericht von 2004 liest sich das auf Seite 4 so: „Die Beratungsleistungen wurden seit Februar 2002 durch die EnBW im Rahmen ihrer damaligen Gasstrategie in Anspruch genommen.“ Ist damit der Vorwurf der Korruption bestätigt?
Dieser wichtigen Frage geht in den kommenden Wochen die Staatsanwaltschaft in Mannheim nach. Unterdessen kann EnBW-Chef Villis einen stillen Triumph feiern: Mit dem russischen Gasproduzenten Novatek handelte er nach langwierigen Gesprächen in Russland und Deutschland einen neuen, günstigen Gasliefervertrag aus. Novatek war bisher noch nicht Geschäftspartner von EnBW. Villis bekam den Deal, ganz ohne Bykow und seine Seilschaften.