Energie-Unternehmen Die Zeit der Russland-Manager ist vorbei

Auch Mario Mehren sollte seinen Posten räumen, meint unser Autor. Quelle: imago images

Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach hört auf. Wintershall-Dea-Chef Mario Mehren sollte es ihm nachmachen. Wollen Energie-Unternehmen sich aus der Russland-Connection lösen, braucht es Führungswechsel. Ein Kommentar.

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Klaus-Dieter Maubach, der Uniper-Chef, hat es vorgemacht: Er hört auf. Er hat den größten deutschen Gas-Importeur zwar so gut es irgend ging durch das „Horrorjahr“ 2022 gesteuert, am Ende in die Verstaatlichung. Aber jetzt macht er den Weg frei – für eine Zukunft, die vorerst auf möglichst viel Flüssiggas (LNG) setzt, dann aber zwingend und zunehmend grün sein soll, mit möglichst viel Wasserstoff.

Maubach, 60, hat sich durch sein Krisenmanagement viel Respekt erworben, durch klare Entscheidungen, klare Kommunikation, auch intern bei den Uniper-Mitarbeitern. Aber Maubach selbst oder der neue Eigner, die Bundesregierung, hat offenbar erkannt, dass seine Vergangenheit, auch der lange offensiv verkaufte enge Draht nach Russland, für die Zukunft des Konzerns zur Belastung werden kann.

Mehren steht für die Russland-Connection

Und es ist ja richtig: Die Ära der deutschen Gas-Connection mit Russland hat Generationen von deutschen Energiemanagern geprägt – Frauen sind da branchenüblich kaum dabei –, eine Kultur geschaffen. Wenn diese Ära nun glaubwürdig beendet werden soll, müssen die Manager gehen, die diese Connection gepflegt haben.

Deshalb sollte sich auch Mario Mehren, der Chef der BASF-Tochter Wintershall Dea, bald zurückziehen – selbst wenn er mit 52 Jahren deutlich jünger ist als Maubach. Persönlich ist ihm kaum etwas vorzuwerfen. Aber als Vorstand, später als Wintershall-Chef von Wintershall, noch später als Chef von Wintershall DEA, steht er wie wenige andere Manager für die Nähe der deutschen Energiebranche zu Russland, für enge, auch persönliche, Beziehungen. Noch wenige Tage vor Kriegsausbruch warnte Mehren vor Sanktionen gegen Russland, beharrte auf Gesprächen mit Wladimir Putin. Das alles gehörte zum Job, auch zu der Rolle, die Mehren als Sprecher des Arbeitskreises Russland beim Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft spielt. Nach Kriegsausbruch hat Mehren zwar den Krieg und das Vorgehen Moskaus eindeutig kritisiert. Gleichzeitig hielt er aber lange an dem Russland-Geschäft fest – man könne das verbliebene Kapital ja nicht einfach der russischen Regierung schenken.

Die toxische BASF-Tochter wird entgiftet

Jetzt hat der Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea den Rückzug aus Russland, aus seinen Joint Ventures angekündigt. Vor dem Krieg stammte knapp die Hälfte seiner Produktion aus Russland. Der Schritt reißt zwar ein Milliardenloch in die Bilanz der Konzernmutter BASF, bedeutet aber auch – endlich! – so etwas wie einen klaren Schnitt, eine Entgiftung dieses nun so toxischen Konzerns. Nachdem Uniper, der Nachfolger der Ruhrgas AG, der über Jahrzehnte wohl wichtigsten Russland-Connection, seine letzten Verbindungen kappt, auch zu der Tochter Unipro, zieht Wintershall Dea nach, die zweite große deutsche Connection.

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Auch Wintershall Dea steht vor dem Versuch eines Neuanfangs. CCS, Carbon Capture and Storage, auf Deutsch, das Einfangen und die Einlagerung von Kohlendioxid im Boden, soll dabei strategisch eine wichtige Rolle spielen, wie in den Vorhaben auch der Bundesregierung. Die geografische Ausrichtung ist jetzt eher gen Norden, Richtung Skandinavien, Norwegen etwa, denn gen Osten. Wie bei Uniper ist ein personeller Neuanfang auch bei Wintershall Dea zwingend.

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Auch für die Branche sind solche Personalwechsel wichtig, markieren eine neue Zeit, neue Strategien. Dabei gibt es kein Vertun: Bis sich Denke und Kultur der Russland-Connection endgültig lösen, wird es noch länger dauern. Das ist wie in der Politik.

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