Energiekonzern E.On-Chef Birnbaum stellt AKW-Laufzeitende infrage

Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns E.On, spricht bei der Bilanzpressekonferenz in der Konzernzentrale. Quelle: dpa

Bei der Bilanz-Pressekonferenz des Energieversorgers E.On überrascht dessen Chef Leonard Birnbaum mit deutlicher Kritik am geplanten Ende des Betriebs der verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland im April.

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Wenige Wochen vor dem geplanten Laufzeitende für die verbliebenen drei Atomkraftwerke in Deutschland hat E.On-Chef Leonhard Birnbaum die Entscheidung der Bundesregierung scharf kritisiert. „Wir berauben Deutschland einer wichtigen Option, obwohl die Energiekrise noch nicht vorbei ist, und hoffen, dass die französische Kernkraft läuft“, sagte Birnbaum am Mittwoch auf der Bilanz-Pressekonferenz laut Redetext. „Das verstehe, wer will – ich nicht.“ Aber am Ende sei es das Primat der Politik, solche Entscheidungen zu treffen.

Er habe keine Indikation, dass die Politik ihre Abschaltentscheidung überdenke, erklärte der Manager. „Unsere Planung geht von einem Ende des Betriebs von Isar 2 am 15. April aus.“ Er persönlich halte das für einen Fehler. „Wir schalten eine der sichersten, produktivsten und besten Anlagen der Welt ab.“ Das AKW Isar 2 habe in seiner Laufzeit über 400 Terawattstunden Strom produziert. Das sei mehr als zweimal so viel wie alle 40 Millionen Haushalte in Deutschland jährlich verbrauchten.

E.On will Investitionen bis 2027 deutlich ausbauen

E.On will mehr Geld für seine Energienetze in die Hand nehmen. Bis 2027 sollen die Investitionen von Deutschlands größtem Energieversorger um rund sechs Milliarden Euro auf insgesamt 33 Milliarden Euro erhöht werden, wie der im Dax notierte Konzern am Mittwoch in Essen mitteilte. Der Großteil des zusätzlichen Betrags soll dabei in die Energienetze fließen. Bislang standen bis Ende 2026 rund 27 Milliarden Euro auf dem Plan.

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von Stefan Hajek

Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 7,8 Milliarden bis 8 Milliarden Euro. Dabei sollen rückläufige Einnahmen mit Kernenergie mit Aktivitäten aus dem Kerngeschäft, also dem Betrieb der Verteilernetze und dem Energievertrieb, kompensiert werden. 2022 waren auf Basis endgültiger Zahlen knapp 8,1 Milliarden zusammenkommen.

Den bereinigten Konzernüberschuss erwartet E.On wie für das Vorjahr bei 2,3 Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro, nachdem dieser 2022 auf 2,7 Milliarden Euro geklettert war. Den Dividendenvorschlag für 2022 von 51 Cent je Aktie bestätigte der Vorstand.

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E.On hat seine Beteiligung an der nach Explosionen leckgeschlagenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 komplett abgeschrieben. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch in seinem Geschäftsbericht mit. Die in einem Pensionsfonds hinterlegte Beteiligung von 15,5 Prozent stand zuletzt noch mit 100 Millionen Euro in den Büchern. E.On hatte seine Beteiligung ursprünglich auf 1,2 Milliarden Euro beziffert.

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