
Das Autofahrverbot am 25. November 1973, nachdem die Organisation der Erdöl exportierenden Länder Opec schlagartig die Preise erhöht hatte, ging in die deutsche Wirtschaftsgeschichte ein. Und es trägt über eine Kette von Folgewirkungen bis heute zum Anstieg der Energiekosten bei. Denn aus dem damaligen Ölpreisschock zogen Politiker und Energiemanager den Schluss, Erdgas als eine Art Preisbrecher einzusetzen – und künftig lieber mehr von den Russen und weniger von den Arabern abhängig sein zu wollen.
Doch die Rechnung geht bestenfalls begrenzt auf. Mittlerweile ist offensichtlich, dass der russische Staatskonzern Gazprom am langen Hebel sitzt. Dank teilweise bis zum Jahr 2030 laufender Langfrist-Lieferverträge mit den deutschen Gashandelstöchtern von E.On und RWE halten die Russen die Preise konsequent auf einem Niveau von zurzeit 280 Euro pro 1000 Kubikmeter. Am Spotmarkt im belgischen Zeebrugge kostet das Gas, das flüssig etwa aus dem arabischen Emirat Katar geliefert wird, knapp die Hälfte. Doch Gazprom sieht keinen Anlass, freiwillig nachzugeben.
Asien treibt die Preise
Die Verhandlungen mit RWE wurden zum zweiten Mal um ein Vierteljahr verlängert, die Russen wollen für ein mögliches Entgegenkommen partout ins deutsche Kraftwerksgeschäft einsteigen. Eine Chance, Gazprom langfristig zu niedrigeren Preisen zu bewegen, liegt in dem geplanten Bau der Pipeline Nabucco aus Zentralasien vorbei an Russland nach Europa. An dem Projekt ist allerdings RWE beteiligt, was die Verhandlungen mit Gazprom nicht eben erleichtert. Denn der Druck auf die Russen, der von Nabucco ausging, ist beträchtlich. In Turkmenistan kaufen die Chinesen zurzeit Erdgas für 160 Euro pro 1000 Kubikmeter – für deutsche Verbraucher ein paradiesischer Preis.
Eine weitere Möglichkeit, den Gaspreis zu bremsen, sehen Manager von RWE und E.On in einer härteren Gangart gegenüber Gazprom. Dazu haben beide das internationale Schiedsgericht in Stockholm angerufen. Doch preiswirksam wird sich das noch lange nicht auswirken. Die boomenden Schwellenländer vor allem in Asien treiben die Nachfrage nach Treibstoffen. Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD wuchs der weltweite Verbrauch von Mineralölprodukten seit 2004 von 3,8 Milliarden Tonnen kontinuierlich auf rund 4,1 Milliarden Tonnen in diesem Jahr. Weil die Ölmultis die Förderung praktisch gleich ließen, haben sich die Rohölpreise seit 2004 in Euro mehr als verdoppelt.
Ölmultis sind gute Freunde
In Deutschland profitieren davon die fünf großen internationalen Mineralkonzerne mit ihren Tankstellen: BP mit Aral, ConocoPhillips mit Jet, Exxon mit Esso sowie Shell und Total mit ihren namensgleichen Stationen. Das Quintett herrscht über die Spritpreise wie Zeus im Olymp. "Die Mitglieder des Oligopols verstehen sich blind. Sie wissen bei jeder Preiserhöhung ganz exakt, wie und wann ihre Wettbewerber reagieren werden", sagt Andreas Mundt, Chef des Bundeskartellamtes in Bonn.