Energieversorger EnBW braucht mehr als den Millionengewinn

Der Energieversorger EnBW erzielt in 2015 einen dreistelligen Millionengewinn. Trotzdem wird das Sparprogramm verschärft. Denn über den Berg ist der Konzern noch lange nicht.

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Ein Logo des Energieversorgers Energie Baden-Württemberg (EnBW) Quelle: dpa

Rekordverluste verbuchten die beiden größten Energiekonzerne in Deutschland E.On und RWE im vergangenen Geschäftsjahr. Und die Nummer Drei der Branche, die EnBW aus Baden-Württemberg, erzielt einen dreistelligen Millionengewinn? Im Vorjahr hatte es noch ein Minus von 466 Millionen Euro gegeben. Wie kann das sein? Was machen die Schwaben besser als die großen Ruhrkonzerne?

Eigentlich gar nichts. Die Zahlen von EnBW sind nur auf den ersten Blick gut. Über den Berg ist das Unternehmen aus Süddeutschland noch lange nicht. Vorstandschef Frank Mastiaux kündigte sogar ein weiteres Sparprogramm an. Die bis 2020 angepeilten Einsparungen in Höhe von 400 Millionen Euro reichten nicht, sagte Frank Mastiaux in Stuttgart. Rund 50 Prozent der Gemeinkosten machen die Personalkosten aus, so Mastiaux. Deshalb werde es wohl auch weitere Stellenstreichungen geben. Noch beschäftigt EnBW rund 20.000 Mitarbeiter.

Kaum grüne Sprünge

Der Gewinn in Höhe von 125 Millionen resultiert zum größten Teil aus Verkäufen von Wertpapieren. Stille Reserven sind aufgelöst worden. Grund dafür seien Änderungen bei der Besteuerung von Aktiengewinnen. Im operativen Geschäft kämpft EnBW genau wie die beiden großen Dax-Konzerne E.On und RWE mit den fallenden Großhandelspreisen für Strom. Außerdem fielen Abschreibungen auf den konventionellen Kraftwerkspark an, sowie Rückstellungen von insgesamt einer Milliarde Euro. Kaum stieg der Umsatz in 2015 von 21 Milliarden Euro auf gerade einmal 21,2 Milliarden Euro. Und das, obwohl der Anteil des Ökostroms an der Stromerzeugung zugelegt hat. Aber groß sind die grünen Sprünge noch nicht. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung stieg bei EnBW im vergangenen Jahr auf 23,6 Prozent im Vergleich zu 19 Prozent in 2014. Immerhin ein Fortschritt, aber noch zu wenig. Der Ökostrom trägt erst  knapp 14 Prozent zum Gesamtergebnis bei. Das ist noch viel zu wenig, um die Verluste aus der konventionellen Stromerzeugung auszugleichen.

Die konventionellen Kraftwerke, bei EnBW vor allem Steinkohlekraftwerke und Atommeiler, verdienten längst nicht einmal mehr ihre Kapitalkosten, sagte EnBW Vorstandschef Mastiaux. Immerhin seien sie noch cashpositiv, deckten also immerhin die variablen Kosten. Wie viele weitere fossile Kraftwerke in diesem Jahr stillgelegt werden sollen, ließ Mastiaux offen. Abgeschaltet werden die Kohlekraftwerke aber sowieso nicht. Mastiaux geht davon aus, dass die Bundesnetzagentur diese als systemrelevant für die Stromversorgung in Süddeutschland einstufen wird. Sie wandern also in die Reservekraftverordnung. Dafür, dass EnBW die Kraftwerke als Reserve bereithält, erhält es eine staatliche Vergütung.

Trotz der angespannten Lage können sich die Aktionäre des Konzerns auf eine schöne Dividende freuen: Die Anteilseigner, darunter das Land Baden-Württemberg mit einem Anteil von knapp 47 Prozent sollen für 2015 eine von 69 Cent auf 55 Cent je Aktie gekürzte Dividende erhalten, wenn die Hauptversammlung am 10. Mai diesem Vorschlag des Vorstands zustimmt. Insgesamt wird EnBW einen dreistelligen Millionenbetrag an seine Aktionäre ausschütten. Das passt so gar nicht zusammen mit einem erneuten Sparprogrammen bei den Mitarbeitern.

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