Energieversorgung Diese vier Grafiken zeigen, wo in Deutschland Öl und Gas gefördert werden

Das produktionsstärkste deutsche Gasfeld ist in Goldenstedt-Oythe (Vechta). Quelle: PR

Fossile Energie aus Russland, Katar und Israel? Oder doch lieber aus Goldenstedt-Oythe, Dieksand und Mittelplate? Hier sehen Sie, welche Regionen in Deutschland bei der Förderung von Öl und Gas führend sind.

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Woher soll das Erdgas für deutsche Verbraucher und die deutsche Industrie in Zukunft kommen, wenn nicht aus Russland? Aus Katar, vielleicht, so lautet eine Antwort der Bundesregierung verbunden mit reger diplomatischer Aktivität. Oder aus dem Meeresgrund vor der israelischen Mittelmeerküste? Gerade hat Israel ein Abkommen mit dem verfeindeten Libanon über eine Seegrenze erzielt. Der Deal soll es den Israelis erlauben, nordöstlich von Haifa, verstärkt Gas zu fördern. Im Idealfall könnten sie bis zu zehn Prozent der von Deutschland bislang aus Russland importierten Menge ersetzen.

Oder soll das Gas künftig verstärkt aus Frankreich kommen, das am Donnerstag erstmal mit dessen Lieferung nach Deutschland begonnen hat? Über die einzige Verbindungsstelle beider Länder bei Niedergailbach im Saarland strömt nun Gas mit einem Brennwert von 31 Gigawattstunden von West nach Ost. Europäische Solidarität sei das, heißt es. Im Gegenzug fordern die Franzosen von den Deutschen Strom ein, wenn es bei ihnen knapp wird, weil die lange so gepriesenen französischen Atomreaktoren nicht liefern, wie sie sollen.

Eine Alternative wäre, sich wieder verstärkt auf die Förderung von Gas und Öl im eigenen Land zu konzentrieren. Wo genau hier bisher die geografischen Schwerpunkte liegen, hat der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geothermie in (BVEG) in seinem jüngsten Jahresbericht gezeigt. Dabei gibt es wie mittlerweile auch bei der Windkraft ein erhebliches Nord-Süd-Gefälle. Mit Abstand am wichtigsten für die Gasförderung ist Niedersachsen. Mehr als 97 Prozent des 2021 in Deutschland geförderten Erdgas stammten aus jenem Bundesland, in dem SPD-Ministerpräsident Stephan Weil gerade seine Wiederwahl gesichert hat.



Entsprechend befinden sich die zehn produktionsstärksten Erdgasfelder in dem Bundesland an der Nordsee-Küste, allen voran das Feld Goldenstedt-Oythe in der Nähe von Vechta, aber auch das Feld Völkersen südöstlich von Bremen. Dabei hat Niedersachsen sich seit Ausbruch der Krise bemüht, nicht nur bei der Gasproduktion führend zu bleiben, sondern auch bei Importen künftig eine zentrale Rolle zu spielen. Nicht nur das so wichtige schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven wird in dem Bundesland liegen, sondern ab 2023, so der Plan, auch das schwimmende Terminal in Stade an der Elbe.



Beim Erdöl ist die Versorgungslage etwas besser. Transport und Import von Öl auf dem Schiffsweg sind erprobt. Es gibt einen funktionierenden Weltmarkt. Nur in jenen Teilen Ostdeutschlands, die bisher vor allem über die russische Druschba-Pipeline beliefert worden sind, wird es schwierig.

Herausforderungen gibt es etwa in der berühmt-berüchtigten PCK-Raffinerie in Schwedt, die seit einigen Wochen der Treuhandschaft der Bundesnetzagentur in Bonn unterstellt ist. Denn alternativ kann Öl nur, die Mitarbeit Polens vorausgesetzt, über Danzig importiert werden – oder über den Ölhafen Rostock und eine Pipeline von dort nach Schwedt. Diese Pipeline soll mit hoher finanzieller Unterstützung der Bundesregierung ertüchtigt und gestärkt werden. Das führende Bundesland bei der Erdölförderung ist dabei Schleswig-Holstein. Dort wird mehr als die Hälfte des Erdöls in Deutschland gefördert.



Das wichtigste Ölfeld in Deutschland ist eines namens Mittelplate im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Dort fördert der Kasseler Konzern Wintershall Dea, der beim Gas trotz des Angriffskriegs auf die Ukraine an seinen Gemeinschaftsprojekten mit Gazprom in Russland festhält. Wintershall Dea hat beantragt, seine inländische Förderung in Mittelplate ausweiten zu dürfen.



Wenn das alles nicht genügend Gas nach Europa bringt, könnte es sein, dass die EU-Mitgliedsstaaten sich auf einen gemeinsamen Einkaufsmechanismus einigen. Die Idee gibt es seit dem vergangenen Jahr. Nun könnten die Europäer Ernst machen und sogar einen gemeinsamen Referenzpreis festlegen. Eine solche Einigung hat gerade Tschechiens Industrieminister Jozef Sikela nach einem Treffen der EU-Energieminister verkündet. Die EU-Kommission werde kommende Woche Vorschläge vorlegen, hieß es von Seiten von EU-Energiekommissarin Kadri Simson.

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