Energiewende Teuer und planlos zusammengeschustert

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Auch Risiken werden an die Verbraucher weitergereicht

Wie Manager zur Energiewende stehen
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Aber da sind noch Risiken der Energiewende, die von den Versorgungskonzernen keineswegs getragen werden wollen, zum Beispiel die Risiken der Betreiber von Offshore-Windparks, für die nicht rechtzeitig Netzanschlüsse bereitstehen, weil Netzbetreibern das Geld fehlt: Auf eine Milliarde Euro taxieren die Versorger diese Ausfallgefahren, die auf die Verbraucher überwälzt werden sollen. Sie sollen für die Versorger schmerzlos an die Verbraucher weitergereicht werden. Folge: Für 2013 wird der gesamte EEG-Umlagebetrag auf 20,7 Milliarden Euro steigen.

Doch das ist erst der Anfang. Bis zum Sommer haben sich schon mehr als 2000 Unternehmen beworben, um 2013 ebenfalls freigestellt zu werden. Das geht aus Unterlagen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn bei Frankfurt hervor. Experten rechnen damit, dass diese Zahl gar bis auf rund 5000 steigen könnte. Nach Berechnungen der Bundesnetzagentur verbrauchen die begünstigten Unternehmen 18 Prozent des Gesamtstroms, bezahlen aber nur 0,3 Prozent der Umlage. Zwar ist noch nicht sicher, wie viele Ausnahmen genehmigt werden. Bislang fand das zuständige Bundesamt jedenfalls selten Gründe für eine Ablehnung und hat eigens 50 neue Sachbearbeiter eingestellt, um die Antragsflut bearbeiten zu können.

Die Hürde zur Befreiung von der Umlage ist gesunken

Grund für die wachsende Zahl der Extrawürste ist der reduzierte Mindestverbrauch. Künftig können sich Unternehmen von der EEG-Umlage befreien lassen, wenn sie eine Gigawattstunde Strom im Jahr verbrauchen, das entspricht dem Bedarf von 280 Haushalten. Davor lag die Hürde noch zehnmal so hoch.

Während die Verbraucher für die Befreiten mitzahlen müssen, winken einigen der Privilegierten sogar noch zusätzliche Vorteile. Denn die wachsende Produktion von Wind- und Sonnenstrom, der ungebremst ins Netz flutet, drückt die Preise an der Strombörse. Wer sich dort bedient, fährt deshalb heute besser als noch vor eineinhalb Jahren. Unternehmen wie der norwegische Norsk-Hydro-Konzern, der seine eingemotteten Aluminiumschmelzen in Neuss bei Düsseldorf nun wieder hochfährt, rechnet durch den überschüssigen Ökostrom sogar mit dämpfenden Effekten bei herkömmlichen Stromlieferverträgen.

16 verschiedene Energiewenden

Die Bundesregierung macht ihre, die Bundesländer eine andere Energiewende. Da der Bund niemanden verpflichtet hat, die verkündeten Ausbauziele für Grünstrom zu erreichen, wurschteln die 16 Bundesländer in Eigenregie vor sich hin. Egal, ob in Hannover, Schwerin oder München, in jeder Landeshauptstadt basteln die Politiker sich ihre eigene Energiewende.

Dass die Landesväter und -mütter dabei gegeneinander arbeiten, stört diese nicht. So überlegt der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), wie er aus dem Freistaat künftig ein energieautarkes Bundesland mache könnte. Sein niedersächsischer Amtskollege David McAllister (CDU) hingegen will künftig große Mengen Windstrom exportieren: nach Bayern, wo es extrem viele Solar-, aber nur wenige Windanlagen gibt.

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