
Im Endspurt wichtiger Verhandlungen reden die Russen für gewöhnlich nur mit den obersten Generälen. Also musste Eon-Chef Johannes Teyssen jüngst binnen fünf Tagen gleich zweimal nach Russland jetten: Erst traf der deutsche Energiemanager in Sankt Petersburg Gazprom-Chef Alexej Miller, vorigen Dienstag besuchte er den Putin-Vertrauten in Moskau. Beide Männer bauen gerade ihre Konzerne um, beide haben für das Gas-Exportgeschäft ihre Leute – doch diesmal ging es darum, wie die Gasverträge der nächsten Jahre aussehen soll. Chefsache, hüben wie drüben.
Nettogewinn dank russischem Rabatt
Auf den ersten Blick hat sich das Klinkenputzen für Johannes Teyssen gelohnt: Er kann sich feiern lassen, den Russen einen pauschalen Nachlass auf den Gaspreis aus dem Ärmel geleiert zu haben. Der russische Rabatt, der sich nach Angaben eines Insiders auf einen „niedrigen zweistelligen Prozentbetrag“ beläuft, spült dem Konzern rückwirkend Sondereffekte im Wert von einer Milliarde Euro in die Halbjahresbilanz. Eon korrigierte sogleich den Nettogewinn-Ausblick für 2012 von 4,1 bis 4,5 Milliarden Euro – fast doppelt so viel wie ursprünglich geplant.





Gazprom gibt nach, so scheint es. Mit dem Rabatt, den hinter den Kulissen Ruhrgas-Chef Klaus Schäfer mit Gazprom-Exportchef Alexander Medwedew ausbaldowert hat, ist bei Russlands größtem Gaskunden und Deutschlands größtem Gasversorger Ruhrgas die schlimmste Not passé. In den Krisenjahren 2010 und 2011 hatte der Versorger noch Verluste über einer Milliarde Euro gemacht. Ruhrgas konnte sich nicht am billigeren Spot-Markt mit Flüssiggas versorgen konnte, da man sich über Mindestabnahme-Mengen an Gazprom geknebelt hatte. Jetzt sinken die Preise auf Befehl des Kremls – und zwar auch für andere große Versorger, die die Causa Ruhrgas als Präzedenzfall für eigene Preisverhandlungen nehmen.