Erneuerbare Energien Run auf spanische Wind- und Solarparks

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Auktionen überschatten Rechtsstreitigkeiten in der Branche

Diese positiven Schlagzeilen überschatten die vielen Klagen, welche einige internationale und spanische Entwickler und Energie-Produzenten parallel gegen die spanische Regierung wegen des Beschlusses der Kürzung von Subventionen für schon bestehende Projekte vor fünf Jahren erfolgreich losgetreten haben. Banken, Fonds und Privat-Investoren stehen wieder Schlange in Spanien: „Das Gedächtnis der Politiker, Banken und Rechtsanwälte ist kurzweilig und es ist einfach sehr viel Geld im Umlauf, weswegen der an sich sehr attraktive spanische Markt für erneuerbare jetzt wieder angesagt ist“, sagt Georg Abbeg, Partner der Kanzlei Rödl & Partner in Madrid.

Viele halten die Auktionen deswegen für pures Marketing der spanischen Regierung, aber den Branchenverband APPA freut es: „Nach fünf Jahren, wo kaum etwas passiert ist im Sektor, ist das natürlich sehr positiv für uns“, heißt es dort. Geholfen hat dabei definitiv der plötzliche Druck aus Brüssel. Die EU hatte Spanien mehrfach gerügt, man würde das Ziel, bis 2020 mindestens 20 Prozent der Energie durch erneuerbare Quellen zu produzieren, nicht erreichen. Derzeit kommt das Land auf rund 16 Prozent.

Green is beautiful: Nachhaltig oder Blase?

Das Investoren-Interesse an der Iberischen Halbinsel macht objektiv gesehen durchaus Sinn. Spanien ist weiterhin der ideale Standort für Wind- und Solarparks, da es viel ungenutztes Land gibt. Die Windstärke und die Sonneneinstrahlung sind an vielen Orten überdurchschnittlich gut und außerdem ist das Land eines der erfahrensten im Sektor. Heimische Unternehmen wie Iberdrola oder Acciona sind Weltmarkt-Führer in Windenergie und Umwelttechnologie. 

Außerdem sind erneuerbare Energien in vielfacher Hinsicht eine Überlebensfrage für das Land. Auf der einen Seite muss das Land zu 75 Prozent seine Brennstoffe aus dem Ausland importieren und der Strompreis ist auch deswegen in den vergangenen Krisenjahren enorm gestiegen: seit 2007 um rund 60 Prozent, Gas schoss 48 Prozent in die Höhe, womit spanische Haushalte inzwischen monatlich im Durchschnitt die zweithöchste Strom-Rechnung der EU bezahlen müssen.

Zudem ist grüne subventionsfreie Energie in Spanien inzwischen am billigsten, da die sich bei den Auktionen bewerbenden Unternehmen bisher alle Discount-Preise anbieten, zu denen sie den Strom verkaufen wollen. Und auch als Jobmaschine ist die Branche nicht zu unterschätzen, da sich weltweit bis 2021 laut Schätzungen des Global Wind Market Report allein in diesem Segment die Kapazität auf 800.000 Megawatt verdoppeln wird. 

Wie diese gerade bei der letzten Auktion im Mai zugelassenen Mega-Projekte jedoch finanziert werden sollen, bleibt wegen der hohen Risiken fraglich. Vor allem die Fremdfinanzierung wackelt, da die heimischen Banken zwar großes Interesse an den Auktionen zeigen, aber noch zögern, Kredit-Verträge basierend auf Marktpreisen zu unterschreiben. Vor allem kleinere Park-Entwickler wie Ascia haben es da schwer. Aber Energieproduzent Corchado setzt weiter auf seine nachhaltige Strategie und ist trotz steigendem Investoren-Interesse realistisch: „Wir planen weiterhin überschaubare Projekte, teilen Risiken von Anfang an im Team und suchen nach neuen Modellen der Finanzierung und spekulieren nicht.“

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