Erneuerbare Energien Preissensation bei Offshore-Windenergie

Das Ende der Ökosubventionierung naht: Erstmals in der Geschichte der Energiewende verzichtet mit EnBW ein Offshore-Windparkbetreiber völlig auf Staatsgeld. Dahinter steckt eine kühne Wette auf steigende Strompreise.

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Preissturz auf hoher See: Der Energieversorger EnBW will den ersten Offshore-Windpark bauen, der ohne Förderungen auskommt. Quelle: dpa

Die Empörung war riesig. Als die Bundesregierung im vergangenen Jahr das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) reformierte, versuchte die deutsche Windenergiebranche dieses Vorhaben mit allen erdenklichen Mitteln zu torpedieren. Politische Mandatsträger wurden mit mahnenden E-Mails und Briefen überhäuft, es gab Demos in Berlin, bundesweite Aktionstage und in öffentlichen Aussendungen zürnte die Branche über „Sabotage“, „schikanöse Bestimmungen“ oder „strukturelle Verwerfungen“.

Was die heimischen Windmüller derart auf die Barrikaden brachte, war der Versuch der Bundesregierung, die üppigen Renditen der Grünstromkonzerne zu kappen, um so die ausufernden Kosten infolge der Ökosubventionierungen von mehr als 23 Milliarden Euro pro Jahr, irgendwie in den Griff zu bekommen.

Das Konzept: Für den Betrieb ihrer Windkraftanlagen sollen die Konzerne nicht mehr wie bisher staatlich garantierte Vergütung erhalten, sondern im Wettbewerb um die Höhe der Vergütung streiten. Derjenige, der sich mit dem geringsten Zuschuss aus der Staatskasse zufrieden gibt, bekommt den Zuschlag für die Errichtung von Ökostromanlagen.

Seit Anfang 2017 ist dieses Auktionssystem in Kraft. Und jetzt zeigt sich: Das Konzept funktioniert. Die Kosten für Windenergie auf hoher See befinden sich im freien Fall. Bei der ersten Ausschreibung für den Bau von vier Windparks in der deutschen Nordsee hat die Bundesnetzagentur im Durchschnitt eine Förderung von 0,44 Cent je erzeugter Kilowattstunde Strom an die Betreiber vergeben.

Der Energieversorger EnBW verzichtet sogar komplett auf Subventionen. Der Konzern, der mehrheitlich dem Land Baden-Württemberg gehört, will den Bau des Offshore-Windpark „He Dreiht“ mit einer Kapazität von 900 Megawatt einzig und allein mit dem Verkauf des dort produzierten Stroms am Markt refinanzieren.

Es wäre der erste Windpark, den die Verbraucher nicht extra mit Fördergeld alimentieren müssten – eine völlige Zäsur in der Geschichte der Energiewende. Zum Vergleich: Derzeit erhalten Betreiber von Meerwindparks in deutschen Gewässern noch über 20 Jahre hinweg im Schnitt zwölf Cent für jede Kilowattstunde Strom, die sie erzeugen.

„Unser Gebot zeigt, dass die Marktintegration der Offshore-Technologie bis Mitte des nächsten Jahrzehnts möglich ist und Offshore-Wind wesentlich dazu beitragen kann, dass Deutschland seine energie- und klimapolitischen Ziele erfüllt“, erklärte Frank Mastiaux. Der EnBW-Chef rechnet damit, dass der Windpark „He Dreiht“ im Jahr 2025 in Betrieb gehen kann. Bis dahin, so das Kalkül von Mastiaux, werde die Windkraftindustrie weitere technologische Sprünge machen und die Kosten so drastisch drücken, dass sich der Windpark für EnBW auch ohne Subventionen rechnet.

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