Erneuerbare Energien Wer sich an Wind- und Solarkraft die Finger verbrannte

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Strüngmann und Meltl

20 Millionen Euro versenkt - Thomas und Andreas Strüngmann Quelle: dpa

Gebrüder Strüngmann - Finanziell motiviert

Wie sich die Hexal-Gründer bei Conergy verzockt haben.

Sie sind ehrlich: Andreas und Thomas Strüngmann geben offen zu, dass sie schlicht ein wenig mit vermeintlich unterbewerteten Solaraktien zocken wollten. Im Dezember 2008 beteiligten sich die Brüder im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit rund 65 Millionen Euro am Solarunternehmen Conergy aus Hamburg. „Das Investment war rein finanziell motiviert. Andreas und Thomas Strüngmann hatten keinen besonderen Bezug zu erneuerbaren Energien“, sagt Klaus-Joachim Krauth, Manager der Münchener Athos Service, die einen Teil des Vermögens der Brüder verwaltet. Die 62-jährigen Zwillinge hatten den Arzneimittelhersteller Hexal 2005 für 5,65 Milliarden Euro an den Schweizer Pharmakonzern Novartis verkauft.

Die Spekulation, der Kurs der angeschlagenen Conergy werde sich wieder erholen, ging nicht auf. Das Papier sackte unaufhaltsam weiter ab. Im März 2011 verloren die Strüngmanns die Geduld und stießen ihr Aktienpaket größtenteils wieder ab. Gut 20 Millionen Euro mussten die früheren Pharmaunternehmer abschreiben. Krauth: „Den Brüdern Strüngmann war von vornherein bewusst, dass das Investment bei Conergy mit hohen Risiken verknüpft war.“

Das bittere Fazit aus einem Jahr Energiewende
Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG im brandenburgischen Jänschwalde (Spree-Neiße) Quelle: dpa
Freileitungen verlaufen in der Nähe eines Umspannwerkes bei Schwerin über Felder Quelle: dpa
Die Flagge Österreichs weht auf einem Hausdach Quelle: dpa
Ein Strommast steht neben Windkraftanlagen Quelle: AP
Windräder des Windpark BARD Offshore 1 in der Nordsee Quelle: dpa
Eine Photovoltaikanlage der Solartechnikfirma SMA Quelle: dpa
Euroscheine stecken in einem Stromverteile Quelle: dpa

Josef und Dorothea Meltl - Nicht mehr

Das bayrische Unternehmerpaar wagt sich auf die Nordsee.

Wasser und Wind haben schon immer das Leben von Dorothea und Josef Meltl begleitet. In Bernau am Chiemsee sind die 59-Jährige und ihr 14 Jahre älterer Ehemann daheim. 2007 verkaufte das Unternehmerpaar seinen 50-Prozent-Anteil an Bavaria Yachtbau, damals eine der größten Werften Europas für Segelyachten und Motorboote mit einem Umsatz von 270 Millionen Euro. Finanzkreisen zufolge berappte der US-Finanzinvestor Bain Capital insgesamt mehr als eine Milliarde Euro für das Unternehmen.

Ihren Erlös streuten die beiden Bayern breit: in Immobilien, Seniorenheime und landwirtschaftliche Großbetriebe, die die Meltls zu einem wichtigen Milchproduzenten in Oberbayern und Brandenburg machten. Rund um die Höfe bauten sie Biogasanlagen und schraubten Solarpaneele auf Stalldächer. Unmittelbar nach dem Bavaria-Verkauf legten sich Meltls einen Windpark mit sechs Mühlen in Bramstedt bei Bremen zu.

Verkäufer der Mühlen war der Stuttgarter Windparkentwickler Willi Balz, Inhaber des Unternehmens Windreich. Balz suchte kurze Zeit später Eigenkapitalgeber für seinen Windpark Global Tech 1, einen der ersten kommerziellen Windparks in der Nordsee. Global Tech 1 kostet rund 1,7 Milliarden Euro, knapp eine Milliarde wird mit Krediten finanziert, der Rest ist Eigenkapital. Das stammt unter anderem von Stadtwerken sowie von Ativo, der Beteiligungsgesellschaft der Familie Meltl.

„Wir haben uns das getraut, weil Herr Balz schon große Stadtwerke mit im Boot hatte“, sagt Dorothea Meltl. Zehn Prozent des Eigenkapitals haben die Chiemgauer beigesteuert, also rund 70 Millionen Euro. „Wir sind uns des unternehmerischen Risikos bewusst. Aber wir glauben fest an den Erfolg des Vorhabens.“ Baustart war Anfang August. Mittlerweile ist Balz wieder auf Sammeltour für neue Windparks in der Nordsee. „Nein“, sagt Dorothea Meltl, „das muss er ohne uns machen.“ Das Geld für Global Tech 1 hätten sie gerne beigesteuert. „Nicht weniger. Aber auch nicht mehr.“

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