Fracking Herr Habeck, holen Sie den Bohrer raus!

Habeck im Mai beim ersten Rammschlag für den Anleger des geplanten schwimmenden Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven. Das Terminal soll bereits Ende des Jahres in Betrieb gehen. Quelle: dpa

Gas-Deals mit Katar sind notwendig. Aber ebenso notwendig ist es, mit dem Fracking-Tabu in Deutschland zu brechen. Und zwar schnell. Last-Minute-Entscheidungen wie bei der Atomkraft schaden dem Land. Ein Kommentar.

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Der erste Gas-Deal mit Katar für LNG-Lieferungen nach Deutschland ist ein Durchbruch, auch wenn der für den nächsten Winter nichts hilft. Ab 2026 erst wollen die Katarer über den US-Konzern ConocoPhillips Gas nach Brunsbüttel liefern, zwei Millionen Tonnen LNG pro Jahr.

In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob das Emirat den Deutschen auch in der akuten Not hilft. Ablesen lassen wird sich das daran, ob deutsche Importeure wie RWE oder Uniper Deals für erhebliche Lieferungen schon in den nächsten zwei Wintern verkünden. Gepriesen aber sei, schon jetzt, der realpolitische Pragmatismus der Ampel im Umgang mit Doha, auch Robert Habecks umstrittene Reise an den Golf.

Gas-Krise: Pragmatisch gegenüber Katar, dogmatisch gegenüber Niedersachsen

Den gleichen Pragmatismus sollte der Wirtschafts- und Klimaminister aber auch im Umgang mit dem Fracking an den Tag legen, der umstrittenen Schiefergas-Förderung in Deutschland. Pragmatisch auftreten in Katar, dogmatisch in Niedersachsen, das kann sich das Land nicht mehr leisten. Im Gestein im Norden lagern Gas-Vorräte, die Deutschland auf Jahre hinaus helfen können. Das moralische Tabu gilt nicht mehr: Wer bereit ist, mit Katar zu handeln, wer bereit ist, Fracking-Gas aus den USA zu importieren, hat wenig Argumente, die Technik zu Hause zu verteufeln. Dazu kommt: Auch die Risiken für Mensch und Umwelt sind, legt man die jüngsten Untersuchungen zu Grunde, überschaubar.

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Nein, auch deutsches Schiefergas wird nicht in den nächsten zwei Wintern helfen. Aber mittelfristig kann es einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Und die mittlere Frist ist wichtig, denn das Erdgas bleibt der Brückenbrennstoff in eine grüne Welt  – bis es genug Kapazitäten bei den Erneuerbaren gibt, bis Deutschland genug grünen Wasserstoff importieren kann.

Ein Zaudern wie bei der Atomkraft darf es beim Fracking nicht geben

Die Zeit drängt, wieder einmal. Die Ampel, allen voran die Grünen und Robert Habeck, haben schon die Entscheidung für die Streckung der Laufzeiten der drei Atomkraftwerke bis zur wirklich allerletzten Sekunde verzögert – und schaden mit der Abschaltung im April auch dem Standort.

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Aber sei’s drum. Diese Verzögerung, diese Halbherzigkeit kann sich Deutschland nicht noch einmal leisten. Auch beim Fracking sollte der Wirtschaftsminister deshalb schnell entscheiden: Machen wir! Geschieht das nicht, muss man, trotz des Widerstands der Genossen aus Niedersachsen, wieder einmal auf ein Machtwort des Oberpragmatikers hoffen – des Kanzlers.

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