Geplanter South Stream Russland gibt Pipeline-Pläne auf

Russland gibt seine Pläne für den Bau der South-Stream-Pipeline durch das Schwarze Meer auf. Das kündigte der russische Präsident Putin bei seinem Besuch in der Türkei an.

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Bestehende und geplante Gas-Pipelines von Russland nach Westeuropa

Russland kann die geplante Erdgas-Pipeline South Stream durch das Schwarze Meer wegen der Blockadehaltung Bulgariens derzeit nicht realisieren. Das verkündete der russische Präsident Wladimir Putin bei seinem Besuch am Montag in Ankara.

„Die russischen Energieressourcen gehen dann auf andere Märkte - Europa wird solche Umfänge jedenfalls nicht bekommen. Russland kann nicht Hunderte Millionen Dollar investieren und dann an der bulgarischen Grenze steckenbleiben“, sagte Putin. Er schlug zudem vor, Russland könne mit der Türkei kooperieren, um dort einen großen Gasumschlagplatz für Südeuropa zu bauen. „Wenn Bulgarien außerstande ist, sich wie ein souveräner Staat zu benehmen, so soll es von der EU-Kommission das Geld für den nicht erhaltenen Vorteil einfordern“, sagte der Kremlchef außerdem. Allein aus dem Transit von russischem Gas könnte Sofia „mindestens 400 Millionen Euro im Jahr“ einnehmen.

Wer den Öl- und Gasmarkt dominiert
Stürmische Zeiten: Trotz der weltweiten Wirtschaftsflaute fahren die größten Ölkonzerne der Welt satte Gewinne ein. Der Energie-Informationsdienst Oilandgasiq hat die zehn größten Öl- und Gaskonzerne nach dem täglichen Fördervolumen zusammengestellt. Stand: Mai 2013 Quelle: REUTERS
Platz 10: Kuwait Petroleum Corporation (KPC)Den letzten Rang unter den Top-10 Ölkonzernen der Welt erreicht der staatliche Ölförderer von Kuwait. Die Kuwait Petroleum Corporation ging aus der Anglo-Persian Oil (heute BP) und Gulf Oil (heute Chevron) hervor. Die Kuwaitis beschäftigen 15.800 Menschen und fördern 3,2 Millionen Fass Öl am Tag. Ein Fass oder Barrel entspricht rund 159 Litern. Im Golfkrieg in den 1990ern setzten irakischen Streitkräfte mehr als 700 kuwaitische Ölquellen in Brand. Quelle: PR
Platz 9: ChevronDie Wurzeln des drittgrößten Unternehmens der USA reichen bis 1879 zurück, als die Pacific Coast Oil Company gegründet wurde. Später schluckte Standard Oil das Unternehmen und nannte es SoCal. 1984 schlossen sich dann SoCal und Gulf Oil unter dem Namen Chevron zusammen. Die Kalifornier fördern 3,5 Millionen Barrel am Tag. Rund 62.000 Menschen arbeiten weltweit für den Konzern. Quelle: REUTERS
Platz 8: PemexMexiko verstaatlichte 1938 die gesamte Ölindustrie. Heute gilt der Energieriese als eines der größten Unternehmen Lateinamerikas und größter Steuerzahler Mexikos. Die 138.000 Mitarbeiter fördern 3,6 Millionen Fass Öl am Tag. Quelle: REUTERS
Platz 7: Royal Dutch Shell Der siebtgrößte Ölförderer der Welt entstand 1907 aus dem Zusammenschluss einer niederländischen und einer britischen Firma. Der weltweit bekannte Konzern setzte sich 2012 mit einer Marktkapitalisierung von 140 Milliarden Dollar an die Spitze des britischen Leitindex FTSE. Mit 87.000 Angestellten fördert der Multi 3,9 Millionen Barrel Öl am Tag. Quelle: REUTERS
Platz 6: BPAuf eine lange Historie blickt auch British Petroleum, kurz BP, zurück. Die Burmah Oil Company ging 1909 in der Anglo-Persian Oil Company auf, die später zur Anglo Iranian Oil und schließlich zu BP wurde. Einen schweren Schlag erhielt der Konzern, als eine Explosion auf der Plattform Deepwater Horizon 2010 mehrere Arbeiter töte. Das auslaufende Öl verseuchte den Golf von Mexiko und richtete eine der größten Umweltkatastrophen an. Der Konzern wurde zu Milliardenstrafen und Entschädigungen verurteilt. Weitere Prozesse laufen. BP beschäftigt 85.700 Menschen und fördert 4,1 Millionen Fass Öl am Tag. Quelle: dapd
Platz 5: PetrochinaDen fünften Rang unter den größten Energiekonzernen der Welt hat Chinas Petrochina erobert. Die Karriere des erst 1999 gegründeten Unternehmens ist steil. Der staatseigene Konzern fördert mit 550.000 Arbeitern 4,4 Millionen Barrel. Quelle: REUTERS

Putins Pläne für die South-Stream-Pipeline waren ehrgeizig: Die geplante Röhre sollte auf einer Länge von beinahe 2400 Kilometern Gas aus Russland durch das Schwarze Meer und weiter über Bulgarien, Serbien und Ungarn nach Westeuropa pumpen. Ende 2016 sollte die Pipeline ihren Betrieb aufnehme, der russische Erdgaskonzern Gazprom sollte gleichzeitig als Betreiber und Lieferant agieren. Die EU hatte das Vorhaben zuletzt heftig kritisiert – nicht zuletzt wegen der Doppelfunktion Gazproms.

„Ein russisches politisches Projekt“

Putins Absage kam, nachdem die Europäische Investitionsbank der Ukraine einen Kredit über 150 Millionen Euro für die Modernisierung ihrer Gaspipelines zugesagt hatte. Mit dem Geld sollen die Kosten für den Transport um 20 Prozent sinken, sagte der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk am Montag. Über die Pipelines wird Gas aus Russland nach Europa transportiert.

von Florian Willershausen, Matthias Kamp, Silke Wettach

Jazenjuk sagte, dass sich mit den Erfolgen der proeuropäischen Kräfte in der Ukraine und am Vortag bei der Wahl in Moldau auch ein Einlenken bei South Stream abzeichnen könnte. „Ich hoffe, South Stream wird nicht an der Ukraine vorbeiführen. South Stream ist ein russisches politisches Projekt.“

Putin kam in Begleitung von zehn Ministern nach Ankara, die mit ihren türkischen Gesprächspartnern nach offiziellen Angaben vor allem handelspolitische Fragen diskutieren sollten. Beide Regierungen haben das Ziel ausgegeben, den bilateralen Handel von umgerechnet 26 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro zu erhöhen.

Russland ist für die Türkei Hauptlieferant von Erdgas und baut zudem das erste türkische Atomkraftwerk. In Russland sind viele türkische Baufirmen tätig und Millionen russischer Touristen besuchen jährlich die Türkei.

Allerdings gibt es politische Differenzen: Russland ist weiterhin der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, während die Türkei die syrische Opposition unterstützt. Erdogan hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er Assad von der Macht entfernt sehen möchte. Zudem ist Ankara wegen der Annexion der Krim und dem Schicksals der Krimtataren besorgt, die eine turksprachige Ethnie sind.

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