




Bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon schrumpfen die Gewinne weiter, für die Zukunft setzt das Unternehmen aber auf den geplanten radikalen Umbau. „Eon hat mit dem Konzernumbau das Heft des Handels in der Hand“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen am Donnerstag bei der Hauptversammlung laut Mitteilung. Der Konzern spaltet die wegen der Energiewende unter Druck geratenen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke mit anderen Sparten wie dem Energiehandel zusammen in die neue Firma Uniper ab. Der Kernunternehmen Eon konzentriert sich auf Ökostrom, Energienetze und den Vertrieb und verlegt seinen Firmensitz nach Essen. Der Umbau komme zügig voran, sagte Aufsichtsratschef Werner Wenning laut Mitteilung.
Anfang 2016 startet die neue Firmenkonstruktion. Dies biete beiden Firmen mit ihren jeweiligen Stärken gute Voraussetzungen zum Erfolg, sagte Teyssen. Ein Arbeitsplatzabbau ist nach den Versicherungen des Unternehmens nicht geplant: Eon soll etwa 40.000 Beschäftigte führen, Uniper mit Sitz in Düsseldorf rund 20.000. Die Aktionäre bekommen in der Umbauphase für die Jahre 2014 und 2015 eine garantierte Dividende von jeweils 50 Cent je Aktie.
Die künftige E.On-Struktur
E.On will das Geschäft mit der Stromerzeugung aus Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken sowie der Energiehandel 2016 mehrheitlich an die eigenen Aktionäre verschenk und an die Börse bringen. Die übrigen Anteile will E.On danach in kleineren Schritten über die Börse verkaufen. Der verbleibende Konzern besteht dann eigenen Angaben zufolge mit insgesamt 40.000 Mitarbeitern und 33 Millionen Kunden aus den drei Säulen: Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen.
Quelle: Nachrichtenagentur Reuters (Stand: Dezember 2014)
Im Bereich Erneuerbare Energien steht E.On nach eigener Einschätzung weltweit auf Platz drei der Offshore-Windkraftbetreiber. In europäischen Gewässern betreibt E.On Anlagen mit einer Kapazität von 0,7 Gigawatt (GW). An Land betreibt der Versorger derzeit Windparks mit einer installierten Kapazität von 3,6 GW, davon 1,1 GW in Europa und 2,5 GW in den USA. Vorstandschef Johannes Teyssen kündigte an, im Zuge der Neuausrichtung das Solargeschäft auszubauen. Die Wasserkraftwerke sollen dagegen mit den Atom- und Kohlekraftwerken in die neue Gesellschaft ausgegliedert werden. 2013 setzte E.On im Bereich Erneuerbare Energien mit rund 1700 Mitarbeitern 2,436 Milliarden Euro um, das Ebitda belief sich auf 1,431 Milliarden Euro.
E.On verfügt über mehr als eine Million Kilometer Stromnetze, davon 411.000 Kilometer in Deutschland, 136.000 in Schweden, 314.000 im übrigen Europa und 200.000 Kilometer in der Türkei. Neben Investitionen ins Netz plant Teyssen Zukäufe in ausgewählten Regionen.
Der Geschäftsbereich Kundenlösungen umfasst rund 33 Millionen Kunden, 7,7 Millionen in Großbritannien, 6,1 Millionen in Deutschland, 10,4 Millionen im übrigen Europa und neun Millionen in der Türkei. E.On will durch die Modernisierung seiner Netze den Kunden künftig neue Produkte und Dienstleistungen rund um das Thema Energieeffizienz und dezentrale Erzeugung liefern.
Bei den ausgegliederten Geschäftsteilen - Stromerzeugung aus Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken sowie der Energiehandel - werden künftig noch 20.000 Mitarbeiter beschäftigt sein. Das Ebitda auf Basis von 2013 beträgt gut vier Milliarden Euro.
Aktionärsvertreter sehen den radikalen Schritt positiv, hieß es vorab. Allerdings gibt es Skepsis über die Aussichten von Uniper angesichts weiter fallender Großhandelsstrompreise. Das neue Unternehmen übernimmt auch die Verantwortung für den Rückbau der Eon-Atomkraftwerke und erhält dafür die kompletten Atomrückstellungen des Konzerns in Höhe von 14,5 Milliarden Euro.
Im ersten Quartal hat Eon wegen der niedrigen Öl- und Strompreise wie erwartet operativ weniger verdient. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei im ersten Quartal 2015 um neun Prozent auf 2,83 Milliarden Euro gesunken, teilte der Konzern mit. Experten hatten mit einem Gewinnrückgang in dieser Größenordnung gerechnet. Unter dem Strich zog der Überschuss unter anderem wegen höherer Einmal-Buchgewinne um 39 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro an. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 30,6 Milliarden Euro.
Eon bestätigte allerdings die Prognose für das laufende Jahr: Der operative Gewinn soll zwischen 7,0 und 7,6 Milliarden Euro liegen (2014: 8,3). „Wir wissen schon jetzt, dass auch 2015 nicht leicht werden wird“, sagte Teyssen. Aber Eon nehme auch vier große neue Anlagen in Betrieb, darunter zwei Offshore-Windparks in Großbritannien und auf der Nordsee. Außerdem wachse die Zahl der Eon-Kunden weiter. Allein 2014 habe der Konzern in Deutschland 60.000 neue Kunden gewonnen.