
Die zugige Grugahalle in Essen- Rüttenscheid - ein Schmetterlingsbau, der trotz seiner nach oben ragenden Flügel ziemlich plump wirkt – ist am Donnerstag Schauplatz einer großen Hauptversammlung der Energiewirtschaft. Sie wird zum großen Auftritt von E.On-Chef Johannes Teyssen, der morgen den Aktionären Bericht erstatten wird. In dieser unübersichtlichen, in ihren Neben- und Zugangsgebäude völlig unübersichtlichen Halle aus dem Jahr 1958 sind schon viele Bühnenstars bejubelt worden: Bill Haley, Die Rolling Stones, Fleetwood Mac, Franz-Josef Strauß und Helmut Schmidt, aber auch Jürgen Großmann, der Vorstandschef von RWE, der vor zwei Wochen hier seine Bilanz vorlas. RWE bevorzugt auch die Grugahalle für ihre Aktionärsversammlung. So wird der Bau zwei Mal im Jahr zum energetischen Kulminationspunkt in Deutschland.
E.Ons Expansionspläne
Die Hoffnungen der Aktionäre von E.On aber liegen 10.000 Kilometer weiter, in Brasilien – und da unterscheiden sie sich von den RWE-Anteilseignern. Während Großmann vom Essener Podium noch klar Europa als Expansionsziel für RWE definierte und damit den Investitionsrahmen geographisch klar umriss, ist für E.On-Chef Teyssen die weite Welt das Feld, auf dem er agieren will. In Brasilien hat E.On einen Kooperationsvertrag mit einem brasilianischen Unternehmer unterschrieben, mit dem der größte deutsche Versorger künftig Kraftwerksprojekte anschieben will. Das ist erst der Anfang, auch in Indien will E.On mit Kooperationspartnern Fuß fassen und somit die Energiewende, den Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland und damit den Wegfall der früher so satten Atomgewinne ausgleichen.
2011 war das schwierigste Jahr:
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
E.On Kennzahlen 2011
Der Umsatz legte 2011 um gut 21 Prozent auf annährend 113 Milliarden Euro zu.
Den Großteil des Geschäfts mach E.On in Deutschland mit gut 42 Prozent. In Großbritannien erwirtschaftet E.On 28 Prozent des Umsatzes, im übrigen Europa sind es 25 Prozent und in Schweden knapp 4 Prozent.
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen sank 2011 um 42,5 Prozent auf 5, 4 Millionen Euro.
Das Konzernergebnis lag 2011 bei minus 1,86 Milliarden Euro.
E.On hat 2011 deutlich weniger Mitarbeiter beschäftigt als im Vorjahr. Die Zahl fiel um mehr als 7 Prozent auf 78889 Mitarbeiter.
Ob das gelingt? E.On blickt auf ein schlimmes Jahr 2011 zurück, in dem zum ersten Mal in der Firmenhistorie ein Verlust gemeldet werden musste, minus 2,2 Milliarden Euro. 11.000 Stellen sollen wegfallen, vor allem auch in den früher so stolzen Unternehmenszentralen an der feinen Münchner Brienner Straße, in Essen, dem Stammsitz der Tochter E.On Ruhrgas, und im marmornen Hauptquartier in Düsseldorf. Ein Schock für die Mitarbeiter, die früher zu den verwöhnten und finanziell gehätschelten Hochpotenziellen der Dax-Unternehmen gehörten. Teyssen: „Wir haben das schwierigste Jahr in unserer Firmengeschichte hinter uns“.





Um neuen finanziellen Spielraum zu gewinnen, startete Teyssen ein gigantisches Desinvestitionsprogramm in Höhe von 15 Milliarden Euro. Zu den Verkaufskandidaten gehört auch das 12.000 Kilometer lange Ferngasnetz, das zwei bis drei Milliarden Euro einbringen soll. E.On-Finanzchef Marcus Schenck sagte am Mittwoch in der „Börsenzeitung“, er erwarte, dass noch im Mai die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt werde. Heiße Kaufkandidaten sind das französische Konkurrenzunternehmen GDF Suez, die holländische Gasunie sowie die Investmentbank Macquarie. Auch das Geschäft mit Müllverbrennungsanlagen soll veräußert werden.