Heizkraftwerke Müll-Öfen geht der Brennstoff aus

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Beim Hausmüll hat eine neue Verwaltungsvorschrift den EBS-Markt beflügelt: Im Jahr 2005 trat die Technische Anleitung Siedlungsabfall in Kraft, welche die Zwischenlagerung von unbehandelten Abfällen auf Deponien verbietet. Da Müllverbrennungsanlagen (MVA) überlastet waren, blieb jede Menge Müll für die Aufbereiter übrig. Zurzeit ist weit mehr EBS vorhanden als die Kraftwerke verbrennen können. Bis zu acht Mill. Tonnen werden jährlich produziert, die Kraftwerke verbrauchen gerade drei Mill. Tonnen. Doch das Verhältnis könnte sich schnell umkehren, befürchtet Holger Alwast, Marktfeldleiter Entsorgung & Umwelt beim Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos. Denn um die 30 Kraftwerksprojekte sind derzeit bereits in Planung. Würden die alle realisiert, gäbe es im Jahr 2010 bereits zu viele Kraftwerke für den vorhandenen Müll. „Wenn nicht genug EBS verfügbar ist, kann man mit den Anlagen nichts mehr anfangen, denn sie können nur diesen einen Rohstoff verheizen", erklärt Alwast. Zudem wird die Konkurrenz durch herkömmliche Müllverbrennungsanlagen stärker: Denn auch denen droht ab dem Jahr 2008 die Unterauslastung, da neue Anlagen hinzukommen und das Abfallaufkommen gleichzeitig abnimmt. „Betreiber der Müllverbrennungsanlagen und der EBS-Kraftwerke werden sich nach 2010 einen immer stärker zunehmenden Preiswettbewerb um die Abfälle liefern“, meint Alwast. Karl Thomé-Kozmiensky, Autor mehrerer Fachbücher zur Müllverbrennung und Inhaber eines spezialisierten Ingenieurbüros in Nietwerder, blickt dagegen gelassen in die Zukunft. „Das Geschrei um die Überkapazitäten ist völlig überzogen“, meint der Experte für Ersatzbrennstoffe. Zum einen würden viele EBS-Kraftwerke nicht über die Planungsphase hinaus kommen. Denn Bankkredite für solche Projekte seien schwer zu bekommen, und die Anlagenbauer seien schon jetzt völlig überlastet, was die Preise für die Kraftwerke in die Höhe treiben werde. „Zum anderen bleibt auch immer noch die Möglichkeit, EBS aus dem Ausland zu importieren.“

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