Insolvenz von German Pellets Anleger bangen um ihre Millionen

Trotz des Insolvenzantrags von German Pellets geht beim Brennstoff-Hersteller die Arbeit weiter. Das Geld für die Beschäftigten ist für drei Monate sicher. Die Gläubiger bangen dagegen um Anlagen in Millionenhöhe.

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Insolvenz bei German Pellets Quelle: dpa

Nach dem Insolvenzantrag von German Pellets ist die Zukunft des Brennstoff-Herstellers unklar. Am Donnerstag verschaffte sich die vorläufige Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde einen ersten Überblick über den Zustand des Wismarer Unternehmens. Eine Einschätzung traf die Anwältin zunächst nicht. Wie ihr Sprecher Wolfgang Weber-Thedy sagte, läuft der Geschäftsbetrieb in Wismar momentan normal. Derzeit werde ein Termin gesucht, um die Belegschaft über die weiteren Schritte zu informieren.

Die German Pellets GmbH war vorerst mit ihrem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Schwerin vorerst gescheitert. Das Gericht will über die Art des Insolvenzverfahrens erst nach dem Votum eines vorläufigen Gläubigerausschusses entscheiden. Direktorin Monika Köster-Flachsmeyer begründete dies damit, dass die Anlegerstruktur von German Pellets sehr unübersichtlich sei. Der Gläubigerausschuss müsse entsprechend der Anlegerstruktur zusammengesetzt sein. Das Unternehmen hatte einen Gläubigerausschuss präsentiert, der eine Insolvenz in Eigenverantwortung befürwortete - dieser aber wurde vom Gericht vorerst nicht akzeptiert.

German Pellets - Fakten zum Unternehmen

Die Anlegerseite begrüßte die Einbestellung der vorläufigen Insolvenzverwalterin. Es gebe ein großes Informationsdefizit, kritisierte Anlegervertreter Klaus Nieding, Vorstand der Rechtsanwaltsaktiengesellschaft Nieding+Barth. Ihm zufolge kann die German Pellets GmbH jetzt nicht mehr über das Vermögen des Unternehmens frei verfügen. Nieding forderte, die privaten Anleihegläubiger und Genussrechtsinhaber müssten nun auch einen Vertreter im vorläufigen Gläubigerausschuss bekommen.

Tausende Geldgeber fürchten um ihre Anlagen in dreistelliger Millionenhöhe. Zum 1. April ist eine Anleihe mit einem Volumen von 52,4 Millionen Euro fällig. Zudem ist German Pellets bei Anlegern über zwei weitere, ebenfalls mit 7,25 Prozent verzinste Anleihen mit weiteren 172 Millionen Euro in der Schuld. Deren Laufzeit endet aber erst 2018 beziehungsweise 2019. Die Anleihen verloren zuletzt dramatisch an Wert.

Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) rechnet trotz der Insolvenz des Unternehmens nicht mit einem Versorgungsengpass in Deutschland. Die Kapazität der deutschen Pelletwerke betrage mehr als drei Millionen Tonnen im Jahr, bei einem Verbrauch von zwei Millionen Tonnen. Der DEPV-Vorsitzende Andreas Lingner betonte zugleich, die Pleite sei „ein Fingerzeig an die Politik, am Heizungsmarkt mehr für die Energiewende in Deutschland zu tun“.

Die Pleite könnte auch Deutschlands größten Energiekonzern Eon beziehungsweise dessen Kraftwerksabspaltung Uniper treffen. German Pellets hat noch kurz vor der Insolvenz nahe Genk in Belgien das 550-Megawatt-Steinkohlekraftwerk Langerlo von Eon/Uniper gekauft, wie ein Uniper-Sprecher bestätigte. Damit sei das Wismarer Unternehmen auch Arbeitgeber der rund 100 Kraftwerksbeschäftigten. Zum Kaufpreis und zu der Frage, ob German Pellets vor der Insolvenz noch gezahlt hat, machte der Sprecher keine Angaben.

Mit 650 Mitarbeitern, davon 150 in Wismar, ist German Pellets nach eigenen Angaben der weltgrößte Pelletproduzent und -händler.

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