
Eigentlich wollte der Spezialchemiehersteller Evonik im Sommer an die Börse gehen, die wirtschaftliche Stimmung und die Konjunkturdaten in Deutschland sahen danach aus. Doch die Pläne stocken, und das nicht ohne Grund: Evonik gehört der RAG-Stiftung und dem britischen Investor CVC, die Stiftung mit 74,99 Prozent der Anteile ist der Meinungsführer unter den Gesellschaftern, CVC der Tempomacher. CVC möchte so schnell wie möglich aus dem Konzern herausgehen, heißt es in Gesellschafterkreisen. Und die mit dem Börsengang betrauten Finanzinstitute Deutsche Bank und Goldman Sachs wollen möglichst viele Aktien an den Markt bringen, die Rede ist von 25 Prozent.
Anders die Stiftung. In den Kreisen des Kuratoriums der RAG-Stiftung (RAG steht dabei für Ruhrkohle AG, der frühere Name des Steinkohleförderers im Ruhrgebiet und im Saarland) ist man eher geschockt vom Facebook-Börsengang-Desaster, was die Märkte insgesamt skeptischer werden lässt.





Die Kuratoriumsmitglieder und ihre Vertreter, Mitglieder sind auch der Bundeswirtschaftsminister, der Bundesfinanzminister und die beiden Ministerpräsidentinnen der Länder NRW und Saarland, sind nicht gerade börsengangfreundlich. Besonders NRW-Landeschefin Hannelore Kraft (SPD) möchte den Einfluss auf eines der größten Spezialchemieherstellers der Welt lieber in Nordrhein-Westfalen behalten, als ihn an das unbeliebte Börsenparkett abzugeben.
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Die Stiftung, zu deren Aufsicht auch die traditionell finanzmarktskeptische Gewerkschaft IGBCE gehört, möchte lieber nur zehn Prozent der Aktien an den Markt bringen. RAG-Vorstandschef Wilhelm Bonse-Geuking hat deswegen einen dritten Berater, die Rothschild-Bank, auf den Plan gerufen, der die Chancen auf einen erfolgreichen Börsengang noch einmal ausloten soll.
Die Sache ist mittlerweile so kompliziert geworden, dass die erweiterte Beraterriege möglicherweise darauf vorbereitet werden soll, den Börsengang ganz abzublasen.