LNG-Hafen in Wilhelmshaven Uniper plant erstes deutsches Flüssiggas-Terminal

LNG: Uniper plant deutsches Flüssiggas-Projekt in Wilhelmshaven Quelle: REUTERS

Der Energiekonzern Uniper will mit der japanischen Mitsui OSK Lines ein erstes Flüssiggas-Projekt in Wilhelmshaven starten. Deutschland kann damit unabhängiger vom russischen Gas werden – zu einem hohen Preis.

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Schon in der zweiten Jahreshälfte 2022 soll es so weit sein. Dann soll die sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) – Tanklagerschiffe mit Rückverflüssigungsanlagen – in Betrieb gehen, teilte Uniper mit. Der Energiekonzern hat mit der japanischen Mitsui OSK Lines eine Vereinbarung über ein erstes Flüssiggas-Projekt in Wilhelmshaven geschlossen.

Die Anlage werde über eine geplante Leistung von zehn Milliarden Kubikmetern pro Jahr verfügen und Speicherkapazitäten von 263.000 Kubikmetern bieten. Der Düsseldorfer Energiekonzern hat außerdem einen Transportvertrag mit dem japanischen Unternehmen geschlossen. Das Frachtunternehmen soll den Konzern ab Dezember 2020 mit 180.000 Kubikmeter LNG-Transportkapazität versorgen.

Flüssiges Gas (LNG = Liquified Natural Gas) braucht keine Pipelines. Es wird über die Weltmeere auf Schiffen transportiert. Das hört sich gut an, aber wirtschaftlich ist das Unterfangen nicht. Jedenfalls noch nicht. Flüssiges Erdgas wird zunächst am Exporthafen vom gasförmigen in den flüssigen Zustand umgewandelt und im Volumen durch starke Kühlung verkleinert, damit es per Schiff transportiert werden kann. Am Importhafen muss es wieder in den gasförmigen Zustand zurück gewandelt werden. Das Verfahren ist aufwändig und deshalb teuer.

Trotzdem stößt der Plan, in Deutschland einen solchen LNG-Hafen zu bauen auf Interesse – bei der Politik und auch bei Unternehmen, die ihre Unterstützung zugesagt haben. Seit Monaten wird schon über einen möglichen Standort gestritten: Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade oder Rostock. Jetzt soll die erste Anlage in Wilhelmshaven entstehen.

Präferenz habe eine schwimmende Anlage, die von Partnerunternehmen gebaut und betrieben werde, hatte der Uniper-Manager Keith Martin gesagt. Die Kosten dafür seien erheblich geringer als bei einer stationären Anlage an Land. Zudem könne die Anlage schneller gebaut werden. Der jährliche Durchsatz könne bei zehn Milliarden Kubikmetern liegen – dies entspricht in etwa einem Zehntel des jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland. Martin, der schon für den Mineralölkonzern Shell und den russischen Gazprom-Konzern tätig war, zeigte sich überzeugt, dass Gas insgesamt eine große Rolle als Brücke von dem Kohlezeitalter zur Erneuerbaren Energie haben wird.

Wilhelmshaven habe als Standort viele Vorteile, sagte 50-jährige Brite. „Es ist ein Tiefseehafen, der auch die Anlandung großer Schiffe erlaubt. Er bietet einen direkten Anschluss an das Pipelinenetz. Zudem sind Gasspeicher in der Nähe und etliche Genehmigungsprozesse sind bereits abgeschlossen.“ Ob das Terminal tatsächlich wirtschaftlich betrieben werden kann, ist mehr als fraglich. Tatsächlich sind derzeit schon die bestehenden LNG-Terminals in Europa nicht ausgelastet.

„Dies dürfte sich aber ändern und die Planung für die Zukunft müssen jetzt stattfinden,“ so der Uniper-Manager. Wegen der schwindenden Fördermengen in der Nordsee und auch etwa in den Niederlanden müsse Deutschland den Bezug weiter auf eine breite Basis stellen.

Auch der Energiekonzern RWE ist an LNG interessiert. Der Essener Versorger schloss vor einigen Wochen mit der Firma LNG Terminal einen Vertrag, der RWE einen Zugang zu einem großen Anteil an der geplanten jährlichen Kapazität des Terminals in Brunsbüttel garantiert. Für den LNG-Standort Brunsbüttel macht sich ein Konsortium aus dem niederländischen Gasnetzbetreiber Gasunie, dem Tanklagerunternehmen Oiltanking aus Hamburg und Vopak aus Rotterdam stark. Dieses will Ende 2019 über die Finanzierung entscheiden und Ende 2022 den Terminal in Betrieb nehmen.

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