Marktstart immer wieder verschoben Kommen Teslas Solar-Dachziegel jemals nach Deutschland?

Virtuelle Darstellung eines Dachs mit Solar-Ziegeln, wie es bei einer Präsentation der Tesla-Tochter SolarCity 2016 gezeigt wurde. Quelle: imago images

Seit Jahren will Tesla in Deutschland seine Solar-Dachziegel aus Glas verkaufen. Doch immer wieder musste US-Visionär Elon Musk den Marktstart verschieben. In den USA sind die Solar-Dachpfannen kein Erfolg. Dass die US-Kaufhauskette Walmart Tesla jetzt wegen brennender Solarmodule verklagt, wird den Kauf der Sonnen-Schindeln sicher nicht antreiben. Ob sie jemals in Deutschland ankommen, ist fraglich.

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Seit zwei Jahren schon vertröstet US-Visionär Elon Musk seine Kundschaft in Deutschland. Immer wieder hat der Elektropionier den Marktstart für seine neuen schicken Solardachziegel aus Glas verschoben. Online reservieren kann man sie aber schon – mit einer Anzahlung in Höhe von 980 Euro. Hunderte Bestellungen aus Deutschland sollen bei dem Unternehmen eingegangen sein. Die Produktion sei bis Ende 2018 ausgebucht, so viele Bestellungen habe Tesla für seine neuen Sonnenziegel erhalten, sagte Musk im Sommer vor einem Jahr. Doch ob die Ziegel hierzulande jemals ankommen, scheint fraglich.

Der US-Einzelhändler Walmart hat nach Bränden bei mindestens sieben Märkten Tesla verklagt. Die Solaranlagen hätten die Feuer ausgelöst, bei denen es zu größeren Schäden gekommen sei, heißt es nach von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichten Gerichtsunterlagen. Es handle sich um Vertragsbruch und sei eine Folge jahrelanger Vernachlässigung. Tesla habe die Anlagen entworfen, installiert und versprochen, sie auf den Dächern Hunderter Walmart-Supermärkte sicher zu betreiben, behauptet der Einzelhandelsriese.

Mit der Milliardenübernahme des US-Solarmodulhersteller Solarcity stieg Elektro-Pionier Tesla erst 2016 in das Photovoltaikgeschäft ein. Schon damals erntete Elon Musk dafür viel Kritik, weil das Unternehmen finanziell schwer angeschlagen war. Kritiker warfen ihm außerdem Interessenskonflikte und Vetternwirtschaft vor, da er bei dem von seinen Cousins gegründeten Unternehmen zugleich größter Anteilseigner und auch noch Verwaltungsratschef ist. Kurz nach dem Kauf von Solarcity für 2,6 Milliarden US-Dollar kündigte Tesla an, statt herkömmlicher Solarmodule Solar-Dachschindeln auf den Markt bringen zu wollen. Die schicken Ziegel sollten die Energiewende nicht nur in den USA, sondern auch in Europa einleiten. Seit Mai 2017 sind sie in den USA auf Markt. Ein Erfolg sind sie bisher offenbar nicht. Tesla musste Produktionsstandorte in den USA schließen und Leute entlassen. Immer wieder gab es Kritik an der Leistungsfähigkeit der Module.

In Deutschland ist Tesla in der Energiebranche bisher nur mit seinem Stromspeicher Powerwall auf dem Markt. Die Ankündigung mit den Solar-Ziegeln habe hierzulande einen großen Hype ausgelöst, heißt es in der Solarbranche. Die Optik sei toll. Sowohl in Europa als auch in den USA hatten sich andere Unternehmen an Solardachziegeln erfolglos versucht. Nicht nur, weil sie im Vergleich zu herkömmlichen Solarmodulen auf dem heimischen Dach sehr teuer sind, sondern auch wegen der schwierigen technischen Umsetzung. Detlef Neuhaus, Chef des Dresdener Herstellers Solarwatt, hat die Idee eines Solardachziegels vor Jahren aufgegeben. „Der technische Aufwand und die Fehleranfälligkeit waren zu hoch.“ Das Produkt rentiere sich deshalb einfach nicht.

Die Herausforderung ist, den Solardachziegel aus Glas genauso dicht zu kriegen wie eine Dachpfanne. Gleichzeitig müssen die elektrischen Anschlüsse der Ziegel ohne Sicherheitsrisiko verkabelt werden. Ein herkömmliches Solarmodul besteht aus 60 Solarzellen. In einem Dachziegel wie dem von Tesla sind zwei Solarzellen verbaut. Anstatt etwa 20 Solarmodule auf ein Dach zu installieren, müssten also 600 Tesla-Solardachziegel miteinander elektrisch verkabelt werden. Technisch sei das lösbar, aber es braucht Fachleute und viel Zeit, erklärt Experte Neuhaus.

Die Frage nach dem Brandschutz hat die Fachleute vom Deutschen Dachdeckerverband gleich auf den Plan gerufen, als Tesla seine neuen Solardachziegel auch für den deutschen Markt ankündigte. Wenn es im Haus brennt, und das ganze Dach steht unter Strom, wie schaltet man dann so ein Solardach aus?
Das Thema Brandschutz hat Tesla immerhin auf der Agenda, schon vor der Walmart-Klage. In einem Video auf Youtube zeigt die Feuerwehr in Kalifornien, wie sie sich auf einen Brand eines Tesla-Solardaches vorbereitet. Gesponsert ist das Training von Tesla.

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