Im Oktober 2016 ging RWE mit seiner neuen grünen Tochter Innogy an die Börse. Später als Wettbewerber E.On hatte sich damals noch RWE-Chef Peter Terium entschieden, das Geschäft des Konzerns aufzuspalten. Terium fasste die Erneuerbaren Energien, Netze und Vertrieb in eine Tochter zusammen und brachte sie an die Börse. Der Rest, die Kohle- und Gaskraftwerke, der Braunkohletagebau und die Atommeiler blieben bei der Konzernmutter RWE.
Gestartet war die Innogy-Aktie im Herbst vergangenen Jahres mit 36 Euro. Die Aktie schwächelt, sie notierte zuletzt bei 33,52 Euro. Es rächt sich immer noch, dass der Essener Konzern spät auf den Energiewende-Zug aufgesprungen ist. Längst wachsen die Bäumen nicht mehr in den Himmel für das Geschäft mit Ökostrom. Der bereinigte Gewinn der grünen Tochter Innogy sank im vergangenen Jahr vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um sieben Prozent auf 4,2 Milliarden Euro.
Kein toller Erfolg für Terium, der die grüne Tochter seit Oktober führt. Als Grund für den Ergebnisrückgang führte der Top-Manager Mehraufwendungen für die Instandhaltung und Modernisierung der Verteilnetze an. Außerdem seien Windkraftanlagen mangels Wind nicht ausgelastet gewesen.
Der Ausblick für Innogy
Erwartetes Ebitda für 2016: 2,5 bis 2,7 Milliarden Euro
Quelle: RWE
Erwartetes Ebitda für 2016: 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro
Erwartetes Ebitda für 2016: 0,6 bis 0,8 Milliarden Euro
Erwartetes Ebitda für 2016: 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro
Das im MDax-gelistete Unternehmen will trotzdem für 2016 eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie ausschütten. Das freut vor allem einen: RWE-Chef Schmitz. Der profitiert von der Dividende der Tochter, da der Mutterkonzern noch knapp 77 Prozent an der Tochter Innogy hält. Für seinen Anteil kassiert RWE immerhin 683 Millionen Euro. Der Börsengang im vergangenen Jahr hatte schon 2,6 Milliarden Euro in die Kasse gespült.
Doch die schöne Innogy-Dividende kann nicht das katastrophal laufende Geschäft des Mutterkonzerns kompensieren. Nach vorläufigen Geschäftszahlen wird RWE-Chef Schmitz auf seiner ersten Bilanz morgen einen Rekordverlust von 5,7 Milliarden Euro präsentieren. Der bereinigte Nettogewinn schrumpfte auf 800 Millionen Euro. In 2015 erwirtschaftete RWE noch einen Nettogewinn von 1,1 Milliarden Euro.
Grund für das schlechte Ergebnis sind milliardenschwere Abschreibungen auf die fossilen Kraftwerke und die Rückstellungen für den Atom-Fonds. Genau 6,8 Milliarden Euro muss RWE in diesem Jahr in den Atom-Fonds zahlen. Mit dem Geld von RWE und den anderen drei Atombetreibern E.On, Vattenfall und EnBW soll in den nächsten Jahrzehnten die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls finanziert werden. Es ist ein Freikauf für die Konzerne und ein einmalige, aber schwere Belastung für die Unternehmen.
Statt an die Aktionäre - vor allem die Städte und Gemeinden hatten auf eine Dividende gehofft - will RWE den Milliardenerlös aus dem Börsengang der Tochter Innogy lieber dafür nutzen, sofort die gesamte Summe für den Atom-Fonds an den Staat zu überweisen. Von sämtlichen Folgekosten des Ausstiegs aus der Kernkraft ist RWE damit befreit. Das ist gut so. Nur die Vorzugsaktionäre, die gut sechs Prozent des Grundkapitals halten, bekommen - wie im Vorjahr - 13 Cent Dividende.
Hoffnung auf Dividende für RWE-Stammaktionäre
RWE-Finanzchef Markus Krebber vertröstete die Stammaktionäre um ein weiteres Jahr: Mit dem Konzernumbau und massiven Kosteneinsparungen seien die Weichen gestellt, um von 2017 an "wieder verlässlich eine Dividende zahlen zu können“, so Krebber. 50 Cent je Stamm- und Vorzugsaktie sollen es werden, in den nächsten Jahren mindestens ebenso viel – immerhin.
Von den Atomfolgekosten ist RWE dann ab Mitte des Jahres befreit. Bleiben noch die Kosten für den Abriss der Meiler. Die werden mindestens noch zehn Jahre die Bilanz belasten. Und was ist mit den Kohle- und Gaskraftwerken, die kaum noch wirtschaftlich betrieben werden können? Und was passiert, wenn nach der Bundestagswahl der vorzeitige Ausstieg aus der Kohle vorangetrieben wird? Die nächste große Baustelle hat RWE-Chef Rolf Martin Schmitz noch vor sich: Wie soll ein vorzeitiger Ausstieg aus der Kohle finanziert werden? Fällt schon bald die nächste Milliardensumme für einen Kohle-Fonds an? Falls der kommt, was ist dann vom Mutterkonzern eigentlich noch übrig? Nicht viel.
RWE hat im vergangenen Jahr 4,3 Milliarden Euro auf seine konventionellen Kraftwerke abgeschrieben. Grund dafür seien eingetrübte Aussichten im Strom-Großhandel. Die Preise dort sind von 2011 bis 2016 fast ohne Unterbrechung gefallen. Erst Ende des Jahres erholten sie sich - teils wegen des kalten Winters, teils wegen Ausfällen in Kernkraftwerken in Frankreich. Nach Daten von Thomson Reuters liegt der Preis für Lieferung von Strom im Folgejahr an der Strombörse EEX zurzeit zwar um 50 Prozent über dem Tiefstand von 2016. Das ist aber nur die Hälfte dessen, was 2011 bezahlt wurde.