Nach den Insolvenzfällen Lichtblick für die kriselnde Solarindustrie

Seite 4/4

Fokus auf Europa


Sofort nahm Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg die Suche nach Investoren auf. Ein schwieriges Unterfangen, brachen doch immer mehr Solarfirmen zusammen. Die Retter aus dem Morgenland kamen im Frühjahr: Microsol, ein von indischen Ingenieuren gegründetes Unternehmen mit Sitz im arabischen Emirat Fudschaira. Die Multi-Kulti-Truppe machte aus der börsennotierten Solon SE die Solon Energy GmbH und schrumpfte den Betrieb gesund: Lag der Umsatz 2010 noch bei 620 Millionen Euro, sind es 2011 nur noch 435 Millionen. Wie viel 2012 herauskommt, will Podlowski nicht verraten „Es wird noch mal deutlich weniger sein“, sagt Podlowski. Immerhin schafften 433 von 451 Mitarbeitern den Sprung in die neue Gesellschaft.

Bis Solon nach der Insolvenz im Markt wieder Fuß fassen konnte, dauerte es jedoch länger als vom Management zunächst gedacht. Eine Modulfabrik in Greifswald mit einer Kapazität von 180 Megawatt wird dichtgemacht. Die Module laufen nun in Fudschaira vom Band. „Es war eine Maßnahme, die wir treffen mussten, um für große Mengen wettbewerbsfähig zu bleiben. Ob es uns gefällt oder nicht“, sagt Podlowski.

Weltumspannende Aktivitäten

Vom vollständigen Exodus in die arabische Wüste will er aber nichts wissen. „Der Standort Berlin hat seine Daseinsberechtigung, auch wenn er teurer ist. Nur so können wir kurzfristig auf Kundenanfragen reagieren.“ Denn bis die Module aus dem arabischen Werk einmal um die halbe Welt verschifft sind, dauert es bis zu fünf Wochen – im Zweifelsfall viel zu lange.

Die Hoffnung der Berliner liegt nun in Indien – der Heimat der Microsol-Bosse. Auf ihre Kontakte setzt Podlowski und auf das Potenzial des sonnenreichen Landes: „Wir haben Fuß gefasst im Markt für gewerbliche Dachflächen, für die es ein Förderprogramm gibt.“ Stolz schwärmt er von den „weltumspannenden Aktivitäten“ des Mittelständlers. Zur Niederlassung in den USA sind seit der Pleite eine Tochter in Indien und vor wenigen Wochen noch ein Joint Venture mit dem israelischen Energie- und Technologiekonzern Elco hinzugekommen.

Ob der Expansionsfeldzug rund um den Globus aufgeht, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. Vorerst bleiben der Heimatmarkt und Italien die wichtigsten Märkte; der Fokus bleibt damit zunächst auf Europa.

In Deutschland setzt Solon auf die Energiewende: „Speicherlösungen und Energiemanagement werden für uns ein sehr wichtiges Standbein“, sagt Podlowski. Umsatzrelevant seien diese Technologien aber bisher nicht. „Ich will keine rosaroten Wolken malen, die Branche ist noch immer in einer Konsolidierungsphase. Nach wie vor wird unter Preis verkauft, die Lage ist schwierig.“

Schwierig, aber vielleicht doch nicht völlig aussichtslos. Fotovoltaik habe auch in Deutschland Zukunft, verspricht jedenfalls Bundesumweltminister Peter Altmaier.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%