Die beiden Gemeinschaftsunternehmen mit den internationalen Schwergewichten dürften vor allem für Siemens eine Bedrohung darstellen. Denn die Münchner sind unangefochtener Weltmarktführer, wenn es um Windmühlen auf den Meeren geht. Laut Erhebungen der European Wind Energy Association hatte der in Dänemark produzierende Technologiekonzern zum Ende des Jahres 2013 mit europaweit 1250 installierten Meeres-Mühlen einen Marktanteil von 60 Prozent.
Durch die Mega-Kooperation könnte die Marktposition von Siemens bröckeln. Kein Wunder also, dass die Siemens-Ingenieure ebenfalls ständig an neuen, größeren und leistungsfähigeren Windrädern tüfteln. Zur Marktreife hat Siemens bereits eine sechs Megawatt Turbine gebracht, die so genannte SWT-6.0-154. Der dänische Energiekonzern Dong traut der Siemens-Mühle offenbar einiges zu und orderte Ende vergangenen Jahres fast 100 Stück des Riesen-Rotors für die beiden deutschen Nordseewindparks Gode Wind 1 und 2.
Doch nicht nur immer größere Rotoren und die zunehmende, kostengünstigere Standardisierung bei der Produktion sollen der Garant für niedrigere Kosten für erzeugten Windstrom sein. Auch in punkto Logistik und beim Aufbau von Fundamenten lässt sich Geld sparen. Dann, so prognostiziert es ein Siemens-Manager, könnten die Kosten für Offshore-Windstrom bis 2020 auf zehn Cent je Kilowattstunde gesenkt werden.
Laut Berechnungen der Windenergie-Agentur WAB befinden sich neun Windparks mit insgesamt 645 Anlagen und über 2600 Megawatt Leistung im Bau und gehen bereits in diesem beziehungsweise im nächsten Jahr ans Netz. 690 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 3000 Megawatt befänden sich zeitgleich zu den bereits aufgestellten Anlagen in der Bauvorbereitung – weitere sind in der Planungsphase. Acht Umspannwerke für die Offshore-Windkraftwerke wurden bereits auf See installiert; sie bündeln und transformieren den Strom, um ihn dann für die Stromeinspeisung an Land vorzubereiten.
Auch Senvion aus Hamburg, die bisher Repower hießen, dürfte mit erheblichem Gegenwind rechnen. Senvion ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Suzlon-Gruppe. Der Ableger des indischen Windenergieanlagen-Herstellers ist beispielsweise für die Lieferung und Errichtung der Windmühlen im Hochsee-Windpark Nordsee Ost, 35 Kilometer nördlich von Helgoland zuständig. Nordsee Ost wurde vom Energiekonzern RWE entwickelt. Senvion hat vor wenigen Wochen mit der Installation der Turbinen begonnen. Die ersten der insgesamt 48 Mühlen des Typs 6.2M126 stehen schon.
Jede Turbine verfügt dabei nach Herstellerangaben über eine Nennleistung von 6,15 Megawatt. Die Installation der Turbinen soll schon in diesem Jahr abgeschlossen werden, die Inbetriebnahme ist ab September geplant. Die endgültige Fertigstellung des Projekts ist für das Frühjahr 2015 anvisiert, dann soll der Offshore-Windpark über eine installierte Leistung von knapp 300 Megawatt verfügen.
Beim Projekt Nordsee Ost werden die Turbinen in einer Wassertiefe von 22 bis 25 Metern errichtet. Nordsee Ost sollte ursprünglich zwischen 2011 und 2013 errichtet werden. Demnach waren die ersten Anlagen schon für 2012 vorgesehen. Doch die Probleme beim Netzanschluss führten zu einer deutlichen Verspätung.