Kürzlich haben Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) vorgeschlagen, dass Betreibern von Windparks bei Betriebsunterbrechungen oder nicht erfolgter Netzanbindung bis zu 90 Prozent der entgangenen Ökostromumlage erstattet werden sollen. Die Kosten will die Regierung auf die Stromkunden abwälzen. Vom Inkrafttreten einer solchen Regelung will RWE auch abhängig machen, ob der Konzern weitere Hochsee-Windparks baut.
Krisenmanager Dawidowsky räumt Fehler bei der Planung ein. „Sicherlich wäre es klüger gewesen, am Anfang nur ein Projekt statt vier anzunehmen“, sagt er. Bei zwei weiteren Offshore-Umspannwerken, den Plattformen Helwin 2 und Sylwin 1 für Tennet, liege man immerhin im Zeitplan.
In der Hoffnung auf das große Geschäft und getrieben vom Glauben, Weltmarktführer und unangefochtener Spezialist beim Offshore-Windgeschäft zu sein, hatte Siemens sich 2010 übereilt auf die Projekte gestürzt. Was auf das Unternehmen zukommen würde, war den Verantwortlichen nicht klar. Man habe die Komplexität unterschätzt, sagt Dawidowsky. So wurden viel mehr Stahl und Beton verbaut als geplant.
Entwicklung der größten Windkraftanlagenbauer
Die Experten der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman haben zusammengetragen, wie hoch die Zahl der neu installierten Leistung der jeweiligen Windkraftanlagenbauer weltweit war und wie das Unternehmen in den Jahren 2008 bis 2011 gewachsen ist. Dazu wurde die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (Compound Annual Growth Rate, abgekürzt CAGR) herangezogen.
Neuinstallation 2011 in Megawatt: 3.042
Wachstum 2008-2011 (CAGR): 173%
Neuinstallation 2011: 1.500
Wachstum 2008-2011: 105%
Neuinstallationen 2011: 3.600 MW
Wachstum 2008-2011: 46%
Neuinstallation 2011: 3.700 MW
Wachstum 2008-2011: 37%
Neuinstallation 2011*: 3.116 MW
Wachstum 2008-2011: 20%
*inklusive REpower Systems
Neuinstallation 2011: 2.591 MW
Wachstum 2008-2011: 11%
Neuinstallation 2011: 1.100 MW
Wachstum 2008-2011: 2%
Neuinstallation 2011: 3.308 Megawatt
Wachstum 2008-2011: 2%
Neuinstallation 2011: 3.203 MW
Wachstum 2008-2011: 0 %
Neuinstallationen 2011: 5.217 MW
Wachstum 2008-2011: - 1%
Neuinstallationen 2011: 970 MW
Wachstum 2008-2011: - 3%
Neuinstallationen 2011: 3.170 MW
Wachstum 2008-2011: -3%
Neuinstallationen 2011: 651 MW
Wachstum 2008-2011: - 20%
Dazu kommt: Manche Vorschriften zur Konstruktion von Offshore-Plattformen haben die Behörden erst erlassen, nachdem Siemens die Bauaufträge bereits hatte. So stufte der Gesetzgeber die Umspannplattformen als vergleichbar mit Ölbohrplattformen ein und nicht als Schiffe. Der Hersteller muss deshalb jede einzelne Schweißnaht zertifizieren lassen. Bei Schiffen ist dies nicht nötig. Um Meeressäuger vor Lärm zu schützen, darf die Installation der Plattformen auf hoher See zudem höchstens 165 Dezibel in einem Umkreis von 750 Metern verursachen. Die erforderlichen Maßnahmen kosten pro Plattform mehrere Millionen Euro zusätzlich.
Ursprünglich hatte Siemens für den Bau einer Umspannplattform gut 30 Monate geplant. Inzwischen kalkulieren Dawidowsky und seine Ingenieure mit 50 Monaten.