Was geht bei E.On vor? Gleich zwei Vorstände werden dem Versorger den Rücken kehren: Die Personalvorständin Regine Stachelhaus und der Produktionschef Klaus-Dieter Maubach. Aber es gibt auch einen spektakulären Neuzugang: Direkt vom Erzrivalen RWE aus Essen kommt der Strategievorstand Leonard Birnbaum, 46, in den E.On-Vorstand.
Das Auffällige daran: Für Birnbaum gibt es bis dato noch kein Aufgabenfeld im obersten Entscheidungsgremium. Stellvertretender Vorstandschef könnte er werden, mutmaßen E.On-Manager. Andere sehen bereits schwarz für E.On-Chef Johannes Teyssen. Der E.On-Chef hat sich in den vergangenen Monaten der Energiewende nicht gerade beliebt gemacht bei der Belegschaft. „Und das war auch nicht seine Aufgabe“, sagt ein E.On-Manager. Zeitweise sah es sogar nach betriebsbedingten Kündigungen aus, die dann abgewendet werden konnten.
Teyssen igele sich in seiner Vorstandsetage ein, sagen seine Kritiker, wohl wissend, dass sich der gelernte Verwaltungjurist gegen solche schwammigen Vorwürfe schlecht wehren kann. Hängen bleibt allerdings, dass ein isolierter Vorstandschef, der stark aufbrausend werden kann, wenn die Türen sich hinter ihm schließen, nur sehr schlecht die Energiewende im Konzern bewältigen kann. Braucht er die Unterstützung von Birnbaum? Wird er von Birnbaum eingerahmt und eines Tages vielleicht sogar ersetzt? Diejenigen, die solche Gerüchte streuen, hätten augenscheinlich nichts dagegen.
E.On nach 20 Monaten Energiewende
E.On hat seinen Umsatz zwischen 2010 und 2012 von 93 Milliarden Euro auf 118 Milliarden Euro gesteigert.
Beim Konzernüberschuss (Fehlbetrag) musste E.On 2011 ein Minus von 1,8 Milliarden Euro ausweisen, 2012 steht hier wieder ein Plus von 2,6 Milliarden Euro.
Der nachhaltige Konzernüberschuss (bereinigt um außergewöhnliche Effekte) lag 2010 noch bei 4,8 Milliarden Euro, brach 2011 auf 2,5 Milliarden ein und stabilisierte sich 2012 wieder bei 4,2 Milliarden.
Der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen (Ebitda) nahm von 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 10,8 Milliarden im Jahr 2012 ab. 2011 war er auf 9,3 Milliarden abgesackt.
Der Wert sank von 37,7 im Jahr 2010 auf 36 im Jahr 2012.
E.On hat bereits Kraftwerke abgeschaltet, die einem Anteil von 15 Prozent an seiner Gesamtstromkapazität entsprechen. Weitere 26 Prozent stehen noch aus.
Der Gasanteil lag 2012 bei 35 Prozent und damit auf dem selben Wert wie 2010. 2011 lag er mit 38 Prozent zwischenzeitlich etwas höher.
Steinkohle hat für E.On an Bedeutung gewonnen. Der Anteil stieg von 23 Prozent in den Jahren 2010 und 2011 auf 26 Prozent im Jahr 2012.
Braunkohle-Kraftwerke spielen bei E.On mit einem Anteil von fünf bis sechs Prozent in den vergangenen drei Jahren eine untergeordnete Rolle.
Die erneuerbare Energie hat E.On von 11 Prozent auf 12 Prozent im Jahr 2012 leicht ausgebaut.
Der Anteil der Windkraft stieg dabei von drei auf vier Prozent zwischen 2010 und 2012.
Der Wert des Konzerns fiel beträchtlich. Waren es 2010 noch 45,8 Milliarden Euro, wird E.On 2012 nur noch mit 28,2 Milliarden Euro bewertet.
Der Börsenwert ist dramatisch eingebrochen. Die Gewinne können nur durch Beteiligungsverkäufe gehalten werden.
Gerüchte wabern durch die Zentrale von E.On am Düsseldorfer Rheinufer. Das Machtvakuum tut dem Konzern nicht gut, und Teyssen auch nicht. Es ist vor allem die zweite Führungsriege, die sich zurückgesetzt fühlt. Von dort aus kann man auch an die Spitze gelangen, allerdings bisher nicht bei E.On.
Musterbeispiel ist der vor hundert Tagen an die Spitze des drittgrößten deutschen Energieversorgers EnBW gerückte Frank Mastiaux, der bei E.On zu dieser zweiten Führungsriege gehörte. Mastiaux verantwortete das im Ausland angesiedelte Neugeschäft von E.On. Nun ist er die Nummer eins bei EnBW. Auch Rolf Pohlig, früherer Mann der zweiten Reihe im E.On-Finanzressort, erlange erst durch den Ruf von RWE die Vorstandsweihen. Bei E.On waren ihm die verwehrt. Warum soll es nicht einmal umgekehrt gehen? Was man bei RWE nicht werden kann, erreicht man bei E.On.
Nur Werner Wenning weiß, was er mit Birnbaum noch vorhat.