
Die Gläubiger des insolventen Windpark-Betreibers Prokon haben im Juli die Wahl zwischen dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach. Der Verkauf an den Stromkonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) wird im Insolvenzplan als weniger einträglich bewertet als die Fortführung des Unternehmens als Genossenschaft, wie die EnBW und der Verein "Freunde von Prokon" am Freitag übereinstimmend mitteilten.
Die Mitglieder der noch zu gründenden Genossenschaft müssten allerdings auf eine Bar-Ausschüttung verzichten und neue Risiken eingehen. Der Prokon-Verein warb für die "bürgernahe Energiewende". Der drittgrößte Energiekonzern, der sich gerade von Atomkraft auf erneuerbare Energien umstellt, will Marktführer für Windparks werden.
Die Karlsruher EnBW bezifferte ihre Offerte auf 550 Millionen Euro. Das seien 100 Millionen weniger als der Wert von Prokon nach dem Genossenschaftsmodell, sagte EnBW-Finanzchef Thomas Kusterer in einer Telefonkonferenz. Ein Gläubiger bekomme pro 10.000 Euro Kapital 5220 Euro zurück. Die "Freunde von Prokon" rechneten vor, im Genossenschaftsmodell sei der Verlust 670 Euro geringer. Doch die Gläubiger müssten länger auf ihr Geld warten, denn sie müssen der Genossenschaft beitreten und eine 15-jährige Anleihe zeichnen, die mit Prokon-Windparks besichert ist.
"Aus unserer Sicht entstehen damit für Prokon aber auch für die Kreditgeber neue Risiken", warnte EnBW-Finanzchef Kusterer. Durch die Sicherheiten für die Anleihe und die hohe Verschuldung werde es eine Genossenschaft schwer haben, genug Kapital für Wachstum aufzunehmen. Die EnBW und Prokon könnten sich hingegen zusammen zum führenden Windparkunternehmen in Deutschland entwickeln.
Der gut 10.000 Mitglieder zählende Verein "Freunde von Prokon" hat das Genossenschaftsmodell initiiert. In ihm hat sich ein Teil der rund 75.000 Zeichner von Genussrechten zusammengeschlossen, bei denen Prokon vor seiner Pleite 1,4 Milliarden Euro eingesammelt hatte. Damit genug Geld für die Genossenschaft zusammenkommt, müssten allerdings mehr als 30.000 Genussrechtsinhaber ihre Ansprüche in Genossenschafts-Anteile umwandeln. Bis Ende Juni haben sie Zeit, sich zu entscheiden. Am 2. Juli stimmen dann alle Prokon-Gläubiger in Hamburg darüber ab, welches der Modelle zum Zug kommt.
Vereinsvorstand Wolfgang Siegel appellierte an das grüne Gewissen der Gläubiger: Mit der Genossenschaft könnten sie zu einer bürgernahen Energiewende beitragen. EnBW will seinerseits mit Veranstaltungen in Hamburg, Berlin und Ulm die Gläubiger überzeugen. Sein Angebot werde der Energiekonzern aber nicht aufstocken. "Das ist unser letztes Wort", sagte Kusterer.